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„Verschiebebahnhof“BV Ehrenfeld lehnt neuen Teilstandort der Förderschule Kolkrabenweg ab

Lesezeit 3 Minuten
Außenansicht der Kolkrabenschule.

Die Förderschule Kolkrabenweg mit dem Förderschwerpunkt ‚Geistige Entwicklung‘.

Zusätzliche Plätze an der Förderschule Kolkrabenweg zu schaffen, lehnt die BV Ehrenfeld ab, und plädiert stattdessen für Gemeinsames Lernen.

Zusätzliche Schulplätze stehen in Aussicht – und dann spricht sich die Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) einstimmig dagegen aus. Der Grund: Es handelt sich um Plätze an der Förderschule Geistige Entwicklung im Vogelsanger Kolkrabenweg.

Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) betonte, dass die Stadtteilpolitiker das Modell Gemeinsames Lernen wegen des Inklusions-Aspekts bevorzugen: Dabei werden Schüler, die eine sonderpädagogische Unterstützung benötigen, zusammen mit ihren Altersgenossen an „normalen“ Grundschulen unterrichtet statt an Förderschulen. Weil an den Grundschulen kein Platz mehr sei, so Spelthann, würden die Kinder nun einfach zur Förderschule geschickt. Das erinnere ihn an einen „Verschiebebahnhof“.

Bedenken der Ehrenfelder Politiker beruhten auf einem Missverständnis

Die BV forderte die Verwaltung auf, statt der Förderschulplätze bis zu 50 neue Plätze an den Grundschulen für das Gemeinsame Lernen einzurichten. Doch die Bedenken der Ehrenfelder Politiker, die in dieser Frage nur ein Anhörungsrecht haben, beruhten auf einem Missverständnis, wie das Dezernat für Jugend, Bildung und Sport mitteilte.

Denn wenn sich die Eltern eines Kindes mit Unterstützungsbedarf für einen Platz an einer Förderschule entscheiden, sei dies unbedingt zu respektieren: „Die Verwaltung muss diesem Wunsch entsprechen und einen entsprechenden Schulplatz bereitstellen“.

Am Kolkrabenweg ist kein Platz mehr

Zudem sind für die Einrichtung von Plätzen des Gemeinsamen Lernens die staatlichen Schulämter und die Bezirksregierungen zuständig, nicht die Stadt. Der BV-Beschluss kann also gar nicht umgesetzt werden. Doch für ihre falsche Einschätzung kann man die Politiker kaum verantwortlich machen. Denn die Vorlage zur Einrichtung zusätzlicher Schulplätze an einem neuen Teilstandort der Förderschule Kolkrabenweg war erst kurz vor Beginn ihrer Sitzung eingetroffen, für Recherchen blieb keine Zeit.

Mit Nachdruck kritisierte die BV die Eile des Verfahrens, mit dem Anfang Oktober vom Rat noch auf die Schnelle ein neuer Schul-Teilstandort für das laufende Schuljahr abgesegnet werden soll.

Denn am Kolkrabenweg ist kein Platz mehr, nicht einmal für Modulbauten. Nebenan ist seit 2017 übergangsweise die Bocklemünder Grundschule Kunterbunt untergebracht, die gern zurück in ihr Veedel gehen würde. Doch erst einmal muss deren Gebäude saniert werden, frühestens 2027 ist es so weit.

Schadstoffbelastung des Hauptgebäudes am Kolkrabenweg

Deshalb werden nun „maximal 52 Schüler aus der Mittelstufe“ der Förderschule im 2022 fertiggestellten und im Aufbau befindlichen Gymnasium Zusestraße unterrichtet – in Lövenich also. „Bis zum Ablauf des Schuljahres 2027/28“ sei dort Platz vorhanden, so die Rechnung der Verwaltung.

Aufgrund der kürzlich festgestellten Schadstoffbelastung des Hauptgebäudes am Kolkrabenweg (der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete), ist derzeit offen, wie und wo es mit der Schule nun weitergeht. Immerhin hatte die Schulkonferenz, ein Gremium aus Eltern, Schülern und Lehrern, den Teilstandort-Plänen wegen des Mangels an Schulplätzen zu gestimmt.

Aber gleichzeitig erhebliche Bedenken formuliert: Etwa, dass die Schulgemeinde auf diese Weise „zergliedert“ werde und einige Schüler nun zusätzlich zum siebenstündigen Unterricht Fahrtzeiten von bis zu vier Stunden täglich auf sich nehmen müssten, weil sich der Schulspezialverkehr aufgrund der kurzfristigen Umsetzung nicht angemessen auf die neue Situation einstellten konnte.

Förderschule am Kolkrabenweg: Schulkonferenz kritisiert Stadt

Auch sei fraglich, ob die Möbel für die Klassen- und Fachräume rechtzeitig eintreffen, zudem fehlten Telefone und Computer, ein Mobilfunkempfang sei nicht gegeben. Ein Problem stelle daneben die Versorgung mit Mittagessen in der Zusestraße dar, die für einige Schüler notwendigen Sicherheitsvorkehrungen seien ebenfalls nicht vorhanden.

Insgesamt führe die „unzureichende Vorlaufzeit in der Planung und Umsetzung sehr eindrücklich zu einer nicht zu vertretenden Mehrbelastung der Schulgemeinde, der einzelnen Schülerinnen und Schüler, der Elternschaft und der Kolleginnen und Kollegen der Schule.“

Vor allem aber kritisiert die Schulkonferenz die Stadt, weil sie „trotz der vehementen und eindringlichen Dokumentationen der Schule“ den steigenden Bedarf an Schulplätzen „nicht in die kurz- oder mittelfristige Planung“ aufgenommen habe. Dies scheine sich nun zu wiederholen: Derzeit liege „keine Perspektive durch den Schulträger“ vor, wie ab 2028 „die ausgelagerten Klassen untergebracht/wiedereingegliedert werden sollen.“