Neues Buch „Mein Köln“Leser berichten über bewegende Momente ihres Lebens in Köln
Köln – Mehr als 100 Leserinnen und Leser haben mitgemacht: Für unser neues Buch „Mein Köln“ haben sie ihre persönlichen Geschichten aufgeschrieben, die sie in unserer Stadt besonders bewegt haben.
Entstanden sind Texte nicht nur über Erlebnisse im Karneval oder über das Zusammentreffen mit bekannten Kölner Persönlichkeiten wie Josef Kardinal Frings oder Boxer Peter Müller. Unter den Einsendungen waren vor allem zahlreiche Kriegsgeschichten. Der Tausend-Bomber-Angriff auf Köln im Mai 1942 zum Beispiel war vielen Lesern noch in besonders tragischer Erinnerung. Viele Einsender berichten von dieser und den anderen verheerenden Bombennächten, die Köln während des Krieges in Schutt und Asche gelegt haben.
Fast alle Texte im Buch sind sehr bewegend. Sie erinnern daran, wie früher im Alltag das Auskommen mit Wenig gelang. Oder wie beschwerlich der wochenlange Weg „zurück nach Kölle“ war, nach Kriegsende, zu Fuß, nur mit ein paar wenigen Habseligkeiten im Gepäck.
Andere Erzählungen im Buch lassen schmunzeln und porträtieren das ganz besondere Lebensgefühl in unserer Stadt. Neben den über 100 persönlichen Texten enthält „Mein Köln – Leser erzählen Geschichte“ auch viele Fotos aus den privaten Archiven unserer Leserinnen und Leser.
Die Fortsetzung der „Mein Köln“-Reihe ist ein ganz besonderes Stück Zeitgeschichte – und etwas für Kölner, Rheinländer und alle, die ein ganz spezielles Gefühl oder Erlebnis mit unserer Stadt verbindet.
Mehr zum Buch
Das Buch „Mein Köln – Leser erzählen Geschichte“, Herausgegeben von Verena Dix und Christina Rinkl, 224 SeitenDas Buch ist bestellbar im KR-Shop oder unter 0221-56 79 93 03, sowie im DuMont Shop Breite Straße (DuMont Carré) und im gut sortierten Buchhandel. Das einzelne Buch gibt es für 19,99 Euro und zusammen mit der vorherigen Ausgabe „Bilder erzählen Geschichte“ für insgesamt 29,98 Euro.
Auszug aus dem Buch: Fronleichnam 1951 bei den Beginen
Meine Kindergartenzeit verbrachte ich (evangelisch getauft!) im katholischen Kindergarten in Köln-Sülz, Sülzburgstraße/Ecke Münstereifeler Straße im Beginenhof.
Eine Evangelische (geb. 1946) in einem katholischen Kindergarten, das war damals undenkbar. Oma, Opa, meine Eltern – als Urkölner erzkatholisch – machten jedoch unschöne Erfahrungen mit der katholischen Kirche, und daher beschlossen meine Eltern: „Unsere Kinder werden evangelisch getauft.“
Nur weil mein katholischer Opa (Jahrgang 1881), Peter Schnüttgen, als gelernter Stukkateur beim Aufbau des Beginenhofes geholfen hatte und auch auf dem Gelände wohnte, durfte ich als Evangelin dort in den Kindergarten, was ich mit Besuchen bei Opa verbinden konnte und durfte. Ich erinnere mich noch, dass Opa im ersten Stock wohnte, und darunter gab es in der Nachkriegszeit noch einen Schweinestall. Für mich als Vier- oder Fünfjährige war „Schweine gucken“ immer ein Ereignis.
In einem Jahr war die Aufregung groß. „Dat Kind muss wat Weißes“ für den Kindergarten zum Anziehen haben. So nähte meine Mutter für mich ein weißes Mäntelchen. Ich hatte ja keine Ahnung wozu und was sonst noch auf mich zukommen sollte.
Als dann meine langen Haare zu Schillerlocken werden sollten, fand ich das nicht mehr so lustig. „Dat Kind“ musste stillhalten, und ich bekam mit einer Brennschere aus Eisen die Haare gelockt und eine dicke Schleife umgebunden.
Frühmorgens an Fronleichnam ging es mit der Familie zum Kindergarten. Außen an der Mauer der Münstereifeler Straße war ein großer Altar aufgebaut, und alle Kinder mussten links und rechts davon brav auf ihren Stühlen sitzen. Die Zeit bis zur Prozession wurde uns lang, dann endlich war es soweit. Andächtig zog die Fronleichnamsprozession vorbei. Ich hatte ein schönes neues Mäntelchen und durfte danach wieder meine Zöpfe tragen. Hedy Schütz