Naturparadies in der Südeifell Auf Zeitreise in der Teufelsschlucht
Bei den Dinosauriern wird geparkt, gegenüber im Naturparkzentrum die nötige Vorab-Information über das bevorstehende Abenteuer „getankt“. Und dann geht es binnen weniger Minuten zu Fuß ein paar Millionen Jahre zurück – tief hinein in die Teufelsschlucht. Elke Wagner, die hier, nahe der luxemburgischen Grenze, aufgewachsen ist, deutet auf eine Felsnase: „Da ist kürzlich ein Mammut in die Tiefe gestürzt.“ Nein, nicht wirklich, setzt die Archäologin schnell hinzu. Der spektakuläre Todessturz sei im Computer entstanden und nachträglich in einen Dokumentarfilm kopiert worden.
Auch Ritterkämpfe fanden auf den verschlungenen Pfaden zwischen seltenen Pflanzen statt, Mysterie-Serien wurden gedreht und spektakuläre Verfolgungsjagden für einen Krimi. Sogar ein Star-Wars-Fanvideo ist zwischen den eindrucksvollen Felsen entstanden – die Teufelsschlucht in der Südeifel ist auch ein heimlicher Filmstar.
Grinsender Totenkopf
Kein Wunder bei den bizarren Gesteinsformationen, die je nach Tageslicht die Phantasie anregen: Ist da vorn nicht ein versteinerter Bär zu sehen? Grinst mich dahinten an der Felswand gar ein Totenkopf an? Die Teufelsschlucht, von Nordrhein-Westfalen aus gesehen ganz am Rande der Eifel, ist ein Paradies für Naturfreunde und Interessierte an der Geschichte unserer Erde. Wer auf dem gut beschilderten Weg (die Markierungen auf den Täfelchen tragen lustige Teufelshörnchen) unterwegs ist, der wandert auf dem Meeresboden: „Im Jura vor rund zweihundert Millionen Jahren war hier noch Wasser. Die Felsstürze entstanden in der letzten Eiszeit. Frost hat das Gestein damals regelrecht aufgesprengt“, erläutert Elke Wagner, die in Hamburg Ur- und Frühgeschichte studiert hat. Wer will, könne sich diese und weitere Informationen vorher kostenlos aufs Smartphone laden und die App jeweils vor Ort abrufen.
Kopf einziehen, es wird eng! „Das ist keine Kinderwagen-Strecke“, warnt Elke Wagner. Auch wenn man ins Schnaufen kommt und die Jacke trotz der unerwartet kühlen Luft zu warm wird: Allzu beschwerlich ist die Wanderung nicht; die Treppen und Wege sind allesamt gut gesichert. Drei ausgeschilderte Touren gibt es: Der „Teufelspfad 1“ ist nur 1,8 Kilometer lang und auch für Kinder geeignet, die allerdings Bewegung gewohnt sein müssen. Trotzdem sollte man sich auch als Erwachsener rund eine Stunde Zeit nehmen, schon der Einstieg in das Nadelöhr im Sandsteinfelsen-Labyrinth hat es in sich: Mehr als 140 Stufen führen abwärts in die Schlucht. „Im Sommer können hier schon einmal 20 Grad Temperaturunterschied sein“, sagt Elke Wagner.
Zu den Hopfenfeldern des Prümtals
Der Teufelspfad 2 ist 3,6 Kilometer lang und leitet an historischen Mühlsteinbrüchen vorbei. Die Variante 3 als „Teuflische Acht“ führt über knapp sechs Kilometer und rund 180 Höhenmeter hinab zu den Irreler Wasserfällen (die eigentlich Stromschnellen sind) und zu den Hopfenfeldern des Prümtals. Ja, so etwas gibt es in der rauen Eifel dank tschechischer Einwanderer. Der Hopfen wird heute von einer bekannten Brauerei der Region genutzt.
Wer eine Tagestour auf Wanderstiefeln zurücklegen will, der kann eine weitere, rund 17 Kilometer lange Strecke wählen. Apropos „Teuflische Acht“ – die Schlucht lädt zu originellen Wortspielen ein, auf die auch das Bistro im Naturparkzentrum nicht verzichtet. So stehen in der „Teufels Küche“ eine „höllisch gute Gulaschsuppe“ und „Teufelskrallen“ (Pommes Frites) auf der Speisekarte. Dabei ist gar nicht bekannt, wer den Namen aus welchem Grund einst erfunden hat, sagt Elke Wagner, die sich seit vielen Jahren im Naturparkzentrum vor allem um die Umweltbildung von Kindern, neue Angebote und das Marketing kümmert. Werbewirksam ist der Begriff allemal.
„Wer durch die Teufelsschlucht gewandert ist, der fragt sich gewiss auch, wie sie entstanden sein mag“, meint die Archäologin, während sie durch die geschichtliche Ausstellung im Naturparkzentrum führt, als sei es ihr Wohnzimmer: „Dieses Modell einer römischen Villa habe ich mit Schülern gebaut. Fast anderthalb Jahre haben wir dafür gebraucht.“ Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Fossilien und Funde und Darstellungen aus der Epoche der Steinzeitmenschen. „Unsere Landschaft stammt aus der Zeit der Dinosaurier“, sagt Wagner. So habe man 2015 ein Experiment mit zunächst ungewissem Ausgang gewagt: Aus dem unvollendeten Projekt eines eher sperrigen Themenparks zur Geschichte der Erde wurde der heutige „Dinosaurier-Park Teufelsschlucht“.
Der Rundgang über zwei Kilometer lädt, mit 150 lebensgroßen Tiermodellen wie dem 25 Meter langen Diplodocus oder einem Monster-Hai, zur Zeitreise durch 620 Millionen Jahre ein.
„Es ist kein Vergnügungspark. Wir arbeiten auf streng wissenschaftlicher Basis“, betont Bruno Zwank, der Geschäftsführer der Felsenland Südeifel Tourismus GmbH. Trotzdem ist der Park ein Angebot für die ganze Familie: „Kinder sind besonders von den Sauriern fasziniert und kennen sich häufig sehr gut aus.“ Im „Forschercamp“ können sie echte Fossilien freilegen oder nach Haifischzähnen graben. „Hier fließt manche Träne, wenn die Eltern wieder zum Aufbruch rufen“, berichtet Zwank. Die Modelle, die den aktuellen Stand der Erkenntnisse darstellen, lassen sich streicheln und bewegen sich nicht. „Wir verzichten bewusst auf robotergesteuerte, laut brüllende Dinos, weil wir kleine Kinder nicht verschrecken wollen.“
Ein besonderer Gag des Dino-Parks ist der Blick in die Zukunft – nach Erkenntnissen britischer und amerikanischer Forscher, die versucht haben, die lange Entwicklungsgeschichte der Tierwelt auch vor dem Hintergrund des Klimawandels fortzuschreiben. So könnte es in vielen Millionen Jahren den Kletterkalmar geben, ein hochintelligentes, aus dem Meer stammendes Tier, das – so Bruno Zwank – „vielleicht eines Tages den Menschen ablösen wird“.
Wer die Autofahrt nicht scheut, kann Schlucht und Park im Rahmen eines Tagesausflugs bewältigen. Wer als Wanderer die Teufelsschlucht bewältigt hat, kann sechs weitere „Felsenwege“ beiderseits der Flüsse Sauer und Prüm in Angriff nehmen. Das Natur- und Kulturangebot der Region lässt indes auch einen längeren Aufenthalt nicht langweilig werden.
Adressen, Infos, Geheimtipps und Tipps für Kinder
Anfahrt: Die Adresse des Besucherzentrums Teufelsschlucht für das Navi lautet: Ferschweilerstraße 50, 54668 Ernzen.
Drei nützliche Adressen, für die, die sich vorab schlau machen wollen:
Ferienregion Felsenland Südeifel: Telefon 06525 / 93 39 30 www.felsenland-suedeifel.dewww.teufelsschlucht.dewww.dinopark-teufelsschlucht.de
Anreise: Tiefgrüne Wälder, sanfte Hügel, Wiesen mit geruhsam grasenden Pferden und Kühen und zur Rast einladende Gasthöfe am Straßenrand – schon die Autofahrt zur Teufelsschlucht über die A 61 und die B 51 versetzt in Urlaubsstimmung.
Anreise per Bahn: Für einen Tagesausflug wenig empfehlenswert, weil sie über Koblenz, Trier oder Bitburg bis zum Eifel-Örtchen Irrel lang dauert. Von Köln aus gibt es zwei Bahnstrecken in die Südeifel. Von Irrel oder Bollendorf fahren täglich Busse nach Ernzen zur Teufelsschlucht. Ab Trier fährt die Line 441 des Sauertalbusses als „RegioRadler Sauertal“ über Irrel bis Bollendorf.
Einkehr-Tipp: Vor Ort bieten das Besucherzentrum und der Dinosaurier-Park einfache Gerichte. Im Landgasthaus Oberbillig, Wolsfelder Str. 11, 54668 Holsthum (in der Nähe der römischen Villa) gibt es eine von 10 bis 24 Uhr geöffnete Dorfkneipe mit Thekenbetrieb, Außenterrasse, Gästehaus und Brennerei, die Aktionen vom Burger bis zu saisonalen Spezialitäten anbietet. Tel.: 06523-404. Sehr gutes Essen gibt’s auch in der Burg Bollendorf (06526 / 69-0) im Hotel-Restaurant Koch-Schilt in Irrel (06525 9250).
Übernachten: Ein umfangreiches Gastgeberverzeichnis enthält Hotels, Ferienwohnungen und spezielle Angebote wie das auf Motorradfahrer zugeschnittene Hotel-Restaurant Hauer in Bollendorf, das Felsencamp Südeifel in Ernzen oder das Waldjugendlager Irrel. Auch mehrere Jugendherbergen gibt es und zahlreiche Campingplätze wie in Echternacherbrück, unmittelbar an der Grenze zu Luxemburg.
Für Aktive: Vor Ort bietet das Felsenland Südeifel Fahrräder und E-Bikes zum Ausleihen an. Der Zugang zur Teufelsschlucht ist ausgeschildert und kostenfrei, ebenso wie der Zugang zum Naturparkzentrum. Auch die Parkplätze sind kostenfrei. Der Eintritt im Dinosaurierpark beträgt 9,50 Euro für Kinder und 11,50 Euro für Erwachsene. Es gibt Gruppenermäßigungen, der Audio-Guide ist kostenlos.
Geheimtipps: Das Ofen- und Eisenmuseum in Hüttingen. Brigitte und Theo Lukas haben nicht nur zahlreiche alte Öfen, sondern mehr als 40000 Exponate aus der guten alten Zeit gesammelt. Das Museum ist nur mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet!
Tipps für Kinder: Zum „Bollendorfer Märchenpfad“ gehört ein vor Ort erhältliches Ausmalbuch mit der Geschichte des Königssohns Bollybur und seiner Prinzessin Bollonia, die von Räubern entführt worden ist, samt der nötigen Wegeskizze. Dauer der Wanderung: rund 90 Minuten.