Mit einem normalen Abend im Restaurant hat ein Besuch das Kölner Zwei-Sterne-Restaurants „Ox & Klee“ nicht viel zu tun. Das Erlebnis hat seinen Preis - ist aber genauso einzigartig wie überzeugend.
Gastronomie in KölnDas außergewöhnliche Konzept des Zwei-Sterne-Restaurants „Ox & Klee“
Die kulinarische Reise beginnt damit, die Einflüsse der Außenwelt abzuschütteln. Besser gesagt: Abzuwaschen. Denn zum ersten Akt – so heißen die Gänge im Ox & Klee – reicht das aufmerksame Service-Personal erst einmal ein duftendes Handtuch. Mit dem Duft an den Händen entfaltet der Birken-Cocktail mit Noten von Klee, Kardamom und Wacholder das erste Feuerwerk in Mund und Nase.
Ein Besuch im „Ox & Klee“ hat mit einem normalen Abend im Restaurant nicht viel gemeinsam – das wird schon nach wenigen Minuten klar. Wer nach vier bis fünf Stunden das Zwei-Sterne-Restaurant im Rheinauhafen verlässt, der muss erst einmal verarbeiten, was er da gerade erlebt hat.
Menü mit Wissenschaftlern ausgetüftelt
Der Birken-Cocktail ist der Auftakt einer Reise durch die sechs Geschmackssinne Süß, Sauer, Salzig, Bitter, Fett und Umami, denen Sternekoch Daniel Gottschlich sein Menü widmet. Dafür wälzte der 40-Jährige Fachbücher und traf sich sogar mit Wissenschaftler der TU Berlin.
Das Ergebnis: ein kulinarisches Theaterstück. Vorhang auf für sechs kleine Appetitanreger. Jedes von ihnen steht für eine der sechs Geschmacksrichtung. Ein Gazpacho mit Weißbrot, Radieschen mit Kapuzinerkresse, ein Krapfen mit Gorgonzola oder ein Mini-Törtchen aus Buttermilch und Maracuja.
Lernen am Tisch des Zwei-Sterne-Restaurants Ox & Klee
Der Clou dabei: Welches Häppchen zu welchem Geschmackssinn gehört, kann der Gast selbst erraten. Die Lösung findet sich jeweils unter den kleinen Schälchen. So hat der Einstieg in die Geschmacksreise fast schon etwas Didaktisches, ohne dabei belehrend zu wirken. „Das Mitraten ist natürlich kein Muss. Der spielerische Aspekt ist einfach eine weitere Komponente des Erlebnisses“, sagt Gottschlich. Abgefragt werden die Lösungsansätze der Gäste ohnehin nicht.
Auf die Optik jeder seiner Akte legt Gottschlich ganz offensichtlich großen Wert. Die Sinnesreise beschränkt sich schließlich nicht nur auf Geruch und Geschmack.
Ein Gang kommt in einem Baumstamm daher, ein anderer wird in einem aufklappbaren Buch serviert: „die Legende der Brezelform“ heißt dieser Akt, der bestes Beispiel dafür ist, wie das Team des Ox & Klee nicht einfach nur Essen zubereitet, sondern dieses in Geschichten verpackt. Auf der Innenseite des Einbands erzählt ein Zettel die Geschichte des Hofbäckers Frieder aus Bad Urach, der von seinem Landesherrn Graf Eberhard V. für seine schlechten Back-Leistungen zum Tode verurteilt wird. Seine letzte Chance: Er soll ein Brot erfinden, „durch das die Sonne dreimal scheint“. Mit der Erfindung der Brezel wird er wieder zu einem freien Mann.
Zander aus dem Ijsselmeer
Bei aller Liebe zum Detail schafft es das Ox & Klee dabei immer, eine gewisse Lockerheit auszustrahlen. Das spiegelt sich auch bei den Gästen wider. Vom Geschäftsmann bis zum jungen Paar ist hier alles vertreten. Eine Kleiderordnung gibt es nicht.
Im Mittelteil des Zehn-Gänge-Menüs steht zunächst der Zander aus dem Ijsselmeer mit Kakaoschaum, Bergamotte und Rousong, eine Art Fleischwolle. Das Lamm landet im Ox & Klee in drei Varianten parallel zueinander auf dem Teller. Als Lammrückenfilet, als Innereien-Ragout und als Zungensalat.
Die Geschichte des Weins von Sommelier Lucas Wenzl
Abschluss des Menüs sind die Desserts von Hannes Radeck, Patissier des Jahres 2023. Erneut sechs kleine Leckerbissen, die den Bogen zum Auftakt spannen.
Eine weitere Geschichte erzählt neben dem Schauspiel auf dem Teller die optionale Weinbegleitung mit dem Titel „Alpha-Omega“. Sommelier Lucas Wenzl erzählt zwischen den Gängen die Geschichte des Weins von der Entstehung und Entwicklung bis in die Neuzeit – und hat dabei immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Der gebürtiger Bayer serviert dabei beeindruckende Tropfen aus Israel, Griechenland, Bulgarien, Frankreich, China und Südafrika.
Kölsch vom Fass gibt’s übrigens auch. Zum typisch kölschen Zwischengang, einer Interpretation des Halven Hahns. Der wiederum ist eine Anspielung an Gottschlichs Vergangenheit. Bevor Gottschlich sich als Sternekoch etablierte, arbeitete er als Souschef im „Früh am Dom“.
Zur Person und den Preisen
Daniel Gottschlich (40), geboren in Troisdorf, ist ein Allrounder. Der gelernte Energieanlagentechniker ist nicht nur Koch, sondern auch Musiker. Er singt, spielt Gitarre, Keyboard und Schlagzeug. Nach seiner Kochausbildung im Grandhotel Petersberg in Königswinter, arbeitete Gottschlich im „Brauhaus Früh“ und machte sich 2010 mit dem „Ox & Klee“ im Belgischen Viertel selbstständig. 2015 folgte der erste Michelin-Stern, nach dem Umzug in das Kranhaus im Rheinauhafen 2016 folgte 2019 der zweite Stern.
Das Menü „Ox“ mit Fisch und Fleisch gibt es mit 15 (260 Euro), 10 (195 Euro) oder 6 Gängen (135 Euro). Beim vegetarischen Menü „Klee“ kosten 15 Gänge 230 Euro, 10 Gänge 185 Euro und 6 Gänge 135 Euro. Dazu kommt die Weinbegleitung zwischen 50 und 130 Euro.