Carsten Henns HöhepunkteDas sind die 5 Kölner Restaurants des Jahres 2019
- Restaurantkritiker Carsten Henn teilt seine kulinarischen Höhepunkte des Jahres.
- Fünf Restaurants, die die Kölner Gastro-Szene enorm bereichert haben.
- Auch Anwärter auf Sterne des Guide Michelin sind dabei.
Köln – Das Jahr 2018 war ein glückliches Jahr für die kulinarische Szene in Köln – 2019 dagegen ein eher trauriges. Wer hat nicht alles dicht gemacht in den vergangenen zwölf Monaten?
Das „Aura“ in Rodenkirchen hat seine Pforten geschlossen, im „L’Escalier“ ist immer noch kein neuer Koch, das mit spannendem Konzept gestartete „Eygelstein“ hatte kaum geöffnet, da machte es schon wieder zu.
Auf der Liste von Kölns bemerkenswerten Street Food-Adressen findet sich das zurecht hochgelobte „Wurst Case Szenario“ in dieser Form schon nicht mehr. Mit dem „Daitokai“ und seinen typischen Teppanyaki-Tischen schloss auch eine asiatische Institution in der Stadt.
Zwei markante Bauten und großartige Locations – der Colonius und die Bastei – bleiben weiter kulinarisch unbespielt. Sieht denn keiner im Rathaus, dass das kulinarische Angebot auch ein Standortvorteil für eine Stadt ist? Dazu passt, dass es immer noch keine Markthalle gibt – und die kleine im Belgischen Viertel auf unbestimmte Zeit geschlossen ist.
Aber es gibt natürlich auch gute Neuigkeiten: Mit den „Fine Food Days Cologne“ gibt es jetzt endlich eine Veranstaltungsreihe, in der sich die besten Köche Kölns präsentieren können. Zudem ist Eric Werner mit seinem „Astrein“ zumindest ein Spitzenkoch, der ein hochkarätiges Restaurant nach Köln gebracht hat.
Und zwei von Kölns jungen Sterneköchen geben weiterhin Gas: Maximilian Lorenz holte sein „Pigbull BBQ“ zu seinen anderen Restaurants in die Johannisstraße und erweiterte das kulinarische Angebot; Daniel Gottschlich vom „Ox & Klee“ pimpte seine Cocktailbar „The Bayleaf“ zum vollwertigen Restaurant.
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Das alles macht schon Lust, den Blick nach vorne zu richten, denn 2020 verspricht einiges: Julia Komp, einst Deutschlands jüngste Sterneköchin und bis Ende 2018 Küchenchefin auf Schloss Loersfeld in Kerpen, kehrt zurück in ihre Heimat; auch Luis Diaz plant nach dem „Aura“-Aus bald wieder in der Domstadt am Herd zu stehen.
Und vor den Toren der Stadt, in Lohmar, will der Berliner Spitzenkoch Daniel Lengsfeld im „Gasthaus Scheiderhöhe“ traditionelle Gasthaus-Küche neu interpretieren. Weiter gilt: Wer gute Restaurants in der Nähe haben will, muss sie unterstützen – indem er dort essen geht.
Restaurant des Jahres 2019: Gut Lärchenhof
Das, wofür viele Köche Jahrzehnte brauchen, hat Torben Schuster schon in jungen Jahren geschafft: eine eigene Handschrift zu entwickeln. Bei Schuster dreht sich alles um Säure, die bei ihm in nahezu jedem Gang eine Rolle spielt.
Mal fein und dezent, mal prickelnd und erfrischend, aber dabei immer mannschaftsdienlich, nie um ihrer selbst willen, nie anstrengend, sondern klug und schlüssig. Schuster lernte bei Holger Berens in Düsseldorf sein Handwerk, war dann kurz im mehrfach als bestes Restaurant der Welt ausgezeichneten „Noma“ in Kopenhagen, es folgten das kultige Drei-Sterne-Restaurant „De Librije“ (Zwolle) und das „Nagaya“ (Düsseldorf), wo er als Sous Chef arbeitete.
Letzteres erklärt auch den zweiten roten Faden in Schusters Küche: asiatische Akzente, meist japanische. Kabeljau, Spinat, und Kaviar begleitet er zum Beispiel mit einer Kombu-Beurre-Blanc. Makrele, Rote Bete und Meerrettich mit Myoga (japanischem Ingwer).
All das genießt man in den luftigen Räumlichkeiten des Golf-Ressorts Gut Lärchenhof – wo vor dem Gatter übrigens geklingelt werden muss. Ein Lob gebührt auch Peter Hesseler, dem Trüffelschwein unter den Gastronomen der Region. Dem vielgereisten Feinschmecker gelingt es immer wieder, Spitzenköche für seine Restaurants zu gewinnen.
Nach dem inspirierten Duo Baumann/Scheffler, das nun im „NeoBiota“ morgens wie abends begeistert, fand er mit Torben Schuster einen Nachfolger, der sich anschickt, einer der bemerkenswertesten Köche seiner Generation zu werden.
Gut LärchenhofHahnenstraße, 50259 Pulheim, 02238 /923100Öffnungszeiten: Mi-So 12-13.30 Uhr & 18-21 Uhrrestaurant-gutlaerchenhof.de
Neueröffnung des Jahres 2019: Astrein
Astrein hat Eric Werner sein Restaurant getauft, und astrein ist auch das, was er bietet. Es wird – für einen jungen Koch wie ihn überraschend – sehr klassisch zubereitet. Werner hat mit Trends wie Regionalismus wenig am Hut, auch wenn er versucht, gute Erzeugnisse aus der Umgebung zu beziehen.
Aber wenn er ein Produkt woanders in besserer Qualität bekommen kann, holt er es sich eben da. Seine Küche ist konservativ, aber kosmopolitisch. Das aktuelle Menü zeigt dies: eine Pastete vom Kalb gefüllt mit Entenleber, Pistazien und Trockenfrüchten, Filet vom Heilbutt mit gebratener Flugananas, Zander mit Kalbsbrühwurst, Kapaun von Miéral, Rehrücken aus dem Bergischen Land.
Werner kocht in einem einzigen Menü französisch, asiatisch, schlesisch, deutsch. Dabei ist er stets ein herausragender Handwerker, der alle Techniken beherrscht. Klasse ist, dass alle Gänge auch à la carte bestellt werden können, dass er stets auch ein vegetarisches Sieben-Gang-Menü auf der Karte hat, und dass auch mittags geöffnet ist – mittlerweile eine Seltenheit bei Spitzenrestaurants.
Dann wird ein günstiges Menü angeboten, das nicht so fein und kreativ ist wie das Degustations-Menü, aber einen ersten Eindruck gibt, wie gut Werner kocht.
Mit Thomas Minderop hat das kleine Restaurant mit Bistro-Chic zudem einen wunderbaren Maître – auch er eine Mischung aus Klassik und jugendlichem Elan. Das große Dschungelbild an der Wand ist mit Abstand das Modernste in diesem frisch eröffneten Traditionshaus, mit dem sich Eric Werner den Herzenswunsch eines eigenen Restaurants erfüllte.
Zuvor erhielt er in der Essener „Résidence“ als jüngster deutscher Küchenchef zwei Sterne und erkochte im „Himmel un Äd“ im Wasserturm (Köln) einen weiteren Stern.Wenn der Guide Michelin im kommenden Frühjahr erscheint, wird sicher auch über dem „Astrein“ ein Stern funkeln.
AstreinKrefelder Straße 37, 50670 Köln, 0221/95623990Öffnungszeiten: Di-Sa 12-14.30 Uhr & 18-21.30 Uhrastrein-restaurant.com
Casual Fine Dining des Jahres 2019: La Cuisine Rademacher
Wie schön, dass im Rechtsrheinischen ein neuer kulinarischer Stern aufgegangen ist! Im Sommer 2018 eröffnet, hat sich der junge Marlon Rademacher mit seiner La Cuisine Rademacher 2019 so richtig schön eingegroovt und Dellbrück auf der kulinarischen Landkarte auftauchen lassen.
Da Rademacher aus der kulinarischen Kaderschmiede „Zur Post“ der Wilbrand-Brüder in Odenthal kommt, bildet die französische Klassik das Fundament seiner Küche.
Rademacher absolvierte aber auch ein Praktikum im Drei-Sterner „The Table“ in Hamburg, war danach im Drei-Sterner „Waldhotel Sonnora“ in Dreis und als Sous Chef im „Wein am Rhein“.
Ob „Stör mit seinem Kaviar“, „Wildhasenrücken mit Wacholderkruste“ oder „Rehrücken mit Sauce Rouennaise“ – Rademacher feiert die Klassik mit herrlichen Saucen. Aber auch eine 24 Stunden geschmorte Rote Bete findet sich auf seiner Karte. Dabei bekennt sich der Koch ausdrücklich zu regionalen Produkten.
Angerichtet wird das alles unprätentiös, aber geschmackvoll auf schöner Keramik. In den Wettbewerb um die beste Gans von Köln ist Rademacher auch schon eingestiegen. Zur Saison bot er ein Vier-Gang-Menü, das mit „Gänseleber Hawaii“ startete. Das große Menü bestellt man mit fünf bis sieben Gängen, es kostete 70 bis 90 Euro.
Wie heute in vielen Spitzenrestaurants üblich, sitzt man in einer Art Bistro-Chic, hier in warmen Brauntönen gehalten. Die kleine Weinkarte bietet einiges Schönes, vor allem aus Deutschland und Frankreich, aber auch aus Spanien – einiges um die 30 Euro pro Flasche. Rademacher mag jung sein, doch er ist jetzt schon einer der Kölner Anwärter auf einen Michelin-Stern.
La Cuisine RademacherDellbrücker Hauptstraße 176, 51069 Köln, 0221/96898898Öffnungszeiten: Mi - Fr 12-14 & 18-22 Uhr, Sa 18-22 Uhr, So 12-21 Uhrla-cuisine-koeln.de
Streetfood des Jahres 2019: 1980 – Café und Bánh mì
Ramen mag der Streetfood-Trend der Stunde sein, doch eine weitere asiatische Spezialität hat einen Hype ebenfalls mehr als verdient: Bánh mì. Verkürzt kann man es als vietnamesisches Baguette bezeichnen, aber der Teig ist luftiger, die Kruste dünner. Gefüllt ist es mit allerlei Zutaten, traditionell gewürzt mit Fischsauce und Koriander.
Köln hat einen Ort, wo man dies in herausragender Qualität essen kann: das 1980 – Café und Bánh mì an der Mauritiuskirche.
Beim Klassiker des Hauses finden sich Schweine Paté, Schweinenacken vom Grill, Entenleber Pastete, eingelegter Rettich und Möhren, sowie Gurken zwischen den Teighälften. Ein würzig-saftig-frisches Gesamtvergnügen!
Wenn Spanferkel auf der Karte steht, sollten Sie auf jeden Fall zugreifen. Das gleiche gilt für die Süßkartoffel Pommes mit Chili-Koriander, Salz und hausgemachter Mayonnaise rot & weiß – die mit Abstand beste in Köln.
Und dafür, dass das „1980“ kein einmaliges Vergnügen bleibt, sorgt auch die Wochenkarte, auf der Köstlichkeiten wie Schwarzwurzel-Salat mit gegrillten Riesengarnelen und Mango-Passionsfrucht-Vinaigrette oder lauwarme Tapiokanudeln mit Entenleber, Wachtelei, Garnele, Schweinefleisch, Kräutern und Sprossen stehen. Pho-Suppe – das vietnamesische National-Gericht mit Reisbandnudeln in Brühe – gibt es übrigens auch, wobei man wählen kann, ob Kalbszunge, Rinderbällchen und Markknochen dazu sollen.
Fisch-Chili- und Hoisinsoße werden praktischerweise separat gereicht, so dass man den Geschmack an seinen westlichen Gaumen anpassen kann. Zu allem können ein paar schöne Craft Biere und Weine bestellt werden. Ach so, Kaffee und hausgemachten Kuchen gibt es in diesem Café natürlich auch. Wer eine kulinarische Expedition wagen will: Das „1980“ ist dafür die erste Adresse.
1980 – Café und Bánh mìBobstraße 28, 50676 Köln, 0221/60606860Öffnungszeiten: Mo-Fr 12-22, So & Feiertag 12-19cafe-1980.de
Menü des Jahres 2019: Ristorante Alfredo
Man muss wirklich erlebt haben, wie Roberto Carturan Arien schmettert. Der so sympathische wie charmante Kölner Sternekoch kann nämlich nicht nur grandios kochen, sondern auch herausragend und leidenschaftlich singen.
Der ausgebildete Sänger macht das jeden Freitagabend bei seiner „Musikalisch-kulinarischen Soirée“ – nach den Köstlichkeiten für den Gaumen gibt es die für die Ohren.
Der Hausherr singt zur Klavierbegleitung Arien italienischer Meister, aber auch Schumann oder Schubert – und Kölsches. Welche Stadt hat sonst schon einen singenden Küchenchef zu bieten? Aber auch ohne Gesang lohnt ein Besuch im Ristorante Alfredo immer, aber Obacht: Samstag und Sonntag ist das Lokal geschlossen.
Zurück zum spektakulären Freitagabend: Das Fünf-Gang-Menü bei der Soirée steht immer fest, ausgewählt werden kann nicht, aber auf Allergien und Unverträglichkeiten wird natürlich Rücksicht genommen.
Das Menü wechselt immer, bei meinem Besuch sah es so aus: Vorab gab es Dentice (wilde Dorade) mit Cicoria, dann die legendären Pappardelle mit Entensugo, als Fischgang Loup de Mer im leichtem Muschelsud, gefolgt von Terrine vom geschmorten Ossobuco mit Kartoffel-Safran-Schaum und kleinem Mangold-Gemüse. Als Dessert servierte Carturan „Zweierlei von Panettone mit Nougat“.
Erwarten Sie bei all dem nicht viel Kleinteiliges auf den Tellern, auch nicht, dass alles spektakulär angerichtet ist. Roberto Carturan kocht ohne Chichi und Aufmerksamkeit heischende Beilagentänze sind ihm fremd. Ihm geht es um die Qualität und den Eigengeschmack des Grundprodukts, um sehr kluge klassische Kombinationen.
In der Regel startet das Menü an den besonderen Gesangsabenden um 19 Uhr, gegen 22.30 Uhr wird dann gesungen. Für Speisen und Gesang zahlt man um die 95 Euro.
Die italienisch gehaltene Weinkarte hat dazu einige echte Preziosen zu bieten, schließlich ist Roberto Carturan einer der wenigen Köche, die wirklich ein Faible für Wein haben – vertrauen Sie seinen Empfehlungen. Den richtigen Wein auszusuchen ist für ihn Ehrensache.
Ristorante AlfredoTunisstraße 3 (Am Opernhaus), 50667 Köln, 0221/2 57 73 80Öffnungszeiten: Mo–Do 12–15 & 18–23.30 Uhr, Fr 12-15 & 19–23.30 Uhrristorante-alfredo.com
Das waren die besten Kölner Restaurants 2018
Neben den hier gelisteten „Restaurants des Jahres“ – alle fünf sind Neueröffnungen – finden sich mit dem „Pottkind“ in der Südstadt und dem „La Fonda“ am Gereonskloster zwei weitere bemerkenswerte Newcomer. Ob Streetfood, Bistro oder Fine Dining: Köln hat sich gemausert!
Die besternte Doppelspitze Maximilian Lorenz und Enrico Hirschfeld zog vom „L’Escalier“ ins ehemalige „Wein am Rhein“, legte qualitativ nochmal eine Schippe drauf und schärfte das Konzept ihrer neuen deutschen Küche.
Der Lohn war die Auszeichnung des Restaurantführers Gault&Millau als „Aufsteiger des Jahres“ in Nordrhein-Westfalen. Torben Schuster vom „Gut Lärchenhof“ in Pulheim, ein wahrer Meister des feinen Spiels mit Säure-Akzenten, wurde nach knapp einem Jahr zur „Entdeckung des Jahres“ gekürt.
Es gibt aber auch Verluste zu vermelden: Mit „Wein am Rhein“ und „Himmel un Äd“ hat Köln zwei Sternerestaurants verloren – der famose Eric Werner kochte im letztgenannten. Und Schloss Loersfeld in Kerpen muss mit Julia Komp Deutschlands jüngste Sterneköchin ziehen lassen, die sich auf kulinarische Wanderschaft begeben will.
Sternekoch Herbert Brockel vom „Husarenquartier“ zog es von Erftstadt nach Nideggen.
In Sachen Streetfood schloss „Zur Witwe Bolte“ viel zu schnell wieder und Mastermind Sebastian Georgi verließ die Edel-Pizzeria „485 Grad“.
Auf meiner kulinarischen Wunschliste steht weiterhin eine Kölner Markthalle, die sicher viele Impulse aussenden würde. Außerdem sollte in zwei der großartigsten Kölner Restaurant-Locations wieder gekocht werden: im Colonius und in der Bastei.
Restaurant des Jahres 2018: Johann Schäfer
Das Brauhaus „Johann Schäfer“ verwirklicht ein bemerkenswertes Konzept. Deutschlandweit gesehen ist Kölns kulinarisches Aushängeschild die Brauhausküche, und die hat sich seit Jahrzehnten keinen Zentimeter bewegt. Man möchte einwenden: Warum auch? Läuft doch wie Bolle! Aber vieles wird in Brauhäusern lieblos gekocht und kaum jemand versucht, Gutes noch ein wenig besser zu machen.
Genau da setzt Johann Schäfer an. Ob ganz klassisch oder pfiffig kombiniert: das Kotelett kommt mit Malzzwiebeln und Gerstencrunch daher, das geräucherte Forellenfilet aus Bergisch-Gladbach mit Birnensalat. Alles ist präzise zubereitet und die Zutaten sind hochwertig. Das Sauerteigbrot wird selbst gebacken, das Fleisch stammt aus artgerechter Tierhaltung, der Fisch aus nachhaltigem Fang. Top durchdacht.
Neuerdings gibt es auch ein Brauhausfrühstück mit bemerkenswerter Auswahl. Und es wird nicht einfach ein neues Bier vor einen gestellt, wenn das alte leer ist, sondern tatsächlich freundlich nachgefragt. Kulturrevolution op Kölsch!
Johann-Schäfer Brauhaus,Elsaßstraße 6, 50677 Köln, 0221/16860975,Öffnungszeiten: täglich ab 17 Uhr,www.johann-schaefer.de
Neueröffnung des Jahres: Henne Weinbar
Köln, einst das Weinfass der Hanse, hatte lange Jahre in Sachen Weinbar nichts vernünftiges zu bieten. Das hat sich in diesem Jahr enorm geändert. Wenn man nicht nur etwas Gutes trinken, sondern auch bemerkenswert essen will, ist die „Henne Weinbar“ erste Wahl (knapp vor dem „heinzhermann“). Chef Hendrik „Henne“ Olfen war einst Sous-Chef von Hans Horberth im „La Vision“. Nach einigen Wanderjahren steht er nun am eigenen Herd in der Pfeilstraße.
An seiner Seite ein Team in Küche und (fabelhaftem) Service, das bereits in vielen guten Häusern tätig war. Stolze 82 Plätze hat das Restaurant, trotzdem sollte man lieber reservieren – bei gutem Wetter unbedingt im Innenhof, von dem aus man einen Blick in die Küche hat. Die klassische Menüfolge – Vorspeise, Hauptgang, Dessert – gibt es hier eigentlich nicht. Alle Speisen haben ungefähr dieselbe Größe, man kann wild kombinieren, und wer zwischendurch Lust auf einen weiteren Gang bekommt, bestellt ihn einfach nach.
Es ist im Prinzip das Tapas-System, nur mit Fine-Dining-Speisen. Auch die Weinkarte kann sich sehen lassen, immerhin hat sie Spitzen-Sommelière Claudia Stern zusammengestellt.
Lunch gibt es auch, wöchentlich wechselnd fünf bis sieben Gerichte. Einfaches, ehrliches Essen für die Mittagspause. Olfen macht sowieso nichts kompliziert, meist gibt es drei Hauptdarsteller bei den Gerichten und alle dürfen zeigen, was sie draufhaben.
Mein Tipp: Gehen Sie abends mal zu viert hin, bestellen Sie alle Speisen der Karte, und teilen Sie lustvoll. Das alles zu Preisen, die, wenn man die Qualität und kluge Komposition der Speisen bedenkt, sehr fair kalkuliert sind. Falls Sie in ihrem Leben noch nie eine Auster gegessen haben: Probieren Sie hier mal die Variante mit den Aromabomben Johannisbeeressig und klein gehackte Petersilienstiele – es lohnt sich!
Henne WeinbarPfeilstraße 31-35, 50672 Köln, 0221/34662647Öffnungszeiten: Mo-Do 12-16 & 18-24 Uhr, Fr 12-15 & 18-1 Uhr, Sa 12-1 Uhr
Menü des Jahres: Neo Biota
Was für eine verrückte Idee: Sonja Baumann und Erik Scheffler eröffnen 2018 zwei Restaurants in einem Haus. Morgens sind die Räumlichkeiten das „Neo“, abends werden sie zum „Biota“.
Im „Gut Lärchenhof“ in Pulheim war die kreative Küche der Zwei zuvor mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden. Jetzt werben sie mit Slogans wie „Brunch ist tot“ und „Frühstück ist das neue Mittagessen“. Egal ob Sie morgens oder mittags hierher kommen, Sie können so viel oder so wenig essen, wie Sie wollen. Alles zwischen einem und fünf Gängen ist möglich. Das Schnäppchen hier ist aber das Drei-Gang-Frühstücks-Menü für 25 Euro. Man kann aus zehn Gerichten frei wählen. Mein Favorit ist folgende Kombination, die ich Ihnen ans Herz lege:Golden ShakshukaKürbis-Paprika-Pfanne mit Ei | Kräuter | Hausbrot***Graved BenedictKrosses Röstbrot | Pochierte Eier | Graved Lachs | Feldsalat |Kräuter-Orangenhollandaise***XMAS-PancakesSpekulatius |Rumtopffrüchte (alkoholfrei) |JoghurtcrèmeShaksuka gilt als Israels Nationalgericht, klassischerweise eine Kombination aus Eiern und Tomaten – das Duo Baumann/Scheffler variiert die ungemein schlotzige Speise immer wieder sehr inspirierend. Graved Lachs mit pochierten Eiern, Kräuter-Orangenhollandaise, Feldsalat und krossem Röstbrot ist einfach eine Gewinner-Kombination. Und was das Dessert betrifft: Sonja Baumann ist Kölns Pancake-Queen. Ihre Pfannkuchen sind nach japanischer Art zubereitet. Das heißt, sie sind kleiner als deutsche, dafür viel dicker und ungemein fluffig. Um den Unterschied zu verstehen, muss man sie einmal gegessen haben.
NeoBiotaEhrenstraße 43c, 50672 Köln0221/27088908Öffnungszeiten: Di-Sa 10-15 Uhr (Frühstück), 18.30-22 Uhr (Abendessen)www.restaurant-neobiota.debrunchisttot.de
Weltküche des Jahres: Phaedra
Kosta Tzikas kochte einst bei Franz Keller und Christoph Paul, sein 2018 eröffnetes „phaedra“ ist nun die Erfüllung des Traums vom eigenen Restaurant. Tzikas ist Grieche und seine Küche dort verwurzelt, doch sie bezieht Inspirationen aus dem ganzen Mittelmeerraum.
Das zeigen seine ungemein knusprigen Lammröllchen im Brickteig nach Pulled-Pork-Art, bei denen nordafrikanische Gewürze den Ton angeben. Ein Highlight der Karte ist der gefühlvoll gegrillte Oktopus, der mal mit Risotto „Nero“ und konfierten Cherrytomaten, ein andermal mit Fetacreme, Tomatentatar und einem mit rasanter Zitronensäure versehenen Salat funktioniert.
Für jeden Koch ist es eine Herausforderung, Heilbutt vom Grill auf den Punkt zu garen. Tzikas gelingt dies mühelos, wobei der Fisch genau das richtige Maß an Röstaromen erhält, mit Brotkruste, Kapern-Jus, Rote Beete-Püree und Spinat herzhaft ergänzt wird. Mehr braucht es nicht, um in dem hübschen Restaurant mit der prägenden petrolfarbenen Wand hinter der Theke glücklich zu sein. Das schaffen auch die geschmorten Bäckchen vom Iberico mühelos, da sie fast butterweich, und mit schön reduzierter Sauce gereicht werden. Ein richtiger Wohlfühlgang.
Experimente sind nichts für Tzikas. Stattdessen haucht er Klassikern mit exakter Zubereitung, gutem Olivenöl und großer Frische neues Leben ein. Verwendet wird dafür nur Mittelmeerfisch aus nachhaltigen Fanggebieten und Fleisch von Tieren aus biologischer, verantwortungsvoller Aufzucht. So geht zeitgemäße Spitzenküche – und auch Vegetarier finden hier wahrhaft Köstliches. Soulfood pur, unbeschwert und dabei hochklassig genießen, das kann man im „phaedra“.
PhaedraElsaßstraße 30, 50677 Köln0221/16826625
Öffnungszeiten: Mo & Do 17.30-0 Uhr, Fr & Sa 17.30-1 Uhr, So 13-23 Uhr
Streetfood des Jahres: Poke Makai
Poké war vielleicht der Food-Trend 2018. In Windeseile öffneten Poké-Läden und selbst Supermärkte boten die hawaiianische Spezialität plötzlich an. Köln kann jedoch mit einem ganz besonderen Poké-Laden punkten, denn hinter diesem steht mit Mirko Gaul vom Kölner „Taku“ ein echter Sternekoch. Und das merkt man daran, wie ausgeklügelt die Kombinationen sind.
Im Grunde ist Poké ein Salat mit rohem Fisch als Hauptdarsteller – wobei im „Poké Makai“ auch mal Tofu, Tamago (japanisches Omelett) oder Peking Ente den zentralen Part übernehmen. Aus insgesamt 39 Ingredienzien kann man sich selbst etwas zusammenstellen. Es gibt aber auch fünf bereits fertige Schüsseln, die „Favourite Bowls“. Mein klarer Liebling dabei ist „Spicy Tuna“, die auch wegen knuspriger Nori-Algen und Wasabi-Crème wie ein riesengroßes Sushi wirkt. Unbedingt mit Reis bestellen, per se die beste Wahl als Basis, weil er als einziges warm ist, was einen schönen Kontrast zwischen den Temperaturen ergibt. Das „Spicy“ im Namen sollte man übrigens ernst nehmen!
Ebenfalls großartig ist der Miso Shake, bei dem sich Wildlachs mit einer perfekt abgeschmeckten Miso-Mayo verbindet. Mirko Gaul ist Kölns Küchen-Gott in Sachen Schärfe, er spielt auf dieser Klaviatur meisterhaft, Schärfe fungiert bei ihm oft als kluges Frische-Element. Da das „Poké Makai“ zum „Excelsior Hotel Ernst“ gehört, sind die Preise hier nicht unbedingt auf Schnäppchenniveau, doch ihren Preis wert.Das „Poké Makai“ ist Streetfood im wahrsten Sinne des Wortes – die Gäste stehen zu den Stoßzeiten mittags und abends schon mal bis auf die Straße an. In dem kleinen Imbiss gibt es weder Toiletten noch Alkohol – dafür selbst gemachten Eistee in hawaiianischen Tiki-Bechern.
Poké MakaiMarzellenstraße 12a, 50667 Köln, 0221/2703888Öffnungszeiten: Mo –Fr 11.30-20.30 Uhrwww.poke-makai.de