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Abseits der TouristenpfadeFünf Restaurants und Wirtshäuser mit kölschem Charme

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Symbolbild

  1. Michael Sachse ist für die Serie „Rheinische Tafel“ auf der Suche nach tollen Restaurants.

Köln – Auch abseits der bekannten Touristenattraktionen lassen sich in Köln fantastische Restaurants und Wirtshäuser finden. Rustikaler, echt kölscher Charme und viel Gemütlichkeit inklusive. Die Rundschau-Redaktion hat fünf Empfehlungen für Sie zusammengestellt.

Der "goldene Kappes" in Köln-Nippes

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Bereits seit 1913 gibt es das goldene Kappes in Köln-Nippes.

Was wäre Nippes ohne seinen goldenen Kappes? Wer auf der quirligen Neusser Straße unterwegs ist, kann die Kugel kaum übersehen. Über dem Eingang thront sie glänzend, getragen von einem goldenen Arm. "Jot esse un drinke" lautet das Motto seit eh und je. 1913 wurde der Kappes, wie das Gasthaus im Volksmund genannt wird, eröffnet und ist seitdem fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in Nippes. Damals lag die Gastwirtschaft an der Stadtgrenze, unweit der Felder. So gehörten die Bauern zu den wichtigsten Gästen. Der Weißkohl oder auch Kappes, wie der Rheinländer sagt, symbolisierte Anbau und Ernte. Die Bauern trugen einen wesentlichen Teil ihres Ernteerlöses in den Kappes, den sie damit quasi vergoldeten. Diese Tradition hat sich bei den Nippesern gehalten. "Manche kommen drei bis vier Mal wöchentlich", weiß Oberköbes Christian Roth. Dafür werden sie mit rheinischer Küche, saisonalen Leckereien und Früh Kölsch verwöhnt.

Urige Brauhausatmosphäre

An jedem Wochentag huldigt die Küche einem anderen Gericht. So stehen zum Beispiel montags Frikadellengerichte im Fokus, der Mittwoch steht im Zeichen der ofenfrischen Grillhaxe und donnerstags strömen viele Gäste ins Brauhaus, um Reibekuchen zu verputzen. Vor zehn Jahren hat die Brauerei Früh das Gasthaus übernommen. Damals wurde das Gebäude saniert und vor allem die Schänke renoviert. Die urige Brauhausatmosphäre blieb vom Wechsel unberührt wie die urige Holzvertäfelung, die schönen Buntglasfenster und die gescheuerten Holztische. Unverdrossen servieren die Köbesse Früh Kölsch, das ausschließlich aus Schlagfässern und nicht etwa aus der Leitung läuft. Alternativ trinkt man zum Beispiel Malzbier oder Limonaden von Sünner. Schnäpsen wie Deck un Dönn, Stippeföttche oder dem hauseigenen Bierbrand eilt der Ruf voraus, die Verdauung zu fördern.

Wo? Em Golde Kappes, Neusser Straße 295, 50733 Köln

Telefon: (0221) 92292640

Öffnungszeiten: Montags bis samstags von 11 bis 24 Uhr

Mehr Informationen: www.emgoldekappes.de

Haus Scholzen in Köln-Ehrenfeld

Rheinische Leckereien tischen Marie-Luise und Karl Scholzen auf.

Wenn die „Sunday Times“ ihren Lesern den Besuch des Haus Scholzen empfiehlt, scheint man mit der Einkehr dort wenig falsch zu machen. Trotzdem waren die Eheleute Marie-Luise und Karl Scholzen überrascht, den Namen ihres Gasthauses kürzlich in der renommierten britischen Tageszeitung zu lesen. Der Autor jedenfalls ist sicher, dass sich der Trip in die Domstadt ausgezeichnet mit einem Besuch der Traditionsadresse mitten in Ehrenfeld verbinden lässt.

Rheinische Leckereien

Wer das 1907 eröffnete Gasthaus betritt, erkennt schon auf den ersten Blick, dass dieser Ratschlag vollkommen berechtigt ist. Alleine der Schankraum mit seiner leuchtend glänzenden Kupfertheke, Delfter Kacheln und historischen Fenstern ist die Visite wert. Gegenüber der Theke lassen sich kleine rheinische Leckereien wie Frikadellen oder Tartarhappen genießen. Hier geht es ähnlich zu wie in einer authentischen spanischen Tapasbar.

Ehrenfelder Senfrostbraten nach Geheimrezept

Die kulinarische Vielfalt offenbart sich im großen und gemütlichen Schankraum: angefangen beim Kölschen Imbiss mit frischen Reibekuchen auf Schwarzbrot mit Rübenkraut, Sauerkraut und Crème fraîche (9,50 Euro) bis hin zum Ehrenfelder Doppeldecker, einem Hacksteak zwischen zwei Reibekuchen mit Senf und Röstzwiebeln (14,50 Euro). Kulinarisches Aushängeschild ist der Ehrenfelder Senfrostbraten (vom Jungschweinrücken für 19,80 Euro). „Das Rezept allerdings bleibt das Geheimnis meines Mannes“, sagt Marie-Luise Scholzen. Darüber hinaus bietet die Küche stets saisonale Gerichte.

Auch das Getränkesortiment ist reichhaltig. Neben Gaffel Kölsch und Bitburger Pils vom Fass überzeugt das Haus mit einem üppigen Weinangebot und Spirituosen aus eigener Herstellung. Als Spezialität gilt das „Ehrenfelder Tröpfchen“, ein Halbbitter, der auf allerlei Gewürzen basiert.

Wo? Haus Scholzen, Venloer Straße 236, 50823 Köln

Telefon: (0221) 515919

Öffnungszeiten: Mittwochs bis sonntags von 11.30 bis 15 Uhr und von 17 bis 24 Uhr

Mehr Informationen: www.haus-scholzen.de

Wirtshaus Helfer in Köln-Libur

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Tomislav Sabo hat die Regie im Wirtshaus Helfer von seiner Mutter übernommen.

Auch im südlichsten Veedel Kölns wird gut gekocht. Libur hat zwar weder einen Supermarkt noch einen Bäcker oder Metzger, aber mit dem Wirtshaus Helfer eine kulinarische Oase.

Das Haus existierte jahrzehntelang als urige Dorfkneipe, bis es 1996 bei einem Brand fast völlig zerstört wurde. Der Wiederaufbau dauerte drei Jahre, in denen das heutige Restaurant entstand. Den Namen erhielt das Haus durch die damalige Betreiberfamilie Helfer. 2006 übernahm Marica Sabo die Gaststätte. Mittlerweile führt Sohn Tomislav Regie.

Landhausstil und rustikaler Charme

Die Einrichtung verbindet den Charme einer rustikalen Gastwirtschaft mit Elementen im Landhausstil. In behaglicher Atmosphäre finden bis zu 45 Gäste einen Sitzplatz. Mit einem Saal für Gesellschaften bis zu 70 Personen und einer Kegelbahn verfügt Sabo über weitere Kapazitäten. Das kulinarische Angebot ist breit aufgestellt.

Familie Sabo kam in den 1990er Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Die Kindheit verbrachte Tomislav noch im Ruhrgebiet. Später folgte der Umzug nach Köln. Neben gutbürgerlichen Speisen kommen kroatische Spezialitäten auf den Teller. Schnitzel und Steaks zählen zum lukullischen Grundgerüst.

Veronikakartoffeln nach Großmutters Rezept

Die Empfehlungen des Hauses reichen von Kalbsleber Berliner Art mit süßsaurem Apfelmus, gedünsteten Zwiebeln und Kartoffelpüree (15,90 Euro) bis hin zum Schiwago-Teller, Schweinefilet, auf Lavastein gegrillt, in Champignonrahmsauce mit mediterranem Gemüse und Kroketten (18,90 Euro). Dienstags erweitern Burger das Sortiment.

Eine hauseigene Rarität, die man unbedingt probieren sollte, verbirgt sich unter den Beilagen: Veronikakartoffeln. Die nach einem Rezept von Tomislavs Oma zubereiteten Kartoffeln werden zunächst vorgekocht und danach zerdrückt. Kombiniert mit Ei und einer hauseigenen Gewürzmischung wird die Kartoffelmasse dann kross angebraten und letztlich dekorativ in Kugelform angerichtet.

Dazu trinken die Gäste Sion Kölsch und Radeberger Pils vom Fass oder greifen auf Weine von der Mosel bis nach Chile zurück.

Wo? Wirtshaus Helfer, Urbanusstraße 1, 51147 Köln-Libur

Telefon: (02203) 959800

Öffnungszeiten: Dienstags bis freitags 17 bis 23 Uhr, samstags 11.30 bis 14.30 Uhr sowie 17 bis 23 Uhr und sonntags 11.30 bis 22 Uhr

Die Kleine Glocke in der Kölner Altstadt

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Zwischen Opernhaus und der Kölner Fußgängerzone ist die Kleine Glocke gelegen.

Im Schatten der großen Kölner Brauhäuser versteckt sich zwischen Opernhaus und Fußgängerzone die Kleine Glocke. Kölsche Küche und frisch Gezapftes in rustikaler Atmosphäre beschreiben das Lokal nur unzureichend. Denn die Kleine Glocke ist auch ein traditioneller Hort der Kunst. Das unterstreichen eindrücklich die Gemälde, Karikaturen und Zeichnungen an den Wänden. Manch ein Künstler soll früher seinen Deckel durch eine Zeichnung beglichen haben.

Viel Kunst und Geschichte

Das gilt vor allem für den ehemaligen Stammgast und Karikaturisten Arno Faust, dem sogar ein Eckchen gewidmet ist. Schon nach dem Ersten Weltkrieg traf sich hier die rheinische Kunstszene um die „Kölner Progressiven“ von Franz Wilhelm Seiwert bis August Sander. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Lokal zerstört und 1954 von Toni Dierse in unmittelbarer Nähe wiedereröffnet.

Seit 2006 erstreckt sich die „Kleine Glocke“ nach einem Umbau über zwei Etagen. „Damals verwandelte man Toni Dierses ehemaliges Wohnzimmer auf der ersten Etage in einen Gastraum“, erinnert sich Stephanie Rommerskirch, die das Traditionslokal seit 2011 leitet. Zwar begleicht kein Gast mehr seinen Deckel mit einer Zeichnung, aber die aktuell ausgestellten Veedelskizzen der Kölner Künstlerin Anne Peppersack sorgen dafür, dass die Tradition als Künstlerkneipe lebendig bleibt.

Echt kölsche Küche

Als „Mischung aus Restaurant und Kneipe mit Brauhauskonzept“, charakterisiert Stephanie Rommerskirch ihr Lokal. Die Küche gibt sich kölsch. Sauerbraten vom Pferd mit Rotkohl, Klößen und Apfelkompott oder Glockenschnitzel mit Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Schafskäse in Balsamico geschwenkt (jeweils 13,90 Euro) gehören ebenso zu den kulinarischen Evergreens wie das Doppelrippenkotelett mit Schmorzwiebeln, Bratkartoffeln und Krautsalat (14,90 Euro). Wochentags ergänzt jeweils eine weitere deftige Mahlzeit das Angebot.

Viele der verwendeten Produkte stammen aus der Nähe. So kommt das Brot von der Bäckerei Lautwein in Nippes, die Leberwurst von Jupp Schlömer aus der Südstadt oder die Mehrzahl der Spirituosen von der Brauerei Sünner. Früh Kölsch wird frisch aus dem Pittermännchen gezapft. Beim Wein schwört die Gastgeberin auf die Qualität der Trauben vom Weingut Wilfried Finkenauer aus dem rheinhessischen Bubenheim.

Wo? Kleine Glocke, Glockengasse 58-60, 50667 Köln

Telefon: (0221) 2589517

Öffnungszeiten: Montags bis samstags von 12 Uhr bis zum letzten Fass

Mehr Informationen: www.kleine-glocke.de

Restaurant Pöttgen in Neuehrenfeld

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Wolfgang Pöttgen leitet sein Restaurant in Neuehrenfeld in vierter Generation.

Kaum jemandem steht die Kochmütze so gut wie Wolfgang Pöttgen. Ohne sein Erkennungsmerkmal bekommt man den Gastgeber des gleichnamigen Restaurants selten zu sehen. Die Urgroßeltern gründeten 1907 die Gastronomie. „Mein Urgroßvater Johann war Hufschmied in der Schönsteinstraße, als er das Haus 1902 erwarb“, erzählt Pöttgen über die Anfänge. Der Uropa wechselte später den Beruf und begründete mit Ehefrau Margarete die gastronomische Tradition.

Pöttgen stieg 1987 in den elterlichen Betrieb ein und übernahm die Leitung neun Jahre später. An seiner Seite ist Ehefrau Andrea für den Service verantwortlich. Gekocht wird überwiegend gutbürgerlich. Manche kommen wegen des überragenden Cordon Bleus, andere lieben das Wiener Schnitzel und viele schwärmen für die Bratkartoffeln. Letztlich sollte man nicht vergessen, Reibekuchen und Speckpfannkuchen zu erwähnen, die Pöttgen mit Monschauer Senf veredelt. Doch der Koch erlaubt sich auch hin und wieder Ausflüge in internationale Gefilde. Bester Beweis sind Garnelenspieße im Tempurateig (14,50 Euro).

Wein aus Baden und Zusammenhalt in der Krise

Getrunken wird Gaffel Kölsch, Veltins Pilsener, Grevensteiner und Gaffel Wies vom Fass. Beim Wein vertrauen die Pöttgens auf die Qualität der Tropfen des badischen Weinguts Alde Gott. Wer alkoholische Getränke meidet, kann unter anderem auf Saftschorlen von Vio zurückgreifen.

Von der Coronakrise bleibt auch ein Traditionsbetrieb nicht verschont. Die Sitzplatzkapazität musste von 74 auf 34 Plätze reduziert werden. Glücklicherweise verfügt das Lokal über einen lauschigen Biergarten mit 24 Sitzgelegenheiten hinter dem Haus. Zudem stehen drei weitere Tische vor dem Eingang.

Pöttgen ist bislang gut durch die schwierige Phase gekommen. „Das liegt nicht zuletzt am überragenden Zusammenhalt in der Nachbarschaft“, berichtet er. „Viele Leute aus dem Veedel, die sonst lediglich ein oder zwei Mal im Jahr reinschauen, haben im Frühjahr ständig Essen bestellt und abgeholt.“ Aber Pöttgen ist keineswegs blauäugig. „Man weiß nicht, was noch auf uns zukommt“, sagt er. Deshalb plant er jetzt schon, wie er seine beliebten Gänse ab November für den Verzehr außer Haus verpackt.

Wo? Restaurant Pöttgen, Landmannstraße 19, 50825 Köln-NeuehrenfeldTelefon: (0221) 555246Öffnungszeiten: Dienstags bis freitag von 11.30 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 24 Uhr; samstags von 11 bis 14.30 Uhr und 18 bis 24 Uhr; sonntags von 11 bis 14.30 Uhr und 17.30 bis 22.30 UhrMehr Informationen: biergarten-ehrenfeld.de