Kleidung, Geschenk und Co.Kleiner Knigge für Hochzeitsgäste

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Gutes Essen, viel zu gucken, im Idealfall Partystimmung bis tief in die Nacht - wer auf einer Hochzeit eingeladen ist, kann sich freuen. Doch so mancher Gast kommt im Vorfeld ins Grübeln. Ist ein schwarzes Kleid für solch einen freudigen Anlass angemessen? Wem soll ich nach der Kirche alles gratulieren? Und was schenken, wenn das Paar kein Geld haben will? Wir haben zehn Tipps für alle, die auf der Gästeliste stehen.
Was soll ich anziehen?
Für Frauen gilt: Bitte nicht die Braut übertreffen wollen. Weiß ist ein absolutes No-Go, der cremefarbene Hosenanzug bleibt im Schrank, genau wie das weiße Leinenkleid. Gemusterte Kleidung mit kleinen weißen Elementen ist in Ordnung. Anzug mit Krawatte ist für die Männer Standard, zumindest bei einer kirchlichen Trauung. Bei Outfit-Unsicherheiten lohnt ein Blick auf die Einladungskarte. So lässt sich darauf schließen, ob es auf dem Fest schick oder eher gemütlich-bodenständig zugehen wird. Auch der Ort der Feier gibt Hinweise: Im Vereinsheim geht es lässiger zu als im Schloss. "Schwarze Kleider waren früher auf Hochzeiten tabu, inzwischen hat sich diese Regel aber überholt", sagt Christina Görling, Geschäftsführerin des Hochzeithauses Maison Marieé aus Hamburg. Schwarz zu tragen ist also in Ordnung, wer es trotzdem farbenfroh mag, kann sein Outfit mit farbigen Akzenten aufhellen. In der Kirche bitte nicht zu freizügig: Spaghetti-Träger und tiefe Dekolletés werden mit Schal oder Jäckchen bedeckt.
Was soll ich schenken?
"Wenn ihr fragt was wir uns wünschen: Flitterwochen mit Euren Münzen." So eindeutig steht der Geschenkewunsch nicht immer auf der Einladungskarte. Falls doch, sollte man sich daran halten. Das Paar freut sich über die Scheine mehr als über Blumenvasen und Bilderrahmen, und als Schenkender hat man es angenehm einfach. Genau wie mit einem Hochzeitstisch im Kaufhaus oder im Internet. Wer sich unsicher ist, kann sich mit den Trauzeugen absprechen - oder direkt das Brautpaar fragen. "Die meisten Paare haben ganz konkrete Wünsche", weiß Hochzeitsplanerin Christina Görling. Immer öfter sind das auch Spenden an gemeinnützige Organisationen. "Will sich das Paar partout nicht äußern, würde ich zu einem besonders gestalteten Geldgeschenk raten", so die Expertin.
Wie viel Geld soll ich in den Umschlag stecken?
Fragen Sie sich: Wie eng bin ich mit dem Brautpaar verbunden? In welchem Rahmen wird gefeiert? Wie bin ich selbst situiert? Und wie viel Geld gebe ich für die Hochzeit sowieso schon aus (Anreise, Hotelübernachtung)? "Die Faustegel, mindestens so viel an Wert zu schenken, wie man selbst isst oder trinkt, finde ich völlig überholt", sagt Hochzeitsprofi Görling. Es sei eine individuelle Entscheidung, die jeder Gast für sich treffe. "Das größte Geschenk war die Unterstützung meiner Freunde und Familie im Vorfeld der Hochzeit", sagt Stefanie Luxat, Autorin des Ratgebers "Einfach Heiraten!" (siehe Buchtipp). Und zwar ernst gemeinte Unterstützung, keine Alibi-Floskeln. "Meine Freundin hat mit mir 150 Wimpel ausgeschnitten, weil ich unbedingt eine lange Wimpelkette aufhängen wollte." Solch eine Hilfe ist als Geschenk unbezahlbar, findet Luxat, die 2011 geheiratet hat. Üblich sind 50 bis 100 Euro pro Gast. Nahe Verwandte schenken oft auch mehr. Eine Freundin die noch studiert, kann sicherlich weniger an Wert schenken als der eingeladene Manager - und das ist auch völlig in Ordnung.
Und wenn ich kein Geld schenken will?
Sollte das Brautpaar selbst keine Wünsche äußern, überlegen Sie, was das Paar gebrauchen kann oder worüber es sich freut. Richtet es zum Beispiel eine gemeinsame Wohnung ein, kochen die beiden gerne oder wollte das Paar schon immer mal einen bestimmten Kurs oder Ausflug machen? "Stehen Sie dem Paar nicht so nah, dass Sie es im täglichen Leben begleiten, rate ich zu einem individuellen Gutschein", so Hochzeitsplanerin Christina Görling.
Wem soll ich alles gratulieren?
Na, dem Brautpaar am besten, das ist klar. Aber auch die Eltern von Braut und Bräutigam freuen sich über einen nett gemeinten Händedruck mit Glückwünschen.
Muss die beste Freundin Programm machen?
Wenn man eine schöne Idee hat: ja, gerne. Wenn man sich zu Spiel oder Einlage nur zwingen müsste: lieber lassen. Schön ist alles, was ehrlich gemeint ist und von Herzen kommt. Es muss auch nicht immer die klassische Rede sein. "Gemeinsam mit zwei Freundinnen haben wir einem befreundeten Brautpaar vor allen Gästen erzählt, warum wir gut verstehen können, dass sie sich lieben, warum diese zwei ganz besondere Menschen sind. Das kam beim Paar und im Publikum sehr gut an", erinnert sich Autorin und Hochzeits-Profi Stefanie Luxat.
Muss ich mitmachen bei den Hochzeitsspielen ?
Wenn Sie sich nicht schnell genug auf die Toilette verziehen können: ja. Im Ernst, das Brautpaar freut sich natürlich, wenn so viele Gäste wie möglich zur Stimmung des Festes beitragen. Wer sich zur Polonaise zur vorgerückten Stunde partout nicht aufraffen will, kann sich ja ganz diskret an die Bar zurückziehen - oder mal eben frische Luft schnappen gehen.
Wann dürfen die Herren ihr Jackett ablegen?
Auch bei 30 Grad dürfen Sakko und Krawatte erst gelockert werden, wenn der Bräutigam es vormacht. Zumindest nach den offiziellen Etikette-Regeln. Nach diesen gibt man das Jackett auch besser an der Garderobe ab, als es über die Stuhllehne zu werfen.
Was darf in einer Rede verraten werden?
Das Brautpaar sollte sich an seinem großen Tag wohl fühlen, auch beim Lesen der eigenen Hochzeitszeitung. Nette Anekdoten dürfen sein, aber keine Peinlichkeiten. Auch verpönt: Insiderwitze, die nur wenige Gäste verstehen. Für die Rede gilt: In der Kürze liegt die Würze. Keinesfalls sollte man länger als zehn Minuten sprechen.