Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland oder Schiermonnikoog? Wie sich die westfriesischen Inseln unterscheiden und warum sie jetzt besonders schön sind.
Holländische InselnDas Glück liegt zwischen Wattenmeer und Nordsee
Wasser, Wind und Wetter sorgen im Wattenmeer für eine sich ständig verändernde Landschaft aus Sandbänken, Prielen, Marschwiesen und Dünen. Nicht ohne Grund ist das Gebiet zwischen Festland und den Inseln Unesco-Weltnaturerbe. Rund 350 Kilometer von Köln entfernt liegen die fünf Westfriesischen Inseln Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland und Schiermonnikoog vor der Küste. Während sich die Besucherzahlen im Sommer verzehnfachen können, wird es im Herbst ruhig. Die Farben, der Wind, die Wellen, alles wird intensiver. Die Inselbewohner schwärmen sogar vom Winter im Watt.
Die fünf bewohnten Inseln wandern aufgrund der Gezeiten ganz langsam von West nach Ost, daher befinden sich fast alle Dörfer mittlerweile an den Westküsten. Nur das kleine Vlieland sticht heraus: Hier versank 1736 das Dorf West-Vlieland im Meer, bis heute hält Oost-Vlieland als einzig übriggebliebenes Dorf an der Ostküste die Stellung.
Jede der Inseln hat ihren eigenen Charakter und deren Bewohner sind stolz darauf. Einige sind autofrei, andere bieten Kultur. Alle sind sie vor allem auch im Herbst oder sogar im Winter einen Besuch wert, wenn sich die Natur auch mal stärker bemerkbar macht. Lesen Sie im Folgenden die Besonderheiten der fünf westfriesischen Inseln.
Vlieland – Die Insel der Müßiggänger
Sehnsucht, Stille und eine einzigartige Natur zeichnen die kleinste der fünf bewohnten Westfriesischen Inseln aus. Sie ist auch die am weitesten vom Festland entfernte: Wer in Harlingen aufs Boot steigt, kommt 95 Minuten später in einer anderen Welt an. Fast alle der 1291 Einwohner leben im Dorf Oost-Vlieland. Dicht aneinander reihen sich die hübsch renovierten alten Kapitänshäuser aus einer Zeit, als hier noch Walfänger lebten und Admirale zu Besuch kamen. Heute finden sich auf der kleinen Geschäftsstraße Fahrrad-Verleihe, Boutiquen und ein paar Cafés und Restaurants. Ganz Vlieland ist nur 20 Kilometer lang und knapp drei Kilometer breit, bietet jedoch eine Vielseitigkeit, die sich nicht zu verstecken braucht. Mit dem Rad lässt sich (fast) alles erkunden – noch mehr mit dem Pferd: Vom ruhigen Wattenmeer mit vorgelagerten saftig grünen Wiesen im Osten geht es quer über die Insel durch Eichen- und Kiefernwälder, über Heidelandschaften mit Ziegen und Schafen bis zu den hohen Sanddünen der Westküste, die vor der stürmischen Nordsee schützen. Dahinter, das Meer und unendlich weite Sandstrände. Eine Besonderheit auf Vlieland ist die rund 20 Quadratkilometer große Sandebene auf der westlichen Spitze der Insel. Erkunden kann man sie bei einer zweistündigen Safari durch das unter der Woche vom Militär genutzte Gelände. In umgebauten Armeefahrzeugen geht es mit dem Vliehors-Expres bis zur Spitze der Insel, wo mitten in der „Sahara des Nordens“ eins von drei „Reddingshuisje“ der Niederlande steht. Ab 1890 war es im Einsatz und rettete 25 Schiffsbrüchigen das Leben, so die Inselbewohner. Heute befindet sich dort das Juttermuseum, wo alles einen Platz findet, was hier angespült wird – ein Sehnsuchtsort mit Geschichte.
Anreise: Fähre ab Harlingen, Dauer 95 Min. autofrei, Parken am Fährterminal, kostenloser Busshuttle zur Fähre, www.rederij-doeksen.nl
Übernachten im Hotel Zeezicht, Havenweg 1, Oost Vlieland
Aktivitäten: Vliehors Expres, Middenweg 41, www.vliehors-expres.nl; Strand-Ausritte bei Manege Zeeruyter, Badweg 8, manegedeseeruyter.nl
Essen: Strandpavillon Badhuys, Badweg 3, www.badhuys.com und Grand Café d'Oude Stoep, Dorpsstraat 81, grandcafevlieland.nl
Texel – Insel der Schafe und Familien
Mit rund 25 Kilometern Länge und neun Kilometern Breite ist sie die größte Watteninsel der Niederlande und die wohl beliebteste bei deutschen Urlaubern. Ob es an den schönen Sandstränden liegt oder doch eher daran, dass man nach Texel (Tessel ausgesprochen) sein Auto mitnehmen darf – unklar. Fest steht, dass hier, mit mehr als einer Million Besuchern pro Jahr, mehr los ist als auf den anderen niederländischen Inseln. Knapp 14.000 Menschen leben auf Texel, es gibt aber genügend Möglichkeiten dem Rummel in Ortschaften wie De Koog oder Den Burg aus dem Weg zu gehen. Außerhalb der sieben Orte ist die Insel im Westen von langen Dünenketten geprägt, Sumpfland, Seen, Heide und Wald. Im Osten dominiert das Vogelbrutgebiet De Schorren, ein Salzwassersumpf. Außerdem gilt auf Texel: Überall wo Gras wächst, braucht man nach der größten Bevölkerungsgruppe der Insel nicht lange zu suchen: Die rund 16.000 Schafe sind vielleicht der wahre Grund, warum Texel bei Familien so beliebt ist. Auf dem Schafsbauernhof Schapenboerderij können Kinder sogar mit ihnen kuscheln. Inselbewohner wissen am besten, was Texels Reiz für Urlauber ausmacht: Da ist es ein bisschen wie auf dem Festland, es gibt eben alles, vom Bauernhof bis zur Luxusjacht, vom Kibbeling bis zum Edelrestaurant.
Anreise: Fähre ab Den Helder, fährt stündlich, 20 Min. Überfahrt, www.teso.nl/de
Terschelling – Die Insel der jungen Urlauber
Auf Terschelling, der zweitgrößten niederländischen Watteninsel, scheine die Sonne häufiger als im Rest des Landes und die Wellen sollen auch höher sein – behaupten zumindest stolz die Einheimischen. Es gibt viele Natur-, Rad- und Wanderwege und vor allem auf der Nordseite der Insel jede Menge Traumstrände. Zu den beliebtesten gehören die in West aan Zee, Midsland und Formerum. Fragt man vor Ort nach den Besonderheiten der Insel, werden meist als Erstes die beliebten Cranberries (Preiselbeeren) genannt, die ansonsten nur noch auf Vlieland wachsen, aber nicht in der Menge. Außerdem: „Terschelling ist bei jungen Holländern beliebter als die anderen Inseln“, erzählt Jana aus Vlieland. Es gibt spezielle Jugend-Campingplätze und neben Schafen und Dünen bietet Midsland und West-Terschelling sogar ein bisschen Nachtleben. Doch im Herbst und Winter wird es auch hier allmählich ruhiger – die meisten der gut 500.000 Besucher pro Jahr kommen im Sommer.
Anreise: Fähre von Harlingen, ca. 2 Std. (Schnellfähre 45 Min.), Autos erlaubt, www.rederij-doeksen.nl
Ameland – Insel für Alle
Auf Ameland leben rund 3500 Menschen, über das Jahr verteilt, aber vor allem im Sommer, kommen rund 500.000 Touristen zu Besuch. Besonders schön sind hier die Naturgebiete im Osten, die riesigen alten Dünen in Het Oerd und die Dünentäler und -seen in Hon. Im Herbst leuchten die orangefarbenen Beeren des Sanddorns. Viel Kulturgeschichte der Insel spiegelt sich in den vier Dörfern von Ameland wider. In den Straßen von Nes, Buren, Hollum und Ballum erzählen die riesigen alten Häuser der Walfangkapitäne und Kommandeure Geschichten aus Hunderten von Jahren. In Nes, dem verkehrsreichsten Dorf, legt auch die Fähre an. Hollum, das größte und westlichste Dorf der Insel, konkurriert seit Jahren mit dem benachbarten Ballum um den Titel des schönsten Dorfs der Insel. Das recht junge Buren, wo einst nur Bauern und Strandgutsammler lebten, kann in Sachen Charme, nicht ganz mithalten, dafür gibt es hier einen direkten Zugang zum Naturschutzgebiet Het Oerd.
Anreise: Fähre mit Auto möglich ab Holwerd, Dauer etwa 50 Min. www.wpd.nl/de/ameland
Schiermonnikoog – Die Insel der Mönche
Die „Insel der grauen Mönche“ ist mit Vlieland die kleinste der niederländischen Watteninseln (16 Kilometer lang und 4 Kilometer breit) und die östlichste. Mit nur 985 Einwohnern vor allem die kleinste Gemeinde der Niederlande. Zisterziensermönche gaben der Insel ihren Namen: „Schier“ heißt grau, „Monnik“ steht für Mönch und die Endung „oog“ ist das friesische Wort für Insel. Zwischen Salzwassersümpfen, Dünen, Strand und Watt wächst die Hälfte aller in den Niederlanden vorkommenden Pflanzensorten auf der „lytje Pole“ (kleine Insel, wie die Insulaner liebevoll sagen), was ihr auch den Status Nationalpark verliehen hat. Trotz rund 300.000 Besuchern im Jahr, überwiegt hier die Ruhe – sicher auch, weil Touristen keine Autos mitbringen dürfen. Nicht ohne Grund wurde Schiermonnikoog erst kürzlich zum schönsten Ort der Niederlande gekürt. Mit dem Rad, zu Fuß oder zu Pferd lässt sich das Naturparadies ganz wunderbar zu jeder Jahreszeit neu erkunden.
Anreise: Fähre von Lauwersoog, Dauer 45 Min., keine Autos, Parkplätze befinden sich am Fährterminal, www.wpd.nl/de