Blüten aus FernostKölner Flora zeigt Kamelien-Pracht in voller Fülle

Bei manchen gefüllten Kamelien überlappen die Blütenblätter wie kleine Dachziegel.
Copyright: Grönert
Sie haben weiße Blüten, rosa oder rote, manche sogar zweifarbige. Die Blüten sind einfach oder gefüllt, haben ordentlich überlappende Blütenblätter oder einen wilden Schopf. Manche ähneln Anemonen, andere wiederum Pfingstrosen. Kaum eine Pflanze ist so vielfältig wie die Kamelie. Mehr als 30 000 Sorten soll es weltweit geben. 650 davon beherbergt die Kölner Flora und damit eine der größten Kameliensammlungen Deutschlands. Die Gehölze blühen in den ersten Monaten des Jahres, man spricht daher auch von der "Rose des Winters". In einer Ausstellung im Subtropenhaus sind diejenigen zu sehen, die gerade in Blüte stehen - etwa die Hälfte aller Pflanzen.
Es gibt von Natur aus keine gelben Kamelien
Die Pracht ist groß, doch fällt auf, dass eine Farbe nicht oft vorkommt: Gelb. Von der Natur ist sie offenbar bei diesen Gehölzen kaum vorgesehen - und damit umso begehrter. "Eine gelbblühende Kamelie ist das Züchtungsziel", sagt Gartendirektor Stephan Anhalt. Einige Sorten gibt es bereits, "Jury's Yellow" zum Beispiel, doch im Vergleich mit dem satten Farbton von Narzissen oder Dotterblumen gibt sich das Gelb der Kamelien dezent zurückhaltend. Mehr als ein butterfarbener Cremeton ist nicht drin, doch das tut der Schönheit der Pflanzen keinen Abbruch. Manche duften sogar, das sind in der Regel die hellen, denn die rot blühenden werden von Vögeln bestäubt, erklärt Anhalt. Insekten werden vom Duft angezogen.
Die größte Sorte ist die Camellia reticulata, sie wird bis zu 18 Meter hoch, die Blüten sind handtellergroß und ähneln denen der Pfingstrosen. Andere sind zierlicher und wirken bescheiden dagegen wie eine weiße mit einfachen Blüten, die Camellia longifolia.
Besonders auffällig ist eine rot-weiß gemusterte Sorte, Camellia japonica "Althaeiflora Variegata". "Das ist der Effekt einer Mutation", sagt Anhalt. So eine ungewöhnliche Farbgebung kann ein springendes Gen oder ein Virus sein, der an einem Zweig auftritt und mit dem die Pflanze problemlos zurechtkommt. Aus diesem Zweig kann ein neuer Strauch gezogen werden, dann zeigt sich auch, ob die Mutation auf die Dauer Bestand hat. So kann eine neue Sorte entstehen.
Kamelien stammen aus Monsunwäldern in China und Japan. Eine der wichtigsten Nutzpflanzen, der Tee, gehört ebenfalls zur Familie: die Camellia sinensis var. sinensis. Von anderen Arten werden vor allem das Holz und das Öl genutzt. In China wurden Kamelien von je her vor allem wegen des Nutzwertes geschätzt, gefüllte Formen aber auch in Tempelgärten gepflanzt. In Japan spielen Kamelien seit dem 8. Jahrhundert als Zierpflanzen eine Rolle, im 15. Jahrhundert wurden sie in der Teezeremonie wichtig. Auch Samurai züchteten Kamelien, die heute als Higo-Kamelien bekannt sind: offene, ungefüllte Blüten mit zahlreichen gelben Staubfäden. An ihnen treten auch kulturelle Unterschiede zutage, denn: "In China wären sie verpönt, dort gelten solche Kamelien als vulgär", sagt Anhalt.
Als Tee nach Europa
Nach Europa kamen die ersten Kamelien vermutlich verarbeitet in Form von Tee, den die Portugiesen aus ihrer Kolonie Macao mitbrachten. Ob die Europäer jedoch später versuchten, Tee-Kamelien einzuführen, und von den Chinesen wohlweislich nur mit Zierpflanzen versorgt wurden, um das Monopol nicht zu gefährden, bleibt Spekulation. Jedenfalls erfreuten sich Kamelien im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit in ganz Europa. Die Dresdener Gärtnerei Seidel spezialisierte sich ab 1813 auf die Pflanze, die sie in ganz Europa vertrieb und die so populär wurde, dass Alexandre Dumas sie 1848 in "Die Kameliendame" aufgriff. Giuseppe Verdi vertonte das Drama später in "La Traviata".
Die älteste Kamelie Deutschlands befindet sich in Dresden, seit 1801 wächst sie im Park von Schloss Pillnitz und ist rund elf Meter hoch. Auch in der Kölner Flora gibt es Kamelien, die draußen wachsen. 1998 wurden sie ausgepflanzt, darunter die Sorte "Jury's Yellow". Die meisten der Freilandkamelien sind etwas später dran als ihre Verwandten im Glashaus, sie beginnen jetzt erst zu blühen.
Die Ausstellung "Fernöstlicher Blütenzauber: Kamelien" in der Kölner Flora, Amsterdamer Str. 34, 50735 Köln, ist noch bis zum 9. April zu sehen, täglich 10 bis 16 Uhr.
Die richtige Pflege – in Topf und Garten
Kamelien stammen aus Gebirgslagen mit hohen Niederschlägen, aber durchlässigem Boden. Daher brauchen sie auch durchlässige, humose Erde oder Gartenboden, gerne mit 20 Prozent mineralischem Substrat darin. Das sorgt für eine gute Drainage und beugt Wurzelfäule vor, sagt Werner Rösner vom Botanischen Garten Köln. Die Erde sollte leicht sauer sein mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6,5. Das Substrat kann zum Beispiel mit einem kleinen Teil Rhododendronerde vermischt werden.
Drinnen
Im Topf sind Kamelien nicht ganz einfach zu ziehen, denn sie benötigen unbedingt ein kühles, helles Winterlager - zum Beispiel ein unbeheiztes Treppenhaus. Da sie immergrün sind, müssen sie auch im Winter gegossen werden.
Gedüngt wird mehrmals pro Jahr. Erhalten die Pflanzen zur Zeit der Blütenbildung Dünger, fällt die Blüte umso prächtiger aus, hat Rösner beobachtet.

Eine halbgefüllte Sorte: Manche Kamelien duften sogar.
Copyright: Grönert
Zu groß werdende Gehölze im zeitigen Frühjahr umpflanzen. Kamelien können auch beschnitten werden, direkt nach der Blüte, denn die Knospen fürs kommende Jahr werden schon im Sommer angelegt. Bis ins alte Holz zurückschneiden, sie treiben immer wieder aus.
Schädlinge wie Schildläuse treten im Wintergarten hin und wieder auf, sie können mit Paraffinöl behandelt werden.
Gute Pflege lohnt sich: eine Kamelie im Topf kann 100 Jahre alt werden.
Draussen
Winterharte Kamelien - meist Sorten der Camellia japonica, aber auch einige Hybriden - können im Kölner Raum auch in den Garten gepflanzt werden. Sie werden meist bis zu fünf Meter hoch. Manche, zum Beispiel die Williamsii-Hybride "Jury's Yellow", halten auch Temperaturen bis -20 Grad aus.
Jungpflanzen sollten mindestens vier Jahre alt und bleistiftdick sein, ehe sie in den Gartne kommen, rät Rösner. Pflänzchen aus dem Baumarkt oder vom Discounter brauchen meist noch einige Jahre im Topf, ehe sie draußen überleben können.
Mittlere bis spät blühende Sorten aussuchen, da die Blüten früher Kamelien erfrieren können. Die weiße Sorte "Hagoromo" gehört zu den mittleren, "Black Lace" zu den späten, sie blüht bis Mitte Mai.
Der Boden sollte nicht zu schwer sein, notfalls werden Sand, Lavagranulat oder Blähton eingearbeitet. Kamelien sollten nicht in der prallen Mittagssonne stehen, auch nicht vor einer reflektierenden Wand - besser Morgensonne oder lichter Schatten, sie können sonst Verbrennungen bekommen.
Weit entfernt von Fichten, Eiben, Zypressen oder Birken pflanzen, da diese viel Wasser ziehen und sich die Wurzeln in die Quere kommen können. Die Nähe von Kiefern oder Eichen ist kein Problem.
Mulch ist wichtig, da Kamelien flach wurzeln und sonst zu schnell austrocknen. Keinen Kompost oder Rasenschnitt zugeben. Einmal pro Jahr düngen. Im Sommer viel gießen, da Kamelien keinen Kalk mögen, sollte in Köln Regenwasser verwendet werden.
Sterben Triebe ab, die Stellen großzügig bis ins gesunde Holz herausschneiden.