Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Hoffnung für kranke TiereKrebstherapie für Hund und Katze

Lesezeit 4 Minuten

Hund "Charka" wird im Computertomographen (CT) wegen eines Tumors untersucht. Die Tierklinik Hofheim hat sich zunehmend auf die Krebsbehandlung von Haustieren spezialisiert.

Hannover – Die Tür des Fahrstuhls in dem tristen Keller der Tierklinik Hofheim in Hessen geht auf, in dem Aufzug liegt ein narkotisierter Hund auf einem Tisch. Der kleine Mischlingsrüde mit dem wuscheligen Fell hat einen bösartigen Tumor am Maul. In dem mit High-Tech-Geräten ausgerüsteten Keller soll er bestrahlt und möglichst geheilt werden.

Die Hofheimer Klinik - eine der größten ihrer Art in Deutschland - hat sich unter anderem auf die Behandlung von Krebs bei Tieren spezialisiert. „Sie ist ähnlich wie bei Menschen. Es gibt Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen“, sagt der Tumorexperte Martin Kessler, Mitgründer und einer der Leiter der Klinik. Sechs Onkologen kümmern sich dort um erkrankte Katzen und vor allem Hunde.

Immer mehr Haustiere erkranken an Krebs. Das hat viele Ursachen. „Zum einen werden die Haustiere dank guter Pflege und Ernährung immer älter. Mit höherem Alter steigt jedoch das Risiko einer Krebserkrankung“, erklärt Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte in Frankfurt. Krebs kann heute außerdem leichter diagnostiziert werden. Zusätzlich sind Tierbesitzer eher bereit, ihren Vierbeiner gründlich untersuchen zu lassen.

Generell kommen Hauttumore bei Hunden und Katzen am häufigsten vor, dazu gehören die Tumore der Brust und Milchdrüsen. „Tumore des Blutes und der blutbildenden Organe sowie Tumore der Maulhöhle werden ebenfalls oft diagnostiziert“, sagt Prof. Ingo Nolte von der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Außer vom Alter hängt die Häufigkeit von Tumoren auch vom Geschlecht und von der Rasse ab. So erkranken etwa Boxer, Berner Sennenhund und Flat-Coated Retriever relativ häufig. Weiterhin neigen große Hunde zu Knochentumoren und Hündinnen zu Brustkrebs.

„Seit einigen Jahren wird deutlich, dass die Kastration sowohl bei der Hündin als auch beim Rüden ebenfalls eine Rolle spielt“, erklärt Prof. Nolte. So wurde zum Beispiel festgestellt, dass früh kastrierte Golden Retriever gehäuft an Lymphdrüsenkrebs erkranken. Spät kastrierte Vertreter dieser Rasse leiden dagegen vermehrt an Krebs der Blutgefäße sowie an Mastzelltumoren. Als fraglich gilt, ob eine frühe Kastration bei Hündinnen tatsächlich Gesäugetumore verhindern kann.

Bei Katzen ist der Hautkrebs auf dem Vormarsch, vor allem Plattenepithelkarzinome bei hellhäutigen und weißhaarigen Tieren. Zunächst sieht dieser Krebs aus, als hätten die Katzen an der Nase oder den Ohren eine Art Sonnenbrand, danach bilden sich Krusten. Dieser Tumor entsteht durch UV-Strahlen. Ein Alarmsignal für Katzenbesitzer ist es auch, wenn sich bei ihrem Tier ein Unterhautknoten an der Stelle bildet, wo es geimpft wurde. Dabei kann es sich um ein Fibrosarkom handeln, ebenfalls ein Hautkrebs.

Doch was können Halter tun, um ihr Tier vor Krebs zu schützen? „Da kommt es vor allem darauf an, das Immunsystem und damit die körpereigene Abwehr zu stärken“, sagt Prof. Nolte. Das funktioniert ebenso wie beim Menschen durch ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Weder Hund noch Katze sollten zu viele Fettpolster mit sich herumschleppen. Außerdem halten sich die Tiere idealerweise nicht in verrauchten Räumen auf und werden von Chemikalien in Haus und Garten, etwa Lösungsmittel, Maschinenöle sowie Unkraut- oder Ungeziefervernichtungsmittel ferngehalten.

Wie beim Menschen gibt es Vorsorgeuntersuchungen für Tiere, die einmal jährlich anstehen. „Früherkennung ist auch bei Tieren wichtig“, erklärt Kessler. Denn so lassen sich Tumore schon im Anfangsstadium entdecken.

Es gibt viele mögliche Symptome, die auf Krebs hinweisen. So sind Hauttumore häufig sicht- oder fühlbar. Allerdings ist nicht jeder Knubbel unter der Haut Krebs, er kann auch völlig harmlos sein. „Magern Tiere ab, sind lustlos oder verliert ihr Fell an Glanz, sollten sie zum Tierarzt gebracht werden“, empfiehlt Prof. Nolte. Das Gleiche gilt bei länger anhaltendem Erbrechen, Durchfall und Husten. Auch wenn ein Tier ohne erkennbare Ursache auffällig viel trinkt, kann das auf einen Tumor hinweisen.

Wird bei dem Hund oder der Katze Krebs festgestellt, beginnt möglichst bald darauf die Behandlung. Das ist allerdings auch eine Frage des Preises. „Abhängig von der Art des Tumors und seiner Behandlungsweise ist ein vierstelliger Betrag durchaus möglich“, sagt Kessler. Auch der Zeitaufwand und die psychische Belastung für den Tierbesitzer sind nicht zu unterschätzen.

Die tierischen Patienten selbst haben jedoch einen großen Vorteil. Sie fallen nach der Diagnose nicht in ein Loch, haben keine Angst. Außerdem vertragen sie eine Therapie in der Regel besser als an Krebs erkrankte Menschen.