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Elsdorf will vom Gas gehenStadt startet Aktion für mehr Tempo-30-Zonen

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Mit großen Bauzaunbannern wirbt die Stadtverwaltung für die Aktion Stadt unter 30.

Elsdorf – Mit Tempo 30 durch die Stadt fahren, das entschleunigt nicht nur wohltuend, es trägt vor allem zur mehr Sicherheit auf den Straßen bei. In Elsdorf soll das Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde jetzt zum freiwilligen Standard werden. Dazu wurde jetzt die Kampagne „Stadt unter 30“ gestartet.

Lediglich auf 24 Prozent – knapp einem Viertel – aller Straßen im Stadtgebiet darf derzeit schneller als Tempo 30 gefahren werden – hauptsächlich auf den größeren Verbindungsstraßen zwischen den Dörfern und auf den innerörtlichen Verkehrsachsen.

„Sicherer. Sauberer. Leiser.“ in Elsdorf ist das Ziel

Unter dem Slogan „Sicherer. Sauberer. Leiser.“ hat die Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ die Aktion gestartet. Mehr als 250 Städte engagieren sich seitdem bereits. Auf Beschluss des Stadtrats hat sich jetzt auch Elsdorf der Initiative angeschlossen. Ziel der im vergangenen Jahr von mehreren Städten gegründeten Initiative ist es, dass der Bund die rechtlichen Voraussetzungen dafür schafft, damit Kommunen Tempo 30 als Höchstgeschwindigkeit innerorts anordnen können, wo sie es für notwendig halten. Derzeit legt der Paragraf 45 der Straßenverkehrsordnung als Bundesgesetz fest, dass Tempo 30 nur bei konkreten Gefährdungen und vor sozialen Einrichtungen, wie Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen angeordnet werden kann.

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Claudia Nief stellte im Rathaus das Konzept „Stadt unter 30“ vor.

Fünf große Bauzaunbanner werben in der nördlichsten Stadt des Kreises für das moderatere Tempo am Steuer. Zudem werden ab dieser Woche nach und nach 60 beidseitig bedruckte Schilder, die die schwarze 30 nicht im bekannten roten Kreis, sondern im roten Herzchen zeigen, an den Straßen aufgehängt. Dazu gibt es Werbe- und Informationsmaterial, etwa die Herzchen-30 mit Elsdorf-Wappen als Autoaufkleber.

Immer mehr Beschwerden über erhöhte Geschwindigkeit

Bürgermeister Andreas Heller (CDU) hofft, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger an der Aktion beteiligen. „Uns erreichen immer wieder Beschwerden über erhöhte Geschwindigkeit. Wir haben zurzeit noch keine rechtliche Handhabe, um flächendeckend Tempo 30 anzuordnen. Mit der Kampagne »Elsdorf – Stadt unter 30« bieten wir die Chance, sich aktiv für eine angemessene Geschwindigkeit bei uns in Elsdorf einzusetzen.“

„Eine der besten Aktionen der letzten Jahre. Die Beschränkung soll in den Gewissen der Menschen ankommen,“ lobte SPD-Fraktionschef Harald Könen die Aktion. „Das haben wir schon vor 30 Jahren beantragt“, stimmt auch CDU-Sprecher Michael Gülden der Aktion hocherfreut zu.

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Aber es gibt auch kritische Stimmen. Maximilian Hintzen, Sachkundiger Bürger der CDU im Ausschuss, fürchtet, das etwa Lieferfahrzeuge und Spediteure länger unterwegs sind auf der Fahrt durch die Stadt, was höhere Kosten nach sich ziehen könnte. Er räumte ein, dass das in Elsdorf wegen der kurzen Wege nicht dramatisch sei, bei bundesweiter Einführung von Tempo 30 jedoch zum Problem werden könnte.

Hartmut Bergheim (Grüne) erinnerte daran, dass der Beschluss, Tafeln mit der Aufschrift „Achtet auf unsere Kinder“ aufzustellen, seit Monaten auf die Umsetzung wartet.

Der ADAC betrachtet die Initiative, in Städten flächendeckend Tempo 30 einzuführen, skeptisch. In Deutschland seien bereits bis zu 85 Prozent des Straßennetzes in den Städten als Tempo-30-Zonen ausgewiesen. Lediglich auf den Hauptstraßen gelte Tempo 50. Diese Regelung hat sich aus Sicht des ADAC bewährt. Hauptstraßen müssten ihre Leistungsfähigkeit behalten, um dort den Verkehr zu bündeln. Bei allem Verständnis für die Förderung von ÖPNV und Fahrradverkehr dürften alle diejenigen nicht vergessen werden, die auf die Nutzung ihres Fahrzeugs angewiesen sind. Das gelte besonders im ländlichen Raum.