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Von Bonn bis MonschauTipps der Redaktion zum Tag des offenen Denkmals in NRW

Lesezeit 4 Minuten
Die Tuchmachervillen in Monschau

Die Tuchmachervillen in Monschau

Beim Tag des offenen Denkmals öffnen alleine in NRW rund 1000 Sehenswürdigkeiten, darunter auch skurrile Gebäude.

Zum Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag, 8. September, öffnen in Nordrhein-Westfalen etwa tausend Sehenswürdigkeiten ihre Türen für Besucherinnen und Besucher. Das Motto heißt „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“. Viele Denkmale können zu diesem Anlass bei speziellen Führungen besichtigt werden.

Der jedes Jahr im September organisierte Denkmaltag werde regelmäßig von vielen Zehntausend Menschen allein in Nordrhein-Westfalen besucht, berichtete die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Veranstalterin in Bonn. Beteiligt sind Initiativen, Kirchen, Behörden, Unternehmen und private Eigentümer in mehr als 200 Städten im ganzen Bundesland. Schlösser, Bauernhäuser, Gärten, Kirchen, historische Industrieanlagen und Verwaltungsgebäude sind dabei.

Bonner Sternwarte beim Tag des offenen Denkmals

So kann in Bonn beispielsweise die 1845 eröffnete alte Bonner Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden. Hier forschte der Astronom Friedrich Wilhelm August Argelander. Der Große Refraktorraum der Sternwarte (Kuppelbau) entstand 1899. Seit 1975 wird er von der Volkssternwarte Bonn betreut und genutzt. Kinder können beispielsweise am Denkmaltag auf eine Reise durch unser Sonnensystem gehen (14.30 Uhr). Eine kurze Geschichte des Universiums wird um 15 Uhr erzählt.

Bonner Sternwarte

Die Bonner Sternwarte

An die Bedeutung Bonns als frühere Hauptstadt und Sitz der Hochkommissare wird beim Besuch der sogenannten Amerikanischen Siedlung in Plittersdorf erinnert. Zur 1951 für die US-Diplomaten errichten Siedlungen gehörten unter anderem eine Kirche im Neuengland-Baustil, Supermarkt, High School und Kindergarten, Heizkraftwerk, Tankstelle, Theater und Bürogebäude. Das Herzstück der Siedlung war der „American Embassy Club“.

Aufgrund Ihrer kulturhistorischen Bedeutung wurde das gesamte Areal der Amerikanischen Siedlung 1990 zum Denkmal ernannt. Am Sonntag werden zwei Führungen um 11 und um 14 Uhr durch die Siedlung angeboten. Treffpunkt: Ecke Kennedyallee/Europastraße.

Der ehemalige American Embassy Club am Plittersdorfer Rheinufer in Bad Godesberg kann auch ohne Führung von 12 bis 17 Uhr besichtigt werden. Heute ist er ein Lostplace. t. Der Flachbau wurde 1951 von Sep Ruf und Otto Apel als Teil der Amerikanischen Siedlung in der Martin-Luther-King-Straße 12 errichtet. Mit Blick auf Rhein und Siebengebirge hat hier so mancher Bonner einst den ersten Burger gegessen.

Baumaterial aus Schrott und Altglas

Wie seinerzeit der erste deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer in Bad Honnef-Rhöndorf wohnte, kann beim Besuch seines im originalen Zustand erhaltenen Wohnhauses nachvollzogen werden. Just vor fast 75 Jahren, am 15. September 1949, war Adenauer mit einer Stimme Mehrheit zum ersten deutschen Bundeskanzler gewählt. Der damals 72-jährige hatte sich selbst gewählt: „Selbstverständlich, etwas anderes wäre mir doch als Heuchelei vorgekommen.“ bekannte er später. Besucher können zudem eine Partie auf Adenauers Bocciabahn im blühenden Rosengarten spieleb oder sich vom rüstigen Pensionär „Jupp“ (Horst Voßmann) Geschichten über den „Alten von Rhöndorf“ erzählen lassen.

Bad Honnef Rhöndorf, Adenauerhaus. Der Garten mit dem Haus.

Bad Honnef Rhöndorf, Adenauerhaus. Der Garten mit dem Haus.

Flaschenkuppeltresor in Würselen

Nachhaltiges gibt es in Würselen von 12 bis 18 Uhr zu besichtigen. 1976 baute der Bildhauer Albert Sous im Garten seines 13 Jahre zuvor errichteten Atriumhauses mit Wohnung und Atelier einen Rundbau mit einer Fassadenverkleidung aus Edelstahlblechen vom Schrottplatz. Vier Jahre später wurden Edelstahlspanten auf das flache Dach montiert und mit dem Bau einer Flaschenkuppel begonnen. Mehr als 20.000 überwiegend grüne Flaschen bilden seit 1984 die im Durchmesser neun Meter messende Kuppel. Erst 2022 wurde der Bau in der Ravelsberger Straße 8 in 52146 Würselen restauriert.

In Monschau, einst ein Zentrum der Tuchindustrie, öffnet neben elf anderen Denkmälern die Villa Seinerzeit, ehemals Haus Jouck, in der Eschbachstraße 33 ihre Türen. Die Villa wurde um 1780 vom bedeutenden Tuchfabrikanten Peter Wilhelm Schmitz erbaut und immer von wichtigen Persönlichkeiten Monschaus bewohnt. Im ersten Obergeschoss gibt es ein Tapetenzimmer mit Gemälden. Erhalten sind auch Stuckdecken, historische Eichentreppen, -türen und -böden. Das Haus wird seit 2021 vollumfänglich denkmalgerecht saniert und restauriert. Je halbstündige Führungen gibt es um 11, 13 und 15 Uhr.

Dunkelführung durch die Kluterthöhle

Viele Bauten werden bei eigens organisierten Führungen unter bestimmten Aspekten vorgestellt. Oft steht nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen zur Verfügung. „Es ist ratsam zu schauen, ob eine Anmeldung erwünscht ist“, sagte eine Sprecherin der Bonner Stiftung. So in Wuppertal, wo das Landgericht teilnimmt. Bei zwei Führungen können Besucher neue Perspektiven erleben: auf den Hafttrakt, einen architektonisch interessanten Sitzungssaal und den Schwurgerichtssaal.

Praktischerweise kann auf der Homepage für den Tag des offenen Denkmals nach Bundesländern, Städten und Landkreisen gefiltert werden, zudem können die Suchergebnisse auf Kategorien wie Sakralbauten oder Burgen und Schlösser eingeschränkt werden. So lassen sich beispielsweise in der Kategorie „Garten und Landschaft“ zahlreiche historische Friedhöfe, aber auch die Kluterthöhle in Ennepetal finden, die bei mehreren Führungen nach Voranmeldung besichtigt werden kann. Darunter sind auch zwei Dunkelführungen: Die Dunkelführung basiert auf der wahren Geschichte des Brunnenbauers Schmidt. Dieser habe sich sieben Tage und acht Nächte in der Kluterthöhle verlaufen, fand allein wieder heraus und wurde zum ersten Höhlenführer der Kluterthöhle, heißt es auf der Homepage.