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Neue Spielfilme, Dokumentationen und SerienDiese Neuheiten zeigt das Filmfestival Cologne im Oktober

Lesezeit 5 Minuten
Zwei Frauen sitzen sich mit sehr viel Abstand gegenüber, wobei eine von ihnen ein Klemmbrett in den Händen hält und sich Notizen macht.

Eine Szene aus dem Film „The Assessment“

Ab Donnerstag, 17. Oktober, werden acht Tage lang ausgewählte Fernseh- und Kino-Produktionen beim Film Festival Cologne gezeigt. Axel Hill und Carolin Raab haben sich einige Beiträge vorab angeschaut.

The Assessment

In einer dystopischen Zukunft können sich Paare nicht mehr selbst dazu entscheiden, Kinder zu bekommen — sie müssen erst einen staatlichen Zulassungstest bestehen. Mia und Aaryan hegen schon lang einen Kinderwunsch und nehmen für eine Woche Prüferin Virginia in ihren Haushalt auf, die ihre Elternqualitäten überprüfen soll. Doch Virginia raubt — meist in der Rolle des zukünftigen Kindes — dem Paar nicht nur jegliche Privatsphäre und vor allem Mia den letzten Nerv, sondern bringt die beiden auch in ernste Gefahr. Der starbesetzte Film von Regisseurin Fleur Fortune wartet mit einem überraschenden Ende auf. (crb)

Mo., 21.10., 18 Uhr; Mi., 23.10., 19 Uhr, Filmpalast

Homegrown

Über mehrere Monate begleitete Regisseur und Kameramann Michael Premo drei radikale Unterstützer Donald Trumps und dokumentiert ihre Beteiligung an den Vorbereitungen auf die Erstürmung des Kapitols und an den schließlichen Aktionen vor Ort. Dabei ist er sehr nah dran, lässt seine Protagonisten ungefiltert und unkommentiert ihre abstrusen Ansichten herausposaunen.

Egal, wie viele Dokus man sich zu diesem Thema anschaut: Man begreift einfach nicht, wie sich Menschen anhand von Verschwörungstheorien ein Weltbild zimmern, in dem Trump der geeignete Präsident für die Vereinigten Staaten ist. Ein Film wie ein Unfall: Es ist schrecklich, aber man muss immer wieder hinschauen. (HLL)

Mi., 23.10., 20.30 Uhr, Filmpalast

The Messiah – La Mesías

Autorenkino trifft B-Movie-Abgedrehtheit: Die Regisseure Javier Calvo und Javier Ambrossi bewegen sich im Windschatten von „Twin Peaks“ und Pedro Almodóvar, von dessen Schauspielerinnen sie einige für ihre Serie „The Messiah“ gecastet haben. Und die Geschichte, die „Los Javis“, wie man sie in Spanien nennt, da über sieben Folgen erzählen, ist ebenso abgedreht wie ihre Vorbilder: Aufgezogen von einer untauglichen Mutter müssen sich Enric und Irene als Erwachsene ihren Kindheitstraumata stellen. Dabei spielen sowohl Außerirdische als auch eine christliche Girlgroup, deren schräge Songs viral gehen, eine wesentliche Rolle. (HLL)

Mo., 21.10., 21.45 Uhr, Filmpalast (gezeigt werden die ersten beiden Folgen)

Red Path

Im tunesischen Bergland muss der 13-jährige Ashraf mit ansehen, wie sein älterer Cousin Nizar von jihadistischen Terroristen grausam ermordet wird. Von den Behörden allein gelassen, müssen Ashraf und die Familie selbst einen Weg finden, mit Trauer, Angst und Wut umzugehen. Das Werk von Regisseur Lotfi Achour enthält extrem drastische und blutige Bilder, zeigt zwischendurch aber auch immer wieder Momente der Mitmenschlichkeit. Dass der Film von einer realen Geschichte inspiriert wurde, macht ihn noch schwerer verdaulich — sehens wert ist er dennoch. (crb)

Fr., 18.10., 22.15 Uhr, Filmhaus; Mi., 23.10., 15 Uhr, Filmpalast

Misty – The Errol Garner Story

„Ich will fröhlichen Jazz machen!“ Und daran hat sich Pianist Errol Garner (1921-1977) sein Leben lang gehalten, mit seinen Interpretationen bekannter Hits und Selbstkomponiertem wie das wunderschöne „Misty“, das der Dokumentation von Georges Gachot ihren Titel gab. Der Regisseur lässt Weggefährten und Familienmitglieder in Erinnerungen schwelgen, die im Fall seiner unehelichen Tochter und deren Mutter nicht so positiv ausfallen. Was nicht direkt mit Musik zu tun hatte, spiele in Garners Leben höchstens eine Nebenrolle. Aber Mann, konnte er spielen. Nach dem Film muss man eigentlich sofort los und seine Platten kaufen. (HLL)

So., 20.10., 12 Uhr, Filmhaus

Moresnet

In der deutsch-belgischen Serie „Moresnet“ will ein Mann in der Zeit zurückreisen, um den Tod eines Teenagers zu verhindern. Dabei soll ihm eine selbstredend zwielichtige Firma helfen, die sich auf Bewusstseinstransplantation spezialisiert hat. Spannender Mix aus Mystery und Science-Fiction, der, wie in diesen Genres nicht unüblich, einiges an Mitdenken erfordert, um die Wechsel von Örtlichkeiten, Zeit- und Realitätsebenen nachvollziehen zu können – und die Serien-Sogwirkung funktioniert hier eher beiläufig. (HLL)

Mo., 21.10., 18.30 Uhr (gezeigt werden zwei der sechs Folgen).

Der Wald in mir

Dieser Film beginnt als typische Boy meets Girl-Geschichte: Der schüchterne Student Jan, der die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vorzieht, trifft auf die kompromisslose Umweltaktivistin Alice. Die beiden verlieben sich und beginnen eine Beziehung, doch das junge Glück wird schon bald dadurch gestört, dass Jan plötzlich Wahnvorstellungen entwickelt und den Bezug zur Realität verliert, wovor die zunehmend verzweifelte Alice ihn nicht bewahren kann. Der Film von Sebastian Fritzsch driftet schnell ins Absurde ab und lässt eine nachvollziehbare Charakterentwicklung vermissen – auch die Umweltschutzthematik wird nicht weiter vertieft. Am Ende muss nicht nur eine Maus ihr Leben lassen. (crb)

Fr., 18. 10., 21 Uhr, Filmpalast; Di, 22.10., 16 Uhr, Filmhaus

Des Teufels Bad

Das Regie-Duo Severin Fiala und Veronika Franz widmet sich einem Phänomen des 18. Jahrhunderts, dem unmittelbaren Selbstmord: Menschen (in erste Linie waren dies Frauen), die nicht mehr leben wollen, aber die ewige Verdammnis fürchten, töten andere (in erster Linie Kinder), um mit dem Tod bestraft zu werden – in der Hoffnung, zuvor von den begangenen Sünden freigesprochen zu werden. Agnes (großartig: Anja Plaschg) zerbricht nach ihrer Heirat an dem Druck, den ihre Schwiegermutter und die Dorfgemeinschaft ausgeübt haben – und wählt den Weg des „unmittelbaren Selbstmordes“. Fast meditativ erzählen Fiala und Franz, wie kleine Einschnitte und Stiche sich zum großen Drama auswachsen. (HLL)

Mo., 21.10., 15.30 Uhr, Filmhaus; Di., 22.10., 15.30 Uhr. Filmpalast.

Komplettes Programm unter filmfestival.cologne


Tickets

Karten für einzelne Vorstellungen sowie Festivalpässe, mit denen man fünf Vorstellungen besuchen kann, gibt es online über die Website rausgegangen.de. Die Festivalpässe kosten 50 Euro, für Senioren ab 65, junge Menschen zwischen 18 und 24 sowie Menschen mit Behinderung gibt es sie ermäßigt für 40 Euro. (EB)