Die Tesla-Gigafactory in Grünheide soll beim Ausstoß von Gefahrenstoffen oberhalb der erlaubten Werte liegen. Der Wasserverband schlägt Alarm.
Elon Musks AutokonzernSchadstoffe an Tesla-Fabrik überschreiten Grenzwerte – Produktionsstopp droht
Das Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide war von Anfang an umstritten. Umweltschützer und Anwohner befürchteten schädliche Einflüsse, vor allem auf das Grundwasser in der Region. Der Grundwasserspiegel könnte durch zu hohe Entnahmemengen sinken, außerdem könnten Schadstoffe in die Umwelt gelangen, waren die Vorbehalte Die Bedenken scheinen sich nun zu bewahrheiten, wie Recherchen des „Stern“ und von RTL nahelegen.
Die Tesla-Fabrik in Brandenburg soll bis zu sechs Mal so viel Gefahrenstoffe ins Abwassersystem eingeleitet haben wie zulässig und die Trinkwasserversorgung Berlins dadurch gefährden, heißt es demnach beim Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE). Messwerte sollen belegen, dass die Gigafactory seit rund zwei Jahren ständig und erheblich zu viel Phosphor und Gesamtstickstoff ins Abwassersystem einleite und damit die Grenzwerte deutlich überschreite.
Insgesamt 40 Mal habe Tesla laut den internen Dokumenten die zulässige Menge an eingeleitetem Phosphor ins Abwasser überschritten, davon 22 Mal um das Doppelte oder mehr, einmal sogar um das Sechsfache. Beim sogenannten Gesamtstickstoff (auch Total Nitrogen genannt) soll Tesla den Grenzwert sogar in 67 Fällen überschritten haben. Der höchste gemessene Wert soll mehr als vier Mal höher gewesen sein als zulässig.
Tesla-Gigafactory in Grünheide: Wasserverband könnte für Produktionsstoopp sorgen
Der WSE habe seine Mitglieder, also die Bürgermeister der Region, für Freitag zu einer außerordentlichen Sitzung eingeladen. Es steht offenbar zur Diskussion, Tesla bis auf Weiteres die Abwasserleitung zuzudrehen. Die käme einem Produktionsstopp gleich.
Wie brisant die Sache ist, wird auch hieran deutlich: Der WSE hatte Tesla offenbar seit März vergangenen Jahres mindestens fünfmal schriftlich auf die erheblichen Grenzwertüberschreitungen hingewiesen, heißt es – offenbar ohne Erfolg.
Tesla und der WSE hatten sich 2020 in einem Vertrag grundsätzlich auf die jeweiligen Grenzwerte geeinigt. Danach war es aber immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen dem Wasserverband und dem Unternehmen gekommen, denn so ganz klar scheint der Schadstoff-Ausstoß nicht von Anfang an geregelt worden zu sein.
Tesla in der Kritik wegen Schadstoffen
So forderte der WSE Tesla im September 2021 auf, die Schad- und Giftstoffe offenzulegen, die über die damals noch im Bau befindliche Batteriezellfabrik im brandenburgischen Grünheide ins Abwasser geraten werden. Für besonders problematisch wurde grundsätzlich der Einsatz von Stoffen angesehen, die für den Bau von Batterien benötigt werden wie Lithium-Nickel-Mangan-Cobalt-Oxide (LiNMC).
Tesla bestreitet die zuloetzt gemessenen Werte laut „Stern“ nicht, sondern verweist auf eine eigene Abwasseraufbereitungsanlage. Warum man trotz der Versicherung, die erhöhten Werte sehr ernst zu nehmen, offenbar untätig blieb, ist unklar.
Kritik an Tesla-Gigafactory wegen der Arbeitsbedingungen
Immer wieder gab es Kritik an der Fabrik von Elon Musks Autokonzern. Neben Umweltbedenken standen auch immer wieder die Arbeitsbedingungen in Grünheide im Fokus. Die Arbeitsbelastung sei enorm, der Krankenstand hoch, hatten Insider berichtet. Immer wieder kam es offenbar zu Unfällen.
Zuletzt war ein Bürgervotum in Grünheide zu einer geplanten Erweiterung der Fabrik zuungunsten von Tesla ausgegangen. Der Autobauer will auf einer angrenzenden Fläche von rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und eine Betriebs-Kita errichten. Mit Nein stimmten bei der Befragung 3499 Einwohner, mit Ja 1882, wie die Gemeinde in Brandenburg mitteilte.