Matjes und FrikandelSo stärken sich die Oranjes

Fridandel sind eine niederländische Fastfood-Spezialität, oft serviert mit Zwiebeln.
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Die niederländische Küche hat einen großen Vorteil. Niemand hat auch nur den Hauch einer Idee, was niederländisches Kochen sein könnte. Die Niederlande gehören zu den Ländern, die keine Küche haben, sie haben Essen", schrieb die New York Times 2001 in einer Bewertung eines holländischen Restaurants. Tatsächlich ist die niederländische Küche den meisten Feinschmeckern nicht bekannt. Den normalen Essern dank Pommes frites, Matjes, Frikandel und Poffertjes dafür aber umso mehr.
Was die niederländische Nationalmannschaft heute zu essen bekommt, um gegen die Deutschen zu bestehen, wissen wir nicht. Klar ist dagegen, dass die meisten Gerichte unseres Nachbarlandes von Schlichtheit und Sparsamkeit geprägt sind. Dabei bieten die fruchtbaren Böden und die lange Küste des Landes eigentlich eine Fülle ausgezeichneter Produkte - deren sich unsere Nachbarn mittlerweile auch immer mehr bewusst werden.
Der typische Speiseplan sieht derzeit aber (noch) so aus: zwei Brotmahlzeiten und eine warme Abendmahlzeit mit Kartoffeln, Gemüse und Fleisch. Vorspeisen sind eher ungebräuchlich, wenn überhaupt, wird Suppe aufgetischt. Nachspeisen dagegen sind sehr populär, vor allem Pudding und Vla. Auch Süßigkeiten sind beliebt, angeblich vertilgt jeder Niederländer zwei Kilogramm Lakritz pro Jahr. Eintöpfe, Kopfsalat, grüne Bohnen, Huhn und Frikadellen sind ebenfalls sehr beliebt.
"Holländisch kochen" bietet allen, die Lust auf Rezepte aus unserem Nachbarland haben, Anregungen zum Nachkochen.
Erik Winkelmann/Christine Moser/Annemieke Marinkovic/Maurits de Klepper/Gerhard van de Bunt: "Holländisch kochen. Gerichte und ihre Geschichte", Verlag die Werkstatt, 223 S., 16,90 Euro.
Trotz der Nähe zum Meer wird in den Niederlanden nur alle drei Wochen Fisch gegessen. Dennoch ist eine der Ikonen der Küche der Matjeshering, auch Hollandse Nieuwe (holländischer Neuer) genannt. Heringsgerichte gelten als Aushängeschild der niederländischen Küche. Natürlich sind die Niederlande auch ein Käseland, vor allem Gouda und Edamer sind weltweit bekannt. Käse gibt es eigentlich immer, nur als Abschluss einer Mahlzeit ist er nicht so üblich. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Imbiss einen prominenten Platz in der niederländischen Esskultur einzunehmen, was den Hang zu einfachem, günstigem und befriedigendem Essen in zwangloser Umgebung zu bestätigen scheint. Vor allem in der nördlichen Hälfte des Landes wurden Pommes frites immer beliebter.
Eine Besonderheit in den Niederlanden ist der Einfluss der indonesischen Küche. Jahrhundertelang hielten die Niederländer das Land besetzt, erst 1949 wurde Indonesien unter amerikanischem Druck von den Niederlanden unabhängig. Noch heute finden sich zum einen zahlreiche fernöstliche Gerichte, die während der Besatzung dem Geschmack der Niederländer angepasst wurden, zum anderen aber auch typisch niederländische Gerichte, die als indonesische Variante zubereitet werden.