Laut Berichten werden nahezu in jeder Nacht Drohnen über wichtigen Anlagen in Brunsbüttel gesichtet. Der Verdacht fällt auf Russland.
Verdacht auf russische SpionageMilitär-Drohnen über Kernkraftwerk und Chemiepark in Deutschland gesichtet
Nach Berichten des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ und der „Bild“-Zeitung soll der ChemCoast Park Brunsbüttel, ein Industriegebiet für Unternehmen aus der Chemie- und Mineralölwirtschaft, Ziel eines Spionageangriffs geworden sein. Ermittler nahmen demnach bereits am 8. August die Verfolgung mit Zivilstreifen auf, nachdem in mehreren Nächten bis zu vier Drohnen über dem Gelände aufgetaucht waren. Nun ermittelt der Staatsschutz.
Auch über dem stillgelegten Atomkraftwerk und dem LNG-Terminal in Brunsbüttel seien mehrfach Drohnen gesichtet worden, die mit hoher Geschwindigkeit über die kritische Infrastruktur geflogen seien, hieß es weiter. „Durch den Überflug über das Kernkraftwerk wurde mehrfach die Flugverbotszone missachtet“, zitierte die „Bild“-Zeitung aus einem polizeiinternen Bericht.
Russische Drohnen über Atomkraftwerk in Brunsbüttel unterwegs?
Bei den mutmaßlichen Spionage-Aktionen sei ein feindliches Objekt erfasst worden, mutmaßliche eine Militär-Drohne. Dabei soll es sich um eine „Orlan-10“-Drohne handeln, die eine Reichweite von 500 bis 600 Kilometern haben und eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 100 km/h erreichen können soll.
Laut „Bild“ seien die eingesetzten Drohnen russischen Agenten zugeordnet worden. Möglicherweise würden sie von zivilen Schiffen aus der Nordsee gestartet, hieß es weiter.
Spionageverdacht: Polizeidrohnen zu langsam für Verfolgung
Die nächtlichen Überflüge seien den Berichten zufolge erstmals am 8. August verzeichnet worden, seitdem dauern sie an. Bis zu vier Drohnen seien seitdem in fast jeder Nacht über dem Gelände des ChemCoast Park aufgetaucht, heißt es in den Berichten.
Zur Verfolgung sollen laut „Spiegel“ unterdessen auch Polizeidrohnen zum Einsatz gekommen sein, diese könnten jedoch mit den deutlich schnelleren feindlichen Hightechgeräten nicht mithalten.
Experte hält russische Aktionen für denkbar: „Die Gefahr bleibt bestehen“
Die Staatsanwaltschaft Flensburg bestätigte derweil, Ermittlungen wegen Agententätigkeit zu Sabotagezwecken aufgenommen zu haben. Diese stehen Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt zufolge „mit wiederholten Drohnenflügen über kritischer Infrastruktur in Schleswig-Holstein“ in Verbindung. Auch die Bundeswehr sei mittlerweile informiert worden, berichtete der „Spiegel“.
Russische Spionage- und Sabotage-Aktionen seien grundsätzlich denkbar, hatte Thomas Jäger, Experte für internationale Politik an der Universität Köln, kürzlich dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt. Deutschland sei auf derartige Angriffe nur ungenügend vorbereitet, sagte der Politologe.
„Ein Staat, der diese Systeme angreifen will, nutzt das aus. Diese Gefahr bleibt bestehen“, warnte Jäger. Zuvor hatte es wegen mutmaßlichen Einbrüchen bei Bundeswehr-Kasernen in Deutschland einen entsprechenden Sabotage-Verdacht gegeben. (das)