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Bestseller in DeutschlandJames Bowen auf Lesereise mit Kater Bob

Lesezeit 4 Minuten

Für den Engländer war es der erste Deutschlandbesuch. Den Kater trägt er immer auf seiner Schulter. Nach der Lesung in Köln schliefen die Zwei im Schloss Bensberg

Es ist unwahrscheinlich, dass diese Geschichte mit einem Hund funktioniert hätte. Für eine solche Erfolgsstory muss es schon eine mysteriöse Katze sein. Ein Tier, dem eine ganz besondere Verbindung zu den Menschen nachgesagt wird, eigensinnig und übersinnlich. Dem man zutraut, sich einen Menschen auszusuchen, um sich retten zu lassen. Und selbst zu retten.

Die Geschichte in Kürze: Im Frühjahr 2007 ist James Bowen Ende 20, lebt in London und ist lange Zeit obdachlos gewesen. Er bemüht sich, seine Drogensucht zu überwinden, findet eine Sozialwohnung und verdient ein wenig Geld als Straßenmusiker in Covent Garden. Eines Abends findet er einen abgemagerten und verletzten Kater in seinem Treppenhaus, zu dem er sofort eine besondere Beziehung aufbaut. Es ist Bob, der weder Halsband noch Marke trägt und offenbar ein Streuner ist. Weil Bowen sich kaum um sich selbst kümmern kann, nimmt er ihn zunächst nur widerwillig auf, um ihn wieder aufzupäppeln. Als Bob wieder gesund ist, möchte Bowen ihn zurück in die Freiheit entlassen, doch das Tier weicht nicht mehr von seiner Seite. Bowen nimmt Bob dauerhaft bei sich auf und plötzlich geht alles aufwärts: Bowen kommt endgültig von den Drogen los und wird gesund.

Zwei Millionen verkaufte Bücher in Deutschland

Mit Bob an seiner Seite wird er von einem Tag auf den anderen als Straßenmusiker viel eher beachtet und verdient mehr Geld. Die Passanten fotografieren die Zwei und posten die Fotos im Internet. Auf diese Weise wird eine Literaturagentin auf sie aufmerksam und fragt Bowen, ob er seine Geschichte zu einem Buch machen will. 2012 erscheint das erste Buch, "Bob, der Streuner" und steigt aus dem Nichts an die Spitze der britischen Verkaufslisten auf. Es wird in mehrere Sprachen übersetzt und verkauft sich allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Mal. Am erfolgreichsten ist die Geschichte in Brasilien. Mittlerweile gibt es drei Bücher über James Bowen und sein Leben mit Bob, eine Verfilmung steht an.

Woher kommt diese Faszination? "Bob und James haben zusammengefunden und sich gegenseitig gerettet. Sie trafen sich in einem Moment, als beide am Boden waren, arbeiteten sich gemeinsam hoch und bestreiten nun ihr Leben erfolgreich als Team. Das spricht die Menschen an", sagt Tina Pfeifer, Pressereferentin im Kölner Verlag Bastei Lübbe, bei dem die deutschen Bücher erscheinen. Wie sehr diese Katzengeschichte die Menschen berührt, wunderte die PR-Frau dann aber doch, als sie und ihr Team die Idee hatten, James Bowen und Bob für eine Lesereise nach Deutschland zu holen. Zu den Terminen in Köln, Braunschweig und Berlin kamen jeweils etwa 800 Menschen. Um Bob einmal live sehen zu können, seien Leser aus Südafrika, Japan, Polen und Österreich angereist, der Großteil davon Frauen zwischen 35 und 55 Jahren. "Die Fans sind zum Teil weinend zusammengebrochen, als sie die beiden live gesehen haben. Eine Frau hat so gezittert, dass sie kein Foto machen konnte. Die Leute haben drei Umzugskartons mit selbst gemachten Geschenken mitgebracht. Ich wusste, es würde viel, aber ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen so emotional werden", sagt Pfeifer. Zur Sicherheit habe es deshalb bei jeder Lesung Absperrungen und einen eigenen Aufpasser für Bob gegeben, damit ihn keiner der Fans anfassen konnte. Pfeifer: "Wir waren auf alle Eventualitäten vorbereitet."

"Der Kater ist wirklich etwas Besonderes, fast schon wie ein Mensch. Er ist aber auch eine kleine Diva mit eigener Persönlichkeit. Er macht, was er will, kennt aber seine Rolle und posiert, wenn die Fotografen kommen", sagt Pfeifer. Mit ihrem Kollegen holte sie Bowen und Bob im Auto aus London ab und war eine Woche mit ihnen unterwegs. Für Bowen war es der erste Besuch in Deutschland. In Berlin wurde er von mehreren Schulklassen erkannt und fotografiert, nach der Lesung in Köln durfte er im Schloss Bensberg schlafen. Bob habe die weichen Teppiche und den Garten dort sehr genossen. Natürlich sei auch James Bowen begeistert davon gewesen, in einem Schloss übernachten zu dürfen. Trotz des Erfolgs und der Berühmtheit habe er weder seine Herkunft noch seine Geschichte vergessen. Er sei überzeugt, dass er das neue Leben nur dem Kater zu verdanken habe, da er durch ihn zu einem geregelten, drogenfreien Leben zurückgefunden habe.