Interview mit TrainerinAgility fördert Harmonie zwischen Mensch und Hund

Ein Hund spurtet bei einer Agility-Vorführung durch einen Slalom-Parcours.
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Köln – Annette Illmer hat eine Hundeschule in Lohmar. Die erfahrene Agility-Trainerin wird den Hundesport bei den Erlebnistagen in Köln vorstellen. Was sie an Agility so fasziniert, hat sie Angela Horstmann im Interview erzählt.
Frau Illmer, Sie nehmen seit Jahren sehr erfolgreich mit Ihrem Hund Sky an Welt- und Europameisterschaften im Agility teil. Wann hat Sie der „Agility-Virus“ erfasst?
Mit Hunden zu arbeiten war schon immer mein Traum. 2003 zog der kleine Straßenhund Gisele bei uns ein. Sie war ein Bewegungstalent und ist permanent regelrecht herumgetitscht. Da bin ich irgendwann bei einer Hundeschule gelandet, die Agility-Kurse angeboten hat. Der Agility-Virus hatte mich dann recht schnell erfasst. Schon im Sommer 2009 bin ich mit Gisele zum ersten Turnier gefahren – wobei mit Gisele das Starten nicht immer einfach war. Sie hatte als Straßenhund halt nicht immer nur Agility im Kopf. Seit 2011 laufe ich mit unserem Sheltie Sky Agility-Turniere.
Was hat sie so begeistert?
Das Zusammenspiel und die schöne Harmonie zwischen Mensch und Hund fasziniert mich. Der Halter lenkt den Hund nur durch seine Stimme und Körpersprache durch den Parcours. Es reicht beim Agility eben nicht, dass man einen schnellen und wendigen Hund hat. Man muss selbst auch ein gutes Timing und Gefühl dafür haben, wann man seinem Hund die Kommandos gibt, körpersprachlich und verbal. Abgesehen davon bin ich selbst ein Wettkampf-Typ und 20 Jahre lang bei Leichtathletikwettkämpfen gelaufen. Nach einer gewissen Pause hatte ich damals einfach wieder Lust, mich mit anderen zu messen.
Ist der Parcours immer gleich?
Nein, auch das fand ich sehr reizvoll, dass man beim Agility immer wieder vor neue Aufgaben gestellt wird. Die Parcours werden immer wieder neu aus bis zu 22 Hindernissen zusammengestellt – aus Wippe, Tunnels, Sprunggeräten, Laufsteg oder Slalom. Der Reiz liegt darin, bei jedem Parcours den optimalen Laufweg für meinen Hund zu finden und ihn gut und schnell dadurch zu führen.
Klingt so, als müsse auch der Halter fit sein.
Agility ist auf jeden Fall ein Sport für Hund und Halter. Da hilft es natürlich, wenn Herrchen oder Frauchen ein gewisses läuferisches Können haben. Man kann seinem Hund einfach viel besser unterstützen, wenn man selbst schneller am Hindernis ist. Unterm Strich aber ist das Absolvieren eines Agility-Parcours für den Hund natürlich viel anstrengender, er muss ja noch mehr leisten.
Ich habe ein Interview mit einem Tierpsychologen gelesen, der meinte: „Wir Menschen wollen Agility machen, nicht der Hund.“
Das sehe ich anders. Wenn Sie sich zum Beispiel unseren Sheltie Sky anschauen: Da merkt man regelrecht, dass er sich freut, wenn er endlich auf den Parcours darf. Abgesehen davon muss man Agility ja auch nicht zwingend wettkampfmäßig betreiben. Ich kenne viele, für die das wirklich nur ein gemeinsames Hobby ist, von dem beide profitieren.
Inwieweit?
Agility stärkt die Bindung zwischen Hund und Mensch, weil es in gewisser Weise eine „schöne“ Art der Erziehung ist. Da geht es nicht nur darum, dass der Hund Anweisungen befolgen muss wie „Platz!“ oder „Sitz!“. Natürlich ist all das, ein klares Stopp und ein guter Rückruf, im Alltag unerlässlich. Im Agility aber erarbeiten Hund und Halter gemeinsam etwas und bauen dadurch eine viel intensivere Beziehung zueinander auf – das hilft ängstlichen Hunden, selbstbewusster zu werden, und neugierige Hunde kommen lieber zum Herrchen zurück – selbst wenn sie etwas noch so Interessantes entdeckt haben.
Sie würden Agility also allen Hundehaltern empfehlen?
Ja, auf jeden Fall – solange der Hund gesund ist und sich der Halter einigermaßen gern bewegt. Und es ist grundsätzlich auch für fast alle Hunderassen geeignet, selbst für große wie zum Beispiel Leonberger – vielleicht mit Ausnahme von ganz schweren und großen Rassen wie etwa ein Irischer Wolfshund. Es gibt natürlich Rassen, die nicht so leicht und behände wie etwa ein Terrier, Border Collie oder Sheltie über die Stege laufen können. Aber es geht ja im Agility nicht zwingend darum, an Wettkämpfen teilzunehmen. Es gibt auch den Breitensport und da würde ich sagen, dass wirklich jeder Hund von Agility profitiert. Übrigens gibt es inzwischen selbst für Tiere, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, eigene Agility-Formen, wie zum Beispiel das Hoopers-Agility, wo die Hunde gar nicht springen, sondern stattdessen durch Bögen laufen müssen.