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Gault & Millau„Vendôme“  bleibt spitze – weitere Restaurants der Region um Köln dabei

Lesezeit 6 Minuten
Das „Vendôme“ im Schloss Bensberg wird seit dem Jahr 2000 von Joachim Wissler geführt.

Das „Vendôme“ im Schloss Bensberg wird seit dem Jahr 2000 von Joachim Wissler geführt.

Das „Vendôme“ in Bergisch Gladbach ist eines der vier besten Restaurants in Deutschland. Aber auch sonst weiß die Region um Köln zu überzeugen.

Das „Vendôme“ in Bergisch Gladbach bei Köln ist nach Einschätzung des Gastronomieführers „Gault&Millau“ eines der vier besten Restaurants in Deutschland. Die anderen drei liegen in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Baden-Württemberg (siehe Grafik).

Das „Vendôme“ im Schloss Bensberg wird seit dem Jahr 2000 von Joachim Wissler geführt. Es wurde von den Restaurant-Testern mit der Höchstnote von fünf roten Kochhauben ausgezeichnet. Das geht aus der am Montag veröffentlichten neuen Ausgabe des Gastronomieführers „Gault&Millau“ für 2023/24 hervor. Im vergangenen Jahr war das „Vendôme“ bereits in der Spitzengruppe vertreten. Der Guide Michelin hatte dagegen das „Vendôme“ 2022 von drei auf zwei Sterne abgewertet und dies auch in diesem Jahr bestätigt.

Das nächstbeste Restaurants in Nordrhein-Westfalen mit vier schwarzen Kochhauben ist das „Ox & Klee“ in Köln. Drei rote Kochhauben gingen an „Bembergs Häuschen“ (Euskirchen), „Gut Lärchenhof“ (Pulheim), „La Société“ (Köln), „Nagaya“ (Düsseldorf) und „Yunico“ (Bonn).

Preis-Leistung-Verhältnis wird mitbewertet

Da „Gault&Millau“ nicht nur die Gourmet-Restaurants und Edelküchen auszeichnet, sind im Rheinland und Region auch weitere Restaurants auf der Liste, die gute Landküche anbieten. An erster Stelle zu nennen ist hier „Gut Lärchenhof“ in Pulheim, dass dieses mal drei Hauben mit Prädikat bekam. „Wir sind schon stolz“, sagt der 37 Jahre alte Küchenchef Torben Schuster, der durch diese Zeitung von der Auszeichnung erfahren hatte. Aber auch“ Die Mühlenhelle“ in Gummersbach (zwei Hauben) und das „Ballebäuschen“ in Odenthal-Reichshof (eine Haube) freuen sich über die Auszeichnungen.

Die besten Restaurants der Region

Die besten Restaurants der Region

Zum illustren Kreis der prämierten Häuser zählen auch vier Bonner Adressen: das Yunico aus dem Kameha Grand Hotel in Oberkassel, Halbedel’s Gasthaus aus dem Bad Godesberger Villenviertel, das am Rande des Bad Godesberger Zentrums ansässige Redüttchen und das Strandhaus aus der Altstadt. Wobei Chefkoch Christian Sturm-Willms aus dem Yunico mit seiner japanisch-inspirierten Linie mit drei Hauben mit Prädikat herausragt.

Es folgt mit dem Redüttchen eine Mischung aus Weinbar und Restaurant. Zwei Hauben bedeuten für das in einem ehemaligen Gärtnerhaus residierende Restaurant einen „Hohen Grad an Kochkunst, Kreativität und Qualität“, was Chefkoch Matthias Pietsch erfreuen dürfte. Sehr zufrieden mit der Bewertung durch den Guide wird auch Gastgeber Christoph von Borries sein, zumal das Redüttchen aufgrund seiner „schönen Weinkarte“ zusätzlich in die Kategorie der Best Wine Bars aufgenommen wurde. Vier Reben in Rot zeigen an, dass das Restaurant zur „deutschen Spitze der Weinkarten“ zählt. Diese Auszeichnung für seine Weinkarte erhielt auch das Strandhaus. Gastgeberin und Chefköchin Astrid Kuth sowie der für die Weinauswahl verantwortliche Co-Gastgeber Günter Grote-Vallée freuen sich über eine Haube. Damit zählt ihr Restaurant zu den „sehr empfehlenswerten“ Küchen des Landes.

Zum ersten Mal eine Köchin des Jahres prämiert

Im 40. Jahr seines Erscheinens in Deutschland hat der Restaurantführer „Gault&Millau“ zum ersten Mal eine „Köchin des Jahres“ prämiert (siehe Kasten). Auch alle anderen am Montag in München vergebenen Auszeichnungen wie „Entdeckung des Jahres“ und „Gastronomin des Jahres“ gingen in diesem Jahr ausschließlich an Frauen. „Gute Küche ist keine Frage des biologischen Geschlechts“, heißt es im Eingangswort von Chefredakteur Christoph Wirtz dazu. „Genderdebatten und Genuss vertragen sich schlecht.“ Das Thema Frauen in der Branche, noch dazu an der Spitze, wird jedoch seit langem heiß diskutiert.

Zu den weiteren prämierten Frauen zählen unter anderem Sarah Hallmann vom „Hallmann & Klee“ in Berlin als „Gastronomin des Jahres“, Rebecca Fischer vom „Schlicht. Esslokal“ in Koblenz als „Entdeckung des Jahres“ und Sigi Schelling vom Münchner „Werneckhof“ als „Aufsteigerin des Jahres“. Mit der Auszeichnung der „Patissière des Jahres“ wollte die Redaktion nach eigenen Worten zudem ein Zeichen setzen und ehrte die Ukrainerin Dinara Kasko. Sie sei aus ihrer zerstörten Heimat geflüchtet, unterrichte heute online und begeistere auf der Foto-Plattform Instagram mit hochkomplexen architektonischen Torten-Kunstwerken. „Jahrzehntelang war die Spitzenküche ein Umfeld, das Frauen mehr duldete als förderte“, erklärte Chefredakteur Wirtz zu der Auswahl. „Das hat sich inzwischen geändert. Zu langsam und lange noch nicht überall, aber doch deutlich und vor allem: ein für alle Mal.“

Nichtsdestotrotz fallen einem wohl vor allem Männer ein, wenn man an Spitzenküche oder TV-Herde denkt: von Paul Bocuse über Nelson Müller und Alfons Schuhbeck bis hin zu Johann Lafer und Steffen Henssler.

Der „Guide Michelin“ ehrte im April Jan Hartwig als „Aufsteiger des Jahres“, der mit seinem Restaurant „Jan“ im Münchner Museumsquartier aus dem Stand in den Sterne-Olymp sprang. Zwei der vier Awards für besondere Leistung der Restaurantteams gingen damals an Frauen: Den „Young Chef Award“ samt Stern erhielt Alina Meissner-Bebrout mit ihrem Restaurant „bi:braud“ in Ulm, den „Service Award“ Mona Schrader aus dem Zwei-Sterne-Restaurant „Jante“ in Hannover.

Küchenchefinnen machen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen allerdings nach wie vor einen deutlich kleineren Anteil aus. Im Jahr 2021 wurde zudem nur jeder vierte Neuabschluss als Koch/Köchin von einer Frau gemacht (aktuelle Zahlen liegen nicht vor). Und laut Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere monatliche Bruttoentgelt (Median) für Köchinnen bei 2171 Euro, für Köche bei 2348 Euro.

Liste der 1000 besten Restaurants Deutschlands

„Gault&Millau“ empfiehlt nach eigener Aussage die 1000 besten Restaurants in Deutschland. Er gilt neben dem „Guide Michelin“ als wichtigster Gourmetführer. Früher wurden bis zu 20 Punkte an Restaurants vergeben, darauf wird seit einiger Zeit verzichtet. Die Bewertung erfolgt stattdessen durch die Anzahl von vergebenen Kochhauben plus des zusätzlichen Prädikats „herausragend in der Kategorie“.

„Gault&Millau“ weist darauf hin, dass „die Hauben-Bewertung sich nur auf die Küche, nicht aber auf Ausstattung und Service eines Restaurants bezieht.“ Auch solle man die Hauben eines Luxusrestaurants nicht mit denen einer einfachen Gaststätte vergleichen. „Beide versuchen, Ihnen das Beste zu bieten – aber während eine Haube für ein einfacheres Haus eine fabelhafte Bewertung darstellt, darf man von einem Luxusbetrieb mit entsprechenden Preisen eine deutlich höhere Leistung erwarten.“

Das VDK-Magazin „Küche“ widmete sich aber selbst im vergangenen Sommer dem Trend, dass sich immer weniger Frauen für eine Karriere in der Profiküche entschieden. Gründe dafür seien unter anderem lange Arbeitszeiten und die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie. VKD-Vizepräsidentin Marketa Schellenberg sagte: „Damit Frauen sich nicht zwischen Kindern und Karriere entscheiden müssen, brauchen wir Strukturen, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.“

Wer Interviews zu dem Thema liest, erfährt auch vom rauen, teils anzüglichen Ton, der bisweilen in Küchen herrsche. Die Arbeit sei darüber hinaus körperlich anstrengend. Geräte, Equipment und Kleidung würden von Männern und für Männer designt. In Spezialbereichen wie der Patisserie gerieten Frauen zudem in den Hintergrund. Laut Bundesagentur für Arbeit liegt das mittlere monatliche Bruttoentgelt (Median) für Köchinnen bei 2171 Euro, für Köche bei 2348 Euro.

Der „Gault&Millau“ gibt sich durchaus selbstkritisch, dass es 40 Ausgaben bis zur ersten „Köchin des Jahres“ brauchte. Die Antwort, es habe schlicht keine Kandidatinnen gegeben, die sich aufgedrängt hätten, sei zu einfach, heißt es in der Einleitung. Aber auch nicht ganz falsch: „Bei aller großen Wertschätzung für Margarethe Bacher, Doris-Katharina Hessler, Anna Sgroi – Dieter Müller, Harald Wohlfahrt, Christian Bau schienen überzeugender.“ (mit dpa)