AboAbonnieren

Julia Floß' LieblingsortIm „San Gu Mao Cei“ gibt's köstliche Nudelsuppe zum Selbermachen

Lesezeit 3 Minuten
Außenfassade des chinesischen Restaurants San Gu Mai Cei
in Köln.

An der grellgelben Fassade erkennt man das chinesische Restaurant schon von weitem.

Für unsere Gastrokritikerin gibt es mindestens zwei gute Gründe, das chinesische Restaurant am Breslauer Platz nach den Feiertagen aufzusuchen.

Es fühlt sich ein bisschen so an, als wäre Malatang der neue Food-Trend. Immer mehr Gastronomien mit DIY-Suppen-Konzept öffnen ihre Pforten und bilden eine fantastische Fast-Food-Alternative zu Currywurst und belanglosem Couscous-Salat. Malatang funktioniert ganz einfach: Jeder Gast erhält ein Körbchen samt Zange und wählt seine liebsten Zutaten aus der Kühlvitrine aus. Was darf’s denn heute sein?

Julia Floß

Julia Floß

Julia Floß ist ausgebildete Köchin und Patissière und hat viele Jahre in verschiedenen von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeichneten Küchen gearbeitet, bevor sie Journalismus und Medienkommunika...

mehr

Verschiedene Nudelsorten, Gemüse, frische Pilze, Tofu- und Seitanprodukte, mariniertes Fleisch, Garnelen, allerlei Klößchen und Eier. Jeder wählt aus, was ihm schmeckt und bestimmt selbst über die Menge der Einlage. Das Körbchen wird an der Kasse gewogen und der Gast entscheidet sich nun, in welcher Brühe die Lieblingszutaten schwimmen sollen? Die scharfe Hausbrühe, vegetarisch mit Tomate, eher süß-sauer oder lieber gar nicht scharf dafür mit viel Umami?

In verschiedenen Schalen liegen Zutaten für eine chinesische Nudelsuppe.

Viele frische Zutaten zum selber wählen.

Auch das Topping-Buffet lohnt einen Besuch

Alle Fragen sind geklärt, der Gast bezahlt und erhält dafür eine Art Buzzer. Eine kleine Plastikscheibe, die leuchtet und brummt, sobald die Bestellung bereit zum Abholen ist. Auf dem Weg zum Platz sollte man unbedingt noch Halt am „Topping-Buffet“ machen. Hier stehen Sesampaste, Chiliöl, gehackter Knoblauch, frischer Koriander, Essig, Sojasauce und verschiedene fermentierte Pasten zum Nachwürzen. Man kann die gewünschten Zutaten entweder direkt in die Suppenschüssel geben oder sich ein kleines Würzschälchen zusammen stellen. So weit, so gut.

Malatang ist eine chinesische Idee und leitet sich von der Mala-Sauce ab. Eine Spezialität aus der Sichuan-Küche: Es geht also um Chili und Sichuanpfeffer. Hotpot-Enthusiasten klatschen an dieser Stelle aufgeregt in die Hände und packen schon mal die Taschentücher für die laufende Nase ein.

Eine Nudelsuppe

Beim Malatang-Prinzip wählt jeder aus, was ihm schmeckt und bestimmt selbst über die Menge der Einlage.

Heiße Nudelsuppe ist ein extrem guter Immun-Booster

Ich liebe diese Art von Gastronomie aus mehreren Gründen. Zum einen ist eine heiße Nudelsuppe nicht nur wahnsinnig lecker, sie ist – gerade im Winter – einfach ein extrem guter Immun-Booster. Nicht ohne Grund ist der (angebliche) Ursprung von Malatang der Gemeinschaftssuppenkessel von Hafenarbeitern, die ständig Wind und Wetter ausgesetzt sind und sich mit einer Schüssel heißer Suppe mit viel Chili und Ingwer nicht nur wärmen, sondern auch vor der nächsten Erkältung schützen. Zum anderen finde ich es einfach total super, wenn ich selber entscheiden darf, was in meiner Suppe schwimmt. Nehme ich heute extra viele Nudeln, dafür aber nur ein Fischbällchen oder lieber dreierlei Pilze, zwei Wachteleier und dieses seltsame Grünzeug, was ich noch nicht kenne?

Ein Blick in das chinesische Restaurant „San Gu Mao Cei“.

Beim Gang zur Kasse sollte man auch am Topping-Buffet Halt machen.

Ein Besuch im „San Gu Mao Cei“ ist das perfekte Mittel gegen den Weihnachts-Festtags-Kater. Gänsebraten, Rotkohl, Familienbrunch von 10 bis 16 Uhr, Kaffeetafel, Plätzchenteller, Eierlikör und am nächsten Tag alles nochmal von vorne? Man fühlt sich schwerfällig, der ganze Weihnachtskitsch soll jetzt bitte endlich mal vorbei sein. Wir sind bereit für Frühjahr und Sonne und gute Vorsätze. Warum nicht mit einer kleinen Portion Überforderung anfangen und erstmal wie Falschgeld im Suppenladen stehen und Körbchen suchen? Wenn man einmal begriffen hat, wie die Abläufe sind (siehe oben) und sich einen Überblick über die Brühen verschafft hat (siehe unten), ist das alles ganz einfach und vor allem sehr, sehr lecker.

Ein kleines bisschen Chengdu mitten in Köln

Die Hauptzielgruppe sind chinesische Gäste, was man an der Beschilderung und diversen Spezialitäten in der Kühlvitrine ablesen kann (zum Beispiel Froschschenkel und Entenblut). Allerdings wurde mit deutschen und englischsprachigen Erklärungen bereits dezent nachgerüstet und jede Nachfrage wird geduldig vom Personal beantwortet. Das permanente Brummen der Buzzer gehört ebenso zum Gesamteindruck wie das fröhliche Orangen-Männchen auf dem Tee-Mischgetränk. Irgendwie ein kleines bisschen Chengdu mitten in Köln.

San Gu Mao Cei, Maximinenstraße 2, 50668 Köln | Öffnungszeiten: Di-So 12-15 Uhr + 17-22 Uhr | Achtung! Bei Google Maps findet man zwei Adressen: San Gu Hot Pot und der chinesische Name, gemeint ist in beiden Fällen der Laden mit der grellgelben Fassade. Der Eingang befindet sich in der Domstraße 1.

Meine Auswahl:

  1. Fleisch und Gemüse // 2,58 Euro pro 100 g
  2. Mindestverzehr: 380 g für 10 Euro
  3. Fünf Brühen zur Auswahl: Classic Spicy (von leicht bis sehr scharf), Lao Tan Sauerkraut, Tomatenbrühe, feine drei Köstlichkeiten (nicht scharf), Gan Ban (keine Brühe)