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Henns GeschmacksacheDas Sternerestaurant „Zur Tant“ unter die Gabel genommen

Lesezeit 3 Minuten
Fachwerkhaus: Das Restaurant Zur Tant in Porz Langel

Das Restaurant Zur Tant in Porz Langel

Im „Zur Tant“ in Porz kann man wunderbar den Blick auf den Rhein genießen. Doch wie steht es im Übrigen um den Genuss im Sternerestaurant?

Mir fällt kein Kölner Spitzenrestaurant ein, von dem man so idyllisch auf den nahen Rhein schauen und großen Pötten zugucken kann, wie das „Zur Tant“. Wer den Blick drinnen schweifen ließ, sah früher allerdings ein verschnarchtes Interieur. In den letzten Jahren hat man es behutsam ... modernisiert ist wahrscheinlich zu viel gesagt, aber ein wenig zeitgemäßer ist es schon, dabei immer noch sehr gediegen. Das Gleiche gilt für Thomas Lösches mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Küche. War sein Stil bei der Übernahme des Restaurants 2014 noch sehr stark von seinem Vorgänger und ehemaligen Chef, dem Österreicher Franz Hütter geprägt, entwickelte Lösche ihn mit der Zeit vorsichtig weiter, ohne die alpenländischen Wurzeln komplett zu verlieren. Dadurch nahm er seine Stammgäste behutsam mit – und Stammgäste prägen das mittags wie abends geöffnete Restaurant.

Heute zelebriert Thomas Lösche eine unaufgeregte Klassik französischer Provenienz, wie sie mittlerweile ausgesprochen rar geworden ist. Spektakulär ist sie nicht, aber muss spektakulär eigentlich immer bedeuten, dass irgendetwas dekonstruiert ist oder Trocken-Eis-Nebel aufsteigt? Ist nicht ein großes, perfekt gegartes Stück eines tollen Produktes viel spektakulärer? Und groß sind die Portionen hier. Wer bei Lösche zum Beispiel einen Zander bestellt, der kann sich an einer ordentlichen Portion erfreuen. Natürlich klassisch mit Krustentiersauce, Sauerkraut, Artischocke und Kartoffel. Bei der glasig gegarten Forelle aus Engelskirchen auf weißem Spargel wird es mit dem intensiven, hellen Tomatensud ein wenig mediterran – auch das gelingt Lösche souverän.

Koch und Inhaber Thomas Lösche im Gastraum seines Restaurants „Zur Tant“.

Koch und Inhaber Thomas Lösche hat Restaurant und Küche vorsichtig „modernisiert“.

Schlotzig, süffig - richtig gut

Ballotinen sieht man leider nur noch selten auf Speisekarten, Lösche bereitet den Klassiker mit Huhn zu und kombiniert mit feinsäuerlichen Linsen und Dörrobstchutney. Das ist schlotzig, das ist süffig abgeschmeckt, das ist richtig gut. Dasselbe gilt für das Eifler Kalb, bei dem Lösche etwas Bries im Raviolo versteckt.

Gastraum im Zur Tant mit Blick auf den Rhein.

Essen mit herrlichem Blick auf den Rhein – das geht in Köln kaum besser als im Gasthaus „Zur Tant“.

Bestellen kann man übrigens nicht nur ein Menü, sondern – mittlerweile eine Seltenheit in Sternerestaurants – auch einfach ein, zwei Gerichte. Und wenn die Auslastung es zulässt, können sogar von der Karte des Zweitrestaurants „Piccolo“ Speisen ergänzt werden, was die Auswahl um einiges vergrößert. Ein Restaurant mit österreichischer DNA darf man natürlich nicht ohne Nachtisch verlassen. Über die Qualität der Kombi Grießknödel / Rhabarber / Nussbuttereis muss man nicht reden, nur essen muss man sie.

Soßen wie vom Altmeister

Gericht zur Restaurantkritik: Ballotine vom Huhn, Linsen, Dörrobstchutney

Den Klassiker Ballotine findet man leider nur noch selten – im „Zur Tant“ kann der richtig was.

Gab es Fehler? Bei der Lachsforelle ein paar Gräten, der Spinat zum Kalb war ein wenig zu fest. Petitessen vor dem Hintergrund hervorragend altmeisterlich gekochter Soßen. Einen weiteren Grund die „Tant“ zu besuchen, darf ich nicht vergessen: der wunderbare Mario Fitz ist sicher einer der dienstältesten Maître d’hôtel im Rheinland. Aber wenn er über seine Weine spricht, besitzt er regelrecht jugendlichen Elan – und einen trockenen, österreichischen Humor sowieso. Beeindruckend viele Rote Veltliner hat er im Angebot, auch sonst viel aus der Alpenrepublik, aber auch aus Deutschland. Lassen Sie ihm am besten freie Hand, des wird leiwand!

Fazit: Jenseits von cool. Kulinarische Klassik mit Rheinblick und feinen Weinen. Bewertung: 5 von 6 Punkten

Zur Tant, Rheinbergstraße 49, 51143 Köln-Porz, Tel.: 02203-81883 | Di-Do geschlossen, Fr-Mo 12 - 14 Uhr & 18 - 22 Uhr | www.zurtant.de

Henns Auswahl

Gericht zur Restaurantkritik: Eifler Kalb, Karotte, Ravioli

Das Eifler Kalb mit Karotte und Ravioli, in der Brie versteckt ist.

  1. Menü 127,50 € (4 Gang), 138,50 € (5 Gang), 150,50 € (6 Gang)
  2. Ballotine vom Huhn 29 €
  3. Lachsforelle 34 €
  4. Zander 39 €
  5. Eifler Kalb 49,50 €
  6. Grießknödel mit Nussbuttereis 20 €