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Zigarettenstummel werden recyceltDieser Mann beseitigt tonnenweise Kippen in Köln

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Wiederverwertungskreislauf: Die Sammelbehälter für die Zigarettenstummel, die Mario Marella in Umlauf gebracht hat, sind selbst aus Abfallstoffen hergestellt.

Köln – Massenhaft liegen sie an Bordsteinkanten, in Parks, aber auch in Wäldern und Gewässern: Zigarettenkippen. Achtlos werfen Raucher sie meistens in die Umwelt oder treten sie auf der Straße aus. Ohne sich wirklich Gedanken über den Giftabfall zu machen, den sie so produzieren. „Das ist genau das Problem. Die Leute wissen nicht, wie schädlich Zigarettenkippen für die Umwelt sind“, sagt Mario Marella, Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins „Tobacycle“. Seit knapp zwei Jahren beschäftigt sich Marella mit Zigarettenkippen, seit November vergangenen Jahres gibt es den eingetragenen Verein, der Zigarettenstummel aus der Umwelt holt und recycelt. „Jährlich fallen 4.300 Milliarden Zigarettenkippen in Deutschland an.“, erklärt Marella. 80 Prozent davon landen in der Umwelt und nur ein kleiner Regenschauer genüge, um giftige Stoffe ins Grundwasser zu spülen.

Geschlossener Kreislauf

2,6 Tonnen Stummel hat er bislang wiederverwertet. Aus den Überresten der Zigarette und Plastikmüll aus Meeren oder von Stränden werden Taschenaschenbecher oder Sammeleimer – wiederum, um Zigarettenkippen zu sammeln.

So hat Marella einen geschlossenen Kreislauf geschaffen. Eine Erfolgsidee kam ihm durch einen Zufall in den Sinn. „Ich lag vor zwei Jahren im Hotel und hab’ geknobelt“, erzählt er. Das Rätsel habe sich mit der Wiederverwertung von Zigaretten beschäftigt, da sei er ins Grübeln gekommen und habe angefangen zu recherchieren. „Ich habe mich gefragt, wer sich in Deutschland darum kümmert, Kippen zu entsorgen“, sagt er. Niemand, war seine ernüchternde Erkenntnis. Seitdem beschäftigt sich der ehemalige Unternehmer mit der Entsorgung von Zigaretten. Vor allem möchte er mit seinem System zeigen, dass es funktioniert und ein Selbstläufer ist. „Wir haben jetzt schon fast 120 Firmen, die sich beteiligen und zig Privatpersonen, die uns ihre Zigarettenreste zuschicken“, erzählt er. Unter den Firmen sind unter anderem die RTL Group, Unitymedia und die Unikliniken. Dort sammeln die Raucher ihre Stümmel in großen Tobacycle Eimern, die dann von dem Verein mit E-Bikes kostenlos abgeholt werden.

Menschen schicken Sammellager an Tobacycle

Viel ist Marella mit Freiwilligen auf Festivals in und um Deutschland unterwegs. Dort verteilt er „geruchsdichte Taschenaschenbecher“. Die Idee trägt sich weiter. Auch in Berlin, München, Hamburg, Frankfurt und Stuttgart haben Menschen damit begonnen, Kippen zu sammeln und die Sammellager an Tobacycle zu schicken.

„Ich bin auch mit der Lobby der Zigarettenindustrie im Gespräch“, sagt Marella. Sein Ziel sei es, das System irgendwann an die Industrie weiterzugeben und sie so in die Verantwortung zu nehmen. Bislang tue sie nämlich noch nichts gegen die Umweltverschmutzung, die durch die Kippen entstehe, findet Marella. Auch mit der Stadt Köln ist er in Kontakt.Demnächst sollen eiserne Zigaretten-Mülleimer in Köln aufgehängt werden, die auch den Nutzen haben, Menschen auf das Problem aufmerksam zu machen. Denn das ist Marellas größtes Anliegen: Sensibilität für das Problem in Deutschland zu schaffen.