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Krewel bangt mit MitarbeiternEitorfer Pharma-Unternehmen hat Büros in der Ukraine

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Im russischen Bor bei Nishni Nowgorod hat die Troisdorfer Firma Kuraray ein Werk.

Rhein-Sieg-Kreis – Der Krieg Russlands gegen die Ukraine und die Sanktionen gegen Russland sowie deren in Aussicht stehende Verschärfung haben auch für Unternehmen aus der Region Folgen, mittelbar und unmittelbare. Der Eitorfer Pharmahersteller Krewel Meuselbach unterhält auch in der Ukraine Vertriebsniederlassungen.

Zwischen 50 und 100 Firmen aus dem Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg exportieren mehr oder weniger regelmäßig Waren nach Russland. In der Rangliste der Export-Ziele liegt Russland für Unternehmen aus der Bundesstadt und dem Kreisgebiet damit auf Rang 14. Beim Warenimport liegt Russland auf Rang 18.

Armin Heider, Bereichsleiter International bei der IHK, geht davon aus, dass Unternehmen, die Beziehung zu Russland unterhalten, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten kurzfristig noch einmal intensivieren werden, um produzierte und von russischen Kunden bestellte Waren noch vor der zu erwartenden Verschärfung von Sanktionen auszuliefern. Auch Firmen, die Waren aus Russland beziehen, dürften Anstrengungen unternehmen, um diese Waren noch vor einem strikteren Embargo zu erhalten. Wirtschaftliche Beziehungen zu Russland gibt es auch durch die Präsenz von russischen Unternehmen in der Region. Nach Angaben der IHK haben 19 russische Firmen ihren Sitz in Bonn, elf in einer Kommune des Rhein-Sieg-Kreises. Diese Zahlen stammen laut IHK aus dem Jahr 2019. (pf)

Kuraray, Chemie

Im russischen Bor bei Nischni Nowgorod unterhält der Chemiekonzern Kuraray mit Sitz in Troisdorf eine Niederlassung. „Natürlich sind wir in Sorge“, sagt Dr. Holger Stenzel, Verantwortlicher für das operative Geschäft von Kuraray Europe. „Wir wollen unseren Kollegen dort so gut es geht helfen.“ Zugleich sei man aber davon abhängig, „was die Politik entscheidet“. In Bor beschäftigt der Konzern etwa 60 ausschließlich russische Mitarbeiter, der – deutsche – Werksleiter erledigt seine Aufgaben schon seit Monaten von Deutschland aus. „Zuerst wegen Corona und später wegen der Krisensituation“, berichtet Stenzel.

Probleme gebe es schon länger bei der Logistik. „Die Lkw fahren durch Weißrussland.“ An der Grenze zu Polen gebe es bisweilen tagelange Wartezeiten. Bisher sei es dennoch gelungen, die Rohstoffe für die Produktion der Folie für Verbundsicherheitsglas nach Russland zu liefern. Nun aber sei die Situation „völlig unübersichtlich“ und völlig unklar, was passiere, wenn der Zahlungsverkehr tatsächlich unterbrochen werde. „Dann könnten die Russen keine Rechnungen mehr bezahlen.“ (dk)

Krewel Meuselbach, Pharma

Der „Kampf unter Brudervölkern“, sagt der Geschäftsführer Thomas Quadt, treffe auch den Pharmakonzern Krewel Meuselbach mit Hauptsitz in Eitorf. Das Unternehmen, nach eigenen Angaben „stark exportlastig Richtung Russland“, beschäftigt dort 20 Kollegen im Vertrieb, die am Donnerstag „weitgehend normal“ arbeiteten. Die vielen Kontrollen hätten nur einen Vertreter in Rostow am Don daran gehindert, das Büro aufzusuchen. Anders ist die Lage in der Ukraine. In der Niederlassung bei Lwiw, etwa 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Kiew, „ist an Arbeiten nicht zu denken“. Immerhin wisse man, dass auch dort alle Beschäftigten wohlauf seien, sagt Quadt.

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Wirtschaftliche Folgen für das Unternehmen werde der Wechselkurs haben: Während der Kurs 2013 bei 35 Rubel für einen Euro lag, plante Krewel Meuselbach zuletzt mit einem Kurs von 85 Rubel. Am Donnerstag aber lag der Kurs bereits bei 100 Rubel je Euro. „Diese Wechselkursschwankungen treffen uns sicher“, prognostiziert Quadt. (dk)