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Serie „Rheinische Tafel“ (1)Viel Nostalgie im Weinhaus Lichtenberg in Königswinter

Lesezeit 2 Minuten

Heidi Lichtenberg führt seit 58 Jahren Regie im Weinhaus Lichtenberg.

  1. Das Weinhaus Lichtenberg in Königswinter- Oberdollendorf verströmt jede Menge Nostalgie
  2. Mehr als 300 Gäste finden in den Räumen der verwinkelten, heimeligen Stube Platz
  3. Dennoch ist es sehr ratsam zu reservieren. Wir stellen das Restaurant vor

Sauerbraten, Himmel un Äd, Rievkooche . . . Wo gibt es leckere rheinische Küche? Michael Sachse empfiehlt ab heute regelmäßig gemütliche Lokale mit Hausmannskost.

Manchmal stößt man auf Wörter, die fast aus dem Sprachgebrauch verschwunden sind. „Restaurationsschnittchen“ ist solch ein Begriff, der klingt, als stamme er aus einer fernen Epoche. Wo er aber überlebt hat, scheint die Zeit ein Stück weit stehengeblieben zu sein. Das Weinhaus Lichtenberg in Königswinter- Oberdollendorf verströmt jene Nostalgie, nach der sich viele sehnen. Mehr als 300 Gäste finden in den Räumen der verwinkelten, heimeligen Stube Platz. Trotzdem ist es riskant, das Fachwerkhaus aufzusuchen, ohne zuvor einen Tisch zu reservieren. Das liegt nicht nur an den traditionellen Speisen und der urigen Atmosphäre, sondern auch an Gastgeberin Heidi Lichtenberg.

Heidi Lichtenberg führt seit 58 Jahren Regie

Die fast 72-Jährige führt das Weinhaus seit Jahrzehnten mit unverminderter Energie. Als 14-Jährige hat sie unter der Anleitung der Eltern ihren Dienst im Weinhaus angetreten. Die nächste und damit fünfte Generation der Familie trägt mit Sohn Ralph-Heinz zwar mittlerweile auch maßgeblich zum Erfolg bei, doch von ihrem Stammplatz vor der Küche wacht die Mutter nach wie vor allabendlich über das Geschehen. „Ich kontrolliere alles, mir entgeht nichts“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Und außerdem würden mich die Gäste sonst vermissen.“

Bevor sie ihren Posten besetzt, hat Heidi Lichtenberg ihr Küchenteam in Stellung gebracht und die Speisen vorbereitet. Neben den Restaurationsschnittchen, einer kalten Platte mit Brot, Wurst, Käse, Schinken und Kartoffelsalat zieren zeitlose Klassiker wie Russenei (8 Euro), dicke Wurst mit Knoblauch und Kartoffelsalat (8,70 Euro) oder Roastbeef mit Kartoffelsalat und Remouladensauce (15 Euro) die Speisekarte. Dazu mundet ein Gläschen Wein vom Mittelrhein, von der Ahr, der Mosel, aus der Pfalz oder vom eigenen Weinberg in Dollendorf, den der ortsansässige Winzer Blöser für das Weinhaus abfüllt.

Prinzipien und Tabus sind heilig

Prinzipien sind Heidi Lichtenberg heilig. Dazu gehören auch Tabus. „Reibekuchen gibt es bei uns nicht und solange ich lebe, wird auch kein Bier ausgeschenkt “, sagt sie. Ein weiteres ungeschriebenes Gesetz besagt, dass die Tür freitags verschlossen bleibt. Das ist eher ungewöhnlich für einen gastronomischen Betrieb, hat aber einen historischen Hintergrund. „Früher strömten die Arbeiter freitags mit ihrer Lohntüte zu uns und haben ordentlich gesoffen“, erinnert sich die Patronin. „Am folgenden Tag kamen die Ehefrauen und haben sich beschwert. Seitdem ist freitags Ruhetag und es gibt keine Beschwerden mehr.“

Das Weinhaus Lichtenberg, Heisterbacherstraße 131, 53639 Königswinter-Oberdollendorf, (02223) 2 11 92, ist montags bis donnerstags und samstags ab 16 Uhr sowie sonntags ab 15 Uhr geöffnet.

www.weinhaus-lichtenberg.de