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Immer mehr Details bekanntZwei Tote nach Schüssen im Mercedes-Werk in Sindelfingen

Lesezeit 4 Minuten
Sindelfingen: Am Tor 5 zum Werksgelände steht ein Fahrzeug mit der Aufschrift ‚Werkschutz‘. Bei Schüssen auf einem Werksgelände von Mercedes-Benz in Sindelfingen gab es Tote.

Sindelfingen: Am Tor 5 zum Werksgelände steht ein Fahrzeug mit der Aufschrift 'Werkschutz'. Bei Schüssen auf einem Werksgelände von Mercedes-Benz in Sindelfingen gab es Tote.

Auf dem Werksgelände von Mercedes-Benz hat sich eine Bluttat abgespielt. Ein zweites Opfer ist gestorben. Vieles ist weiterhin unklar.

Durch Schüsse auf einem Werksgelände von Mercedes-Benz in Sindelfingen sind am Donnerstagvormittag zwei Menschen getötet worden. Dies berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Die Polizei ist mit einem großen Aufgebot vor Ort, der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Es laufen derzeit Vernehmungen durch die Kriminalpolizei.

Stunden nach dem Vorfall werden immer mehr Einzelheiten zur Tat bekannt. Am späten Vormittag äußerte sich erstmals die Stuttgarter Staatsanwaltschaft, sie geht von einem Einzeltäter aus. Ein 53-jähriger Mann sei festgenommen worden. Weitere Details zu der Tat am Donnerstagmorgen auf dem Werksgelände bei der Halle 56 oder zum Verdächtigen wollte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht nennen.

Informationen gab am Mittag auch die Polizei bekannt. Die Schüsse in dem Sindelfinger Werk seien bei laufender Produktion gefallen. Es seien am Donnerstagmorgen viele Mitarbeitende in der Halle gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittler haben nach eigenen Angaben noch keine Erkenntnisse über ein Motiv.

Die Beamten schlossen eine Amoktat auf Twitter relativ früh aus, gaben dazu aber keine Gründe an. „Die Tat hat sich gegen 7.45 Uhr abgespielt, nähere Details dazu sind noch nicht bekannt“, sagte die Ludwigsburger Polizeisprecherin Yvonne Schächtele laut „Stuttgarter Nachrichten“ am frühen Donnerstagmorgen. Die Schüsse fielen in dem Werk, in dem die S-Klasse von Mercedes gefertigt wird.

Schüsse auf Mercedes-Werk in Sindelfingen: Mutmaßlicher Täter festgenommen

Die Lage sei den weiteren Aussagen der Polizei zufolge schnell unter Kontrolle gewesen. Auf Twitter hatte die Polizei Ludwigsburg bereits um 9.45 Uhr mitgeteilt, dass der mutmaßliche Schütze festgenommen worden sei.

„Wir können bestätigen, dass es einen Vorfall gab am Standort Sindelfingen“, erklärte der Mercedes-Benz laut „Tagesschau“ am Morgen. „Wir sind mit den Behörden im Austausch und versuchen, die Faktenlage zu klären“, hieß es dort weiter. Die Sicherheit der Mitarbeiter stehe an oberster Stelle.

Hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten sich zunächst vor dem Gebäude versammelt, der Tatort auf dem Werksgelände war weiträumig abgesperrt worden. Unter ihnen herrscht nun tiefe Betroffenheit. Eine große Zahl wurde nach einer ersten Betreuung im Werk am Donnerstagmorgen nach Hause geschickt, berichtete ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur vor Ort.

Nach Schüssen in Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen: Produktion läuft nicht normal weiter

Am frühen Mittag hatten die Mitarbeitenden in der betroffenen Halle das Werksgelände verlassen. Sie werden psychologisch betreut, wie ein Polizeisprecher am Donnerstag mitteilte. Es bestehe keine Gefahr mehr für die Angestellten. „Also momentan läuft das Band nicht wie normal weiter“, sagte der Sprecher. Wann die Halle wieder freigegeben und dort weiter produziert werden könne, sei noch in Klärung.

Mehrere Rettungswagen standen noch auf dem Werksgelände. Neben einem Großaufgebot der Polizei waren auch zahlreiche Rettungskräfte der Feuerwehr sowie ein Notarzt im Einsatz. Wie eine Sprecherin der Polizei weiter mitteilte, bestand keine Gefahr für die Bevölkerung.

Der Mercedes-Benz-Standort Sindelfingen ist nach Angaben des Konzerns mit seiner mehr als hundertjährigen Geschichte das traditionsreichste Fahrzeugwerk der Mercedes-Benz Group AG. In Sindelfingen werden Fahrzeuge der Ober- und Luxusklasse produziert, darunter die Mercedes-S-Klasse und Mercedes-Maybach-S-Klasse. An dem Standort arbeiten rund 35.000 Mitarbeiter.

Mercedes-Benz nach Bluttat in Sindelfingen bestürzt

Mercedes-Benz hat sich inzwischen bestürzt gezeigt über die Bluttat. „Die tragischen Nachrichten aus Sindelfingen haben uns zutiefst geschockt“, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag. „Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Kolleginnen und Kollegen vor Ort.“ Die Opfer und der mutmaßliche Täter sind einer Mitteilung zufolge Mitarbeitende eines externen Dienstleisters. Darüber, um welche Firma es sich handelt, gab der Sprecher keine Auskunft.

Mehrere Politiker äußerten sich am Donnerstagmorgen bereits betroffen über den Vorfall im Mercedes-Benz-Werk. „Was für schreckliche Nachrichten aus Sindelfingen. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen. Den Verletzten wünsche ich schnelle und gute Besserung“, schrieb Cem Özdemir (Grüne).

Politikerinnen und Politiker äußern Mitgefühl

Ähnliche Worte fand auch Parteikollege Tobias B. Bacherle, der in Sindelfingen zur Schule ging. „Schreckliche Nachrichten aus meiner Heimatstadt“, so Bacherle auf dem Kurznachrichtendienst. „Ich bin in Gedanken bei den Angehörigen und Opfern, denen mein aufrichtiges Beileid gilt.“

Mitgefühl drückte auch SPD-Politikerin Jasmina Hostert aus. Sie dankte außerdem den Einsatzkräften. „Mein Dank gilt der Polizei und den Rettungskräften, die schnellstmöglich am Einsatzort waren.“ (mit dpa/afp)