Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Mit Nudel, Brett oder KissenWelche Schwimmhilfe am besten beim Lernen hilft

Lesezeit 4 Minuten

Schwimmnudeln kommen eigentlich aus der Aquagymnastik. Sie bieten Schwimmanfängern aber die Möglichkeit, ihr Gleichgewicht im Wasser zu trainieren.

Schwimmflügel, Luftmatratze, Schwimmring: Solche Hilfsmittel gehören dazu, wenn Kinder die ersten Male im Wasser planschen. Irgendwann wird es dann ernst, und die Kleinen sollen schwimmen lernen. Auch für diese Phase gibt es einige Utensilien, die Mädchen und Jungen den Start erleichtern sollen. Doch was davon ist wirklich geeignet - und was vielleicht sogar gefährlich?

Grundsätzlich lässt sich unterscheiden zwischen Wasserspielzeug und Schwimmlernhilfen: Ersteres findet sich gerne in Strandbuden am Mittelmeer und umfasst die Klassiker wie Wasserbälle, aufblasbare Palmen, Flamingos, Sessel oder Luftmatratzen. Eltern erkennen sie beim Kauf daran, dass sie manchmal nur das CE-Zeichen tragen oder die Kennzeichnung EN 71-1. Schwimmlernhilfen müssen hingegen den Code EN 13 138-1 tragen. Dahinter verbirgt sich die Sicherheitsnorm, nach der alle Schwimmlernhilfen geprüft werden müssen.

„Wichtig ist, dass die Eltern nicht nur auf die Kennzeichnung achten, sondern auch darauf schauen, wer sie vergeben hat“, erklärt Rainer Weiskirchen vom Tüv Rheinland.

Unter Umständen handelt es sich um eine Fälschung. Außerdem besitzen geprüfte Schwimmlernhilfen mindestens zwei Luftkammern. Ist eine Kammer defekt, wird das Nichtschwimmerkind trotzdem an der Wasseroberfläche gehalten.

Vielfach droht Gefahr

Trotz Kennzeichnung: Bei vielen Hilfen droht Gefahr, auch wenn sie harmlos aussehen. Weiskirchen gibt ein Beispiel: Einige Schwimmringe haben am Boden zwei Löcher, durch die Kinder ihre Beine stecken können. Vor allem für größere Kinder kann das Lebensgefahr bedeuten: „Die Löcher sind so eng, dass Größere ihre Beine dann nicht mehr rausziehen können“, warnt Weiskirchen.

In der Folge treiben die Kinder wie ein Korken auf der Wasseroberfläche, unfähig, sich zu befreien. Eltern sollten deshalb besonders die Altersempfehlungen der Hersteller im Blick haben. Und ihre Kinder nie unbeaufsichtigt mit Schwimmhilfen ins Wasser lassen.

Wer denkt, Kinder würden bei Gefahr laut schreiend umherpaddeln und auf sich aufmerksam machen, der irrt: „Kinder geraten in Schockstarre. Sie ertrinken absolut still und unbemerkt“, sagt Alexander Gallitz. Er ist Präsident des Deutschen Schwimmlehrerverbands. Das sei auch ein Grund, warum Nichtschwimmer in relativ flachen Teichen oder Pfützen ertrinken können.

Gallitz arbeitet seit rund 30 Jahren in Schwimmschulen und hat sämtliche Lernhilfen in der Praxis getestet. Seiner Meinung nach ist die spielerische Wassergewöhnung am wichtigsten. Dadurch können sich Kinder ohne Angst im Wasser bewegen und sind in der Lage, mit Hilfe des physikalischen Auftriebs wieder an die Oberfläche zu kommen. Einige Hilfsmittel können dabei unterstützend wirken. Im Folgenden geben wir einen Überblick und stellen die unterschiedlichen Modelle vor, die das Schwimmenlernen erleichtern :

Schwimmflügel sind der Klassiker, den die meisten Eltern wohl noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Gallitz sagt ganz klar: „Zum Schwimmenlernen sind sie nicht geeignet.“ Denn Kinder lernen dadurch nicht die richtige Wasserlage, vielmehr treiben sie aufrecht im Nass. Trotzdem haben die Flügel ihre Berechtigung: Sie sind ein simples Mittel, um Kinder vor dem Ertrinken zu retten.

Das Schwimmkissen besteht aus Baumwolle und kommt ohne Ventile oder Stöpsel aus. Ein Gurt um den Oberkörper hält sie am Körper, ohne dass die Arme behindert werden.

Für Gallitz sind die Kissen das Nonplusultra: „Weil die Kinder automatisch in der richtigen Lage sind.“ Ein weiterer Vorteil: Sie haben laut Hersteller eine Tragfähigkeit von 11 bis 60 Kilogramm und sind somit auch für größere Nichtschwimmer geeignet.

Die Schwimmnudel kommt ursprünglichaus der Aqua-Fitness. Doch auch Schwimmanfänger kommen mit ihr gut zurecht: Kinder können in Brust- oder Rückenlage ihre Arme darauf ablegen und ihr Gleichgewicht trainieren. „Vor allem wenn man gar nichts anderes hat, sind sie eine gute Alternative.“

Das Schwimmbrett empfiehlt Gallitz hingegen eher zur Verfeinerung der Technik. Es kommt also eher für Kinder in Betracht, die schon eine Weile in den Schwimmkurs gehen. Mit dem Brett können Kinder zwar gut den Beinschlag trainieren: „In Kombination mit dem Armzug ist das aber eine der komplexesten Bewegungen überhaupt.“

Schwimmanzüge mit eingenähtem Schaumstoff funktionieren vom Prinzip her wie Schwimmflügel. Kinder bleiben dadurch zwar über Wasser, treiben aber wie ein Korken umher. Kippen sie um, kann es gefährlich werden.

Nur die Rettungsweste garantiert Schutz

Bleibt für Eltern die Frage, wo sie die Produkte am besten kaufen: Bei Privatkäufen besteht die Gefahr, dass man nichts über das Alter der Sachen weiß. Manchmal ist nicht nur das Material in die Jahre gekommen, sondern auch die Sicherheitsstandards haben sich geändert. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder rät Eltern, nicht nur auf das CE-Zeichen zu achten. Denn das ist nicht mehr als eine Selbsterklärung des Handels. Mehr Aussagekraft hat das GS-Zeichen, das für „geprüfte Sicherheit“ steht.

Weiterhin empfehlen die Sicherheitsexperten, die Sachen nicht ohne das Kind zu kaufen, sondern es mitzunehmen und es ausprobieren zu lassen. Mädchen und Jungen dürfen auf keinen Fall in den Hilfen eingeengt sein.

Und wer wirklich auf Nummer sicher gehen will, sollte sich bewusst machen, dass selbst gute Auftriebshilfen keinen Schutz vor dem Ertrinken bieten. Dies können nur Rettungswesten. Selbst wenn das Kind ohnmächtig wird, trägt die Weste. (dpa)