Schmeckt's, Frau Floß?Köstliche Sichuan-Küche am Barbarossaplatz
Köln – Das Restaurant „Höfchen“ am Barbarossaplatz ist eines dieser Lokale, an denen man schon 100 Mal vorbeigekommen ist und dennoch nicht so genau weiß, was da eigentlich los ist. Irgendwo zwischen Sonnenbank und Sportwetten, Shisha-Bedarf und quietschenden KVB-Schienen. Drinnen sind nur noch wenige Plätze frei. Es ist relativ laut, an den Tischen sitzen hauptsächlich größere chinesische Gruppen und Familien und es duftet nach Knoblauch, gebratenem Fleisch und Erdnüssen.
Auf vielen Tischen stehen kleine Stövchen mit gusseisernen Töpfen, aus denen es brutzelt und dampft. Am Nebentisch wird gerade der Feuertopf serviert, das berühmte chinesische Fondue – in diesem Falle in der Chengdu-Edition: rot glühend mit viel Chili.
Bestellung per QR-Code
Bestellt wird über den QR-Code am Tisch. Analog funktioniert das natürlich auch. „Wir warten noch auf unsere schönen Menükarten“, erzählt Xinrong Yang. „Durch die Pandemie dauert alles viel länger. Normalerweise hätten wir so’n richtiges Buch mit großen Fotos und Erklärungen zu den Gerichten.“ Der 31-Jährige lächelt. Er lebt seit elf Jahren in Deutschland, hat in Aachen studiert und betreibt seit März sein erstes Restaurant am Barbarossaplatz. Das „Höfchen“ hat übrigens eine Geschwister-Filiale in Frankfurt. Dahinter verbirgt sich keine große Franchise-Kette, sondern eine alte Schulfreundschaft.
Xinrong kommt aus Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas. Die Region ist bekannt für ihre köstliche, Schärfe-betonte Küche, die in Deutschland aber noch nicht besonders populär ist. Hier besteht die chinesische Küche zu großen Teilen immer noch aus Ente süß-sauer, Frühlingsrollen und gebackener Banane. Daran möchte Xinrong etwas ändern.
Der Teller weckt alle Lebensgeister
Die Dandan Nudeln sind seidige Nudeln in einem dunkelrot leuchtenden Sud. Ein bisschen Pak Choi sorgt für knackige Frische, gebratenes Hackfleisch gibt den letzten Umami-Kick. Dieser fabelhafte Teller ist eher ein Suppengericht, als ein Nudelgericht. Er weckt alle Lebensgeister. Ich habe den restlichen Sud allen Ernstes mit nach Hause genommen und am nächsten Tag mit Reis gegessen, einfach weil ich ihn so lecker fand.
In der Sichuan-Küche gibt es diese fantastische Methode des „Trocken-Bratens“. Sowohl die grünen Bohnen, als auch die Kräuterseitlinge kommen ganz bescheiden und unscheinbar daher und entpuppen sich beim ersten Bissen als wahnwitzig aromatisch. Gurkensalat sollte grundsätzlich immer auf dem Tisch stehen, als kleiner, köstlicher Löschzug. Obacht, das süß-nussige Kung Pao Huhn reicht für locker drei Personen.
Generell empfiehlt sich im „Höfchen“ nicht unbedingt in einzelnen Tellergerichten zu denken, sondern für den Tisch, für mehrere Leute zu bestellen. Oder man bringt einfach viel Hunger mit.
Fazit: Ein wunderbarer Ausflug nach Chengdu
Bewertung: Fünf von sechs Spitzen
Probiertes im Höfchen
Gebratene Kräuterseitlinge // 14,80 Euro
Gebratene grüne Bohnen mit Schweinehackfleisch // 13,80 Euro
Dandan Nudeln // 11,80 Euro
Klebreis-Lotuswurzel mit Honig // 6,80 Euro
Gurkensalat // 5,80 Euro
Kung Pao Huhn // 16,80 Euro
hoefchen-koeln.deHöfchen, Salierring 44, 50677 KölnÖffnungszeiten: Di-So 11.30 bis 15 Uhr und 17.30 bis 22 UhrKüche: 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 21.30 Uhr