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Julia Floß' LieblingsortWarum man das versteckte Bistro „Chez Gus“ im Vringsveedel besuchen sollte

Lesezeit 3 Minuten
Gemütlicher Innenraum des Restaurants mit vielen Grünpflanzen.

Das Bistro Chez Gus in der Kölner Südstadt.

In dem gemütlichen Ecklokal serviert „Gus“ kleine Spezialitäten und außergewöhnlich gute Produkte direkt aus Frankreich. Auch Frühstück gibt es.

Das Kölner Severinsviertel hat einen Bistro-Neuzugang. Obwohl Neuzugang einigermaßen übertrieben ist. Das „Chez Gus“ serviert bereits seit Ende Mai Croque Monsieur, Quiche und feinste französische Spezialitäten. Das hübsche Bistro haben viele nicht auf dem Schirm, weil die Lage mal wieder etwas undankbar ist. Hier verirrt sich kaum ein Passant hin. Die Rosenstraße ist Wohngebiet und Durchfahrtsland. Zwar sind die Kneipen rund um den Chlodwigplatz, das Ferkulum und den Ubierring gleich um die Ecke, aber eben nicht in Sichtweite. Das „Chez Gus“ gehört eigentlich mitten auf die südstädtische Promenade, die Alteburger Straße, zumindest charmetechnisch. Die ist wenige Gehminuten entfernt, aber wie so oft entscheiden manchmal nur zwei Querstraßen, ob ein Lokal täglich voll besetzt ist oder eben nicht.

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

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Das „Chez Gus“ hält sich seit dem Frühjahr tapfer. Tagsüber bleibt es verdächtig ruhig, dafür sollte man gegen Abend besser einen Tisch reservieren. Die Gastgeberqualitäten von Augustin „Gus“ Dejoie haben sich nämlich doch rumgesprochen.

Inhaber Augustin „Gus“ Dejoie in seinem Restaurant Chez Gus in der Südstadt.

Inhaber Augustin „Gus" Dejoie in seinem Restaurant Chez Gus in der Südstadt.

Croissants zum Frühstück im Chez Gus

Das Ecklokal wirkt von außen, als gäbe es drinnen maximal drei Stehplätze. Weit gefehlt, an der Quiche-Vitrine vorbei eröffnet sich das eigentliche Bistro mit kleinen Holztischen, Kerzenwachs-betropften Weinflaschen und alten Gitanes-Reklameplakaten an den Wänden. Auf der Karte stehen insgesamt fünf verschiedene Rubriken plus Getränke und eine sehr schöne Weinkarte. Zum Frühstück gibt’s Croissant, Pain au Chocolat oder das „Le Francais“ bestehend aus dem vorher genannten Gebäck, Baguette, Butter und Marmelade.

Weiter geht’s mit zweierlei Quiche –Lorraine und Ziegenkäse mit Honig. Handwerklich gibt es hier überhaupt nichts auszusetzen. Der Teig ist herrlich mürbe. Bei der Lorraine-Füllung ist mir das Ei etwas zu prominent, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Les Casses-croûte sind simple, aber fantastische Sandwiches. Mein Favorit ist das „Le Campagnard“ mit Pastete und Essiggürkchen. Die Pâté campagne ist eine wunderbar würzige Pastete. Die säurebetonten Cornichons sind das perfekte, knackige Gegengewicht zur cremigen, wuchtigen Pâté.

Ecklokal, rotes Haus.

Lieblingsort Chez Gus in der Rosenstraße/Ecke Annostraße in der Südstadt.

Croque Monsieur ist endlich auch in hiesigen Gefilden zum etablierten Sandwich geworden. Auf immer mehr Speisekarten findet sich der französische Klassiker aus Schinken, Käse und Béchamelsauce. Im „Chez Gus” gibt es direkt zwei Besonderheiten. Zum einen lebt dieser Käse-Schinken-Bausatz von der Qualität seiner Produkte. Je besser der Schinken, umso besser der Croque.

Kleine Auswahl, beste Produkte aus Frankreich

Die Karte von Gus erscheint überschaubar, aber die Produkte, die er serviert, sind außergewöhnlich gut. Das ist der rote Faden und er zieht sich durch. Die andere Besonderheit ist die vegetarische Croque-Version. Beides wird mit einer ordentlichen Portion Blattsalat serviert. Auch hier wirken Essigsäure und Senf wieder als Geschmacksregulatoren. Ausgewogenheit ist alles. Geschmolzener Käse, süßliche Béchamel und Weißbrot schmecken noch viel besser, wenn daneben eine Senf-Vinaigrette ihr Unwesen treibt.

Aktuell gibt es im Bistro nicht nur köstlichen Beaujolais Nouveau, den man unbedingt probieren sollte, sondern auch deftige, französische Zwiebelsuppe. Ein Traum aus Umami, getoppt mit zwei dicken Scheiben Baguette, die auch noch mit würzigem Comté überbacken wurden. Ein Lichtblick in der dunklen Jahreszeit.

Mit Käse überbackene Zwiebelsuppe.

Ein Traum aus Umami: Die Zwiebelsuppe bei Chez Gus.

Mein absoluter Favorit ist allerdings die gemischte Platte, die „Planche mixte“. Auf dem Holzbrett liegen eine wunderbare Käseauswahl von mild bis kräftig, Salzbutter und unglaublich köstliche Wurstspezialitäten aus dem Heimatort von Gus, ein Örtchen in der Nähe von Le Mans. Le Mans ist zwar hauptsächlich bekannt für sein 24-Stunden-Rennen, sollte meiner Meinung nach aber noch viel bekannter für Pastete und diese fabelhafte Rillette sein. Dazu ein Körbchen Baguette und vielleicht noch ein Glas Wein – besser könnte der Abend kaum laufen.

Chez Gus, Rosenstraße 43, 50678 Köln, Öffnungszeiten: So-Di + Do 11-21 Uhr, Fr+Sa 11-22 Uhr, Mittwoch Ruhetag, Tel: 0221/56067352

Julias Auswahl bei Chez Gus

Köstliche gemischte Wurst- und Käseplatte.

Die „Planche mixte“ – eine köstliche gemischte Wurst- und Käseplatte.

  1. Croque Monsieur // 9 Euro
  2. Le végé croque // 9 Euro
  3. Quiche Lorraine // 7 Euro
  4. Zwiebelsuppe // 8,50 Euro
  5. Planche mixte // 18 Euro