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Kolumne „Köln kulinarisch”Was ich von der neuen, alkoholfreien Trinkkultur halte

Lesezeit 3 Minuten
gurken limo

Klassiker wie Saft und Schorlen bieten zahlreiche Möglichkeiten für neue, kreative Getränke-Kreationen, ebenso wie der oft vernachlässigte Tee. 

  1. Alkohol wird heute bewusster und dadurch weniger konsumiert. Das merken Brauereien und Produzenten.
  2. Auch für Gastronomen bedeutet das eine Herausforderung. Aber manche wittern in dem Trend auch eine Chance, meint unser Kolumnist Sebastian Bordthäuser.
  3. Inklusive Geheimtipp, in welchem Restaurant es wohl die beste alkoholfreie Getränkeauswahl der Stadt gibt.

Als das Rauchverbot im Juli 2007 durchgesetzt wurde war dies ein harter Schlag für unzählige kleine Kneipen und man unkte, es würde nicht mehr lange dauern, und dann würde man den Alkohol auch noch verbieten. Ein Horrorszenario für den Kölner – Kölschverbot!

Von Verboten kann zwar keine Rede sein, aber die Entwicklung beschreibt seitdem einen eindeutigen Abwärtstrend: Es wird immer weniger getrunken. „Alkohol ist tot“ sagte jüngst mein Kollege Helmut Adam in einem Interview und überspitzte die Thematik damit dramaturgisch. Nur wenige Fachleute kennen die Szene wie Adam, ehemaliger Herausgeber des Mixology Bar-Magazins und Mitgründer der Spirituosen-Messe Bar Convent Berlin.

Neue Trinkkultur als Trend

Die Einbrüche zeigen sich auf allen Ebenen: Brauereien konsolidieren ihre Umsatzeinbrüche mit alkoholfreien Biermischgetränken oder Limonaden und die Arbeitszeitgesetze sorgen dafür, dass auch am Wochenende bereits um 1:30 Uhr die letzte Runde ausgerufen wird. Nächtelang um den Block ziehen und erst Mittwochs ramponiert nach Hause kommen, das war einmal. Alkohol wird heute bewusster konsumiert und einer der seit Jahren ausgerufenen Trends für das neue Jahr ist eine neue, alkoholfreie Trinkkultur.

getränke im regal

In den Regalen gibt es viele Limos und Erfrischungsgetränke zu finden.

Der „Dry January“ – sprich: der bewusste Alkoholverzicht zum Jahresbeginn – wurde fühlbar präsenter, wie schmähende Blicke auf mein Kölsch in der Kneipe eindeutig belegten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Gastronomie sich nach Alternativen umsehen muss. Was für einen ein Leid darstellt, ist dem anderen eine Chance. Alkoholfrei bedeutet nämlich schon lange nicht mehr das fantasielose Aufzählen von Cola, Fanta, Sprite auf der Getränkekarte oder eine Schorle mit Apfel, Rhabarber oder Maracuja. Gerade im Restaurant bietet der Trend zu alkoholfreiem unzählige Möglichkeiten der Begleitung. Was früher noch belächelt wurde als Alternative für Autofahrer oder Schwangere hat sich in den letzten Jahren zu einem immer größer werden Trend entwickelt. Perspektive: wachsend.

Es wird Zeit, den Bedürfnissen der Gäste entgegenzukommen

Es wird also Zeit, sich Gedanken zu machen und den neuen Bedürfnissen seiner Gäste entgegenzukommen. Das schärft zum einen das Profil des Betriebes, zum anderen ist es lukrativer, als fertige Drinks einzukaufen. Die Möglichkeiten sind dabei unbegrenzt: Klassiker wie Saft und Schorlen bieten zahlreiche Möglichkeiten für neue, kreative Getränke-Kreationen, ebenso wie der oft vernachlässigte Tee. Aromatisierte Wässer, Kombucha, Wasserkefir und Shrubs (Getränke auf Fruchtsaft- und Wasser-Basis mit Essig, eine Urform der modernen Limonade) komplettieren den Reigen.

Das haben nicht nur Top Restaurants erkannt: Immer mehr Cafés und kleine Betriebe erarbeiten kreative Getränke-Angebote für ihre Betriebe. Sehr zu empfehlen ist das Buch „Die Neue Trinkkultur“ von Nicole Klauss im Piper Verlag, ein Kompendium des aktuellen Status Quo der alkoholfreien Getränke.

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Die wahrscheinlich beste alkoholfreie Getränkeauswahl Kölns bietet das NeoBiota in der Ecke Kleine & Große Brinkgasse. Die Köche Sonja Baumann und Erik Scheffler servieren sowohl tags, als auch Abends zur Sterneküche eine exzellente Auswahl alkoholfreier Getränke, die weder Kölsch noch Champagner vermissen lassen. Und es ein Leichtes werden lassen, dem Dry January auch einen Dry February folgen zu lassen. Bis Karneval zumindest. Vielleicht mit diesem „Winterlichen Shrub“.

Rezept

15 g Rote Früchte Tee und 5 g Lapsang Suchong (chinesischer Rauchtee) mit einem Liter Wasser überbrühen und 5 Minuten ziehen lassen, abseihen.

Mit 8 cl Zuckersirup (normaler Läuterzucker 1:1) und 4 cl feinstem Zwetschgen-Essig abschmecken.