Vom Bowl-Trend war Julia Floß bislang nicht überzeugt. Warum das chinesische Restaurant dennoch zu ihren Lieblingsorten gehört.
Julia Floß' LieblingsortChinesische Do-it-Yourself-Suppen in der „Bowl Maker Society“
Ehrlich gesagt, erzeugt das Wort „Bowl“ bei mir immer noch eine gewisse Form der Ablehnung oder zumindest Skepsis. Es ist schon besser geworden. Ich gebe mir Mühe. Denn eins ist klar: Niemand entkommt der Bowl-Bewegung. Ich assoziiere mit dem Trend-Napf leider immer noch hemmungslos banales Essen. Fades Gemüse, trockener Couscous, völlig belanglose Dressings, der Inhalt ist immer zu kalt und allzu oft schmeckt die ganze Nummer nach muffigem Kühlschrank.
Die Bowls von Gastronomin Li Ma haben mit laffem Styropor-Gemüse und Billig-Lachs überhaupt nichts zu tun. Es geht um Malatang. „Malatang ist in China wie Pommes und Bratwurst in Deutschland“, erklärt die Chefin der „Bowl Maker Society“. Es gibt Malatang in der Street-Food- und der Imbiss-Version. Ganz grundsätzlich schnappt sich der Gast entweder ein Körbchen oder direkt die Schüssel und wählt seine liebsten Suppeneinlagen aus. Anschließend wird der Inhalt gewogen und mit einer kräftigen Brühe nach Wahl aufgegossen.
Die namensgebende Zutat dieses Gerichts ist die Mala, eine typische Gewürzmischung der Sichuan-Küche. Der Name Mala setzt sich aus zwei chinesischen Worten zusammen, die den besonderen Stellenwert von Schärfe in der chinesischen Küche offenbaren. „Ma“ meint die leicht betäubende, prickelnde Wirkung von Sichuan-Pfeffer und „La“ ist die typische Capsaicin-Schärfe, die uns zum Schwitzen bringt und die Nebenhöhlen frei pustet.
Große Auswahl für individuelle Bowls
Als ich in Guangzhou zum ersten Mal an einem Malatang-Laden vorbeilief, dachte ich, es sei ein kleiner Supermarkt, weil die Wände mit Kühlregalen zugestellt waren und unfassbare viele Behälter mit allerlei Gemüse, Pilzen, Tofu-Varianten, Fisch, Fleisch, Nudel-Formen, Bällchen und Klößchen in der Auslagen standen. Bei der „Bowl Maker Society“ steht ein großes Kühlregal, direkt am Eingang. Die Auswahl reicht bereits für die erste Überforderung. Ich fange immer mit der Nudelgrundlage an und lass mich dann vom Angebot inspirieren: Enoki-Pilze, Garnelenklößchen, Algenknoten, Tofukissen, Senfkohlblätter, ein mariniertes Ei dazu, vielleicht noch ein paar Champignons, zwei, drei Blätter Chinakohl und dann ist die Schüssel auch schon ziemlich voll.
Kräftige Brühen und frische Toppings
Der Gast stellt sich also seine ganz individuelle Suppeneinlage zusammen und der Preis wird nach Gewicht berechnet. In der „Bowl Maker Society“ stehen fünf verschiedene Brühen zur Auswahl, drei davon vegan. Li Ma ist auf ihre Brühen besonders stolz, sind sie doch die wichtigste Komponente der Mahlzeit. Mindestens zehn Stunden blubbern die Grundfonds vor sich hin, ehe sie in unseren Suppenschüsseln landen. Das schmeckt und riecht man. Die Brühen sind kräftig aromatisch. Wer möchte, kann sich noch ein Topping aus Sesampaste, Knoblauch, Chiliöl und frischen Kräutern zusammenstellen.
Li Ma verbindet den Bekanntheitsgrad der japanischen Ramen mit dem chinesischen Malatang-Konzept. Warum auch nicht? Das macht die Sache für viele etwas zugänglicher. Und der Plan scheint aufzugehen. Die „Bowl Maker Society“ ist regelmäßig bis auf den letzten Platz voll besetzt und es bilden sich Schlangen vor dem Eingang. Die Wartezeit bleibt aber recht kurz, Malatang ist ja schließlich ein Fast-Food-Prinzip.
Den „Mala“-Grad kann jeder Gast natürlich selbst bestimmen: von mild über leichtes Brennen bis hin zu „Servieren Sie auch Taschentücher dazu?“ ist alles möglich. Mein Favorit neben der Red-Tori-Brühe ist übrigens die herrlich samtige Garlic Dream. Der geröstete Knoblauch bringt super viel Umami und Geschmacksvolumen. Die Knoblauchfahne anschließend bleibt magischerweise aus.
Bowl Maker Society, Wolfsstraße 2-4, 50667 Köln | Öffnungszeiten: 11.30-21 Uhr | www.bowlmakersociety.de
Julias Auswahl
- Grundpreis: 100 g // 2,69 Euro
- Red Tori // 9,30 Euro
- Vegan Malatang // 12,27 Euro
- Garlic Dream // 11,24 Euro
- Yuzu Limonade // 4,20 Euro