HaustiereHühner im eigenen Garten halten

Namen haben die Hühner der Familie Ensel in Köln-Bayenthal nicht. Man kann die Tiere nicht auseinanderhalten.
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Köln – Der Garten von Familie Ensel hinter dem schicken Stadthaus in Köln-Bayenthal sieht auf den ersten Blick genauso aus wie erwartet: großes Grundstück, gepflegter, kurz gemähter Rasen, eine Schaukel für die Kinder in der einen Ecke. Die andere passt nicht ins Bild der mondänen Großstadtsiedlung. Dort steht ein Hühnerstall, in dem sich sieben braune und drei weiße Legehennen vor der Stalltür drängen.
Der Grund für ihre Aufregung ist Julia Ensel. Sie hat ihre Pantoffeln an der Terrassentür gegen Gummischuhe getauscht und geht vom Haus über den Rasen zum Stall. In der Hand trägt sie einen leeren Eierkarton. "Sie denken, dass sie jetzt was zu essen kriegen", erklärt die blonde, schmale Frau, lacht und öffnet behutsam die Tür aus grünem Doppelstabzaun.
Julia Ensels Mann ist wie seine Frau Arzt von Beruf. Aufgewachsen ist er auf dem Land. Irgendwann kam er auf die Idee, dass man Hühner doch eigentlich auch im Garten eines Stadthauses halten kann. Die 43-jährige Mutter von zwei kleinen Kindern ließ sich schnell überzeugen: Bio-Eier hatte sie schon immer gekauft, wegen der Skandale um Dioxin, und wegen der Bedingungen, unter denen Hühner in der konventionellen Landwirtschaft gehalten werden. Bio-Eier geben Ensels Hennen streng genommen nicht, weil sie kein Bio-zertifiziertes Futter bekommen. "Trotzdem schmecken sie zehnmal besser als jedes Bio-Ei, das ich je gekauft habe", sagt Ensel. "Außerdem finde ich es schön, dass meine Kinder auf diese Weise lernen, dass die Eier nicht aus dem Karton kommen."
Den Stall hat die Familie als Bausatz gekauft, Julia Ensels Mann hat ihn dann gemeinsam mit Freunden aufgebaut, dazu haben sie einen Auslauf gezimmert. Als die Hühner dann vor etwa einem Jahr einzogen, war für Ensels Kinder, ein Junge und ein Mädchen im Alter von vier und sieben Jahren, "jeder Tag wie Ostern", sagt Ensel und lacht. Die Kinder mussten erst lernen, die Tiere nicht zu scheuchen. Namen haben die Hennen trotz aller Liebe nicht. Das liegt daran, dass sie nicht auseinander zu halten sind. Hühnchen isst die Familie trotzdem noch. "Das ist irgendwie entkoppelt."
Zehn Eier kann Julia Ensel an diesem Tag aus dem Strohnest fischen. Pro Huhn und Tag ein Ei, lautet die Faustregel. Nur selten gibt es weniger. 60 bis 70 Eier pro Woche. Seit die Hennen da sind, gibt es häufig Pfannkuchen. Der Rest der Eier wird gegen eine freiwillige Spende an Freunde abgegeben. Auf jedes Ei stempelt Julia Ensel das hauseigene Siegel - ein Huhn vor dem Kölner Dom. Auch die Eierkartons sind mit dem entsprechenden Etikett beklebt. Das Geld soll irgendwann einem guten Zweck zugute kommen, welchem ist noch nicht klar.
Auch die Nachbarn bekommen regelmäßig Eier. "Sie haben alle wirklich ganz positiv auf unsere Hühner reagiert", erzählt Julia Ensel. Obwohl die morgens schon mal laut werden können: "Wenn sie ihr Ei gelegt haben, gibt es erst einmal freudiges Gegacker", sagt Ensel und lacht. Um das morgendliche Geschnatter möglichst lange hinauszuzögern, wird abends die Luke vor dem Hühnerstall heruntergelassen, damit es für die Hühner möglichst lange dunkel ist. Tagsüber höre man dagegen nur selten etwas von ihnen. Gegen einen Hahn haben sich die Ensels bewusst entschieden, denn der wäre dann doch zu laut.
Die Hennen haben die Ensels einer Hühnerzuchtfarm abgekauft - tausende Tiere gab es dort, dicht gedrängt in langen Reihen hintereinander, eine Legerinne fängt ihre gelegten Eier auf. Zunächst sechs von den Hühnern hatten das Glück, vom Bauer herausgepickt zu werden und mit den Ensels in einem Umzugskartons nach Hause fahren zu dürfen.
Sieben Euro hat ein Huhn gekostet. Ein Hühnerleben ist im Zuchtbetrieb nicht viel wert. Bei den Ensels schon. Eines unnatürlichen Todes sind bei ihnen bisher nur zwei Hennen gestorben, sie hat der Habicht geschlagen. Seitdem ist der Auslauf von oben und außen zusätzlich mit Kaninchendraht gesichert. Auch wenn die Hennen irgendwann nicht mehr so viele Eier legen, werden sie - anders als in den Legeanstalten - nicht geschlachtet, sondern dürfen bis zu ihrem natürlichen Tod bleiben.
Das ist allerdings nicht bei allen privaten Hühnerhaltern so. Rund 10 000 Hühner und anderes Geflügel sind in Köln gemeldet. Die meisten davon sind Eierlieferanten, einige werden aber auch geschlachtet. Hühner selbst zu schlachten, ist laut Veterinäramt nicht verboten. Es muss nur fachgerecht geschehen, ohne dass die Tiere leiden. Eine Prüfung oder Ausbildung dafür ist jedoch nicht erforderlich.
Einmal pro Woche den Stall ausmisten
Besonders viel Arbeit machen die Hühner übrigens nicht: "Ich war überrascht, wie unproblematisch sie sind", sagt Ensel. Einmal pro Woche muss der Stall saubergemacht werden, außerdem müssen die Tiere natürlich täglich gefüttert und mit frischem Wasser versorgt werden. Neben sogenanntem Legemehl bekommen die Hennen auch Küchenabfälle zu fressen. "Wenn ich koche, laufe ich immer mal zwischendurch nach draußen, um den Hühnern die Reste zu geben." Julia Ensel ist mit ihrer Entscheidung für die Hühner sehr zufrieden: "Ich kann das nur jedem sehr empfehlen."
Das braucht man: Einen Stall und eine umzäunte Fläche im Garten. Wie viel Platz ein Huhn benötigt, lässt sich pauschal nicht beantworten. Die Vorgaben für die gewerbliche Hühnerhaltung einzuhalten, dürfte nicht schwer fallen. In der Bio-Haltung sind immer noch sechs Tiere pro Quadratmeter im Stall erlaubt, im Auslauf vier. Der Stall sollte mit Stroh ausgelegt sein, weil Hühner gerne scharren. Ein größerer Auslauf vor dem Stall wäre gut. Außerdem ist eine überdachte Sandbadestelle wichtig. Um sich sicher zu fühlen, brauchen Hühner im Stall hoch angebrachte Sitzstangen zum Schlafen. Es gibt auch fertige Ställe zu kaufen.