#DorfkinderWarum sich echte Dorfkinder gegen die Klöckner-Kampagne wehren
Eines hat die Kampagne des Bundeslandwirtschaftsministeriums sicher nicht verfehlt: Aufmerksamkeit. Mit dem Hashtag „#Dorfkinder“ wollte Ministerin Julia Klöckner für den ländlichen Raum werben. Und bekam im Netz viel Gegenwind. Ein Blogger drehte die Kampagne sogar um. Weil er sie unehrlich findet.
Unter „#Dorfkinder“ sollten positive Beispiele und neue Ansätze der ländlichen Entwicklung gesammelt werden. „Wir haben allen Grund stolz zu sein auf unsere ländlichen Regionen, aber es bleibt teilweise auch noch einiges zu tun“, lautet eine Erklärung auf der Seite des Ministeriums. Tatsächlich bekam der Hashtag in den ersten Tagen einige Aufmerksamkeit – wohl aber nicht nur so, wie Klöckner sich das vorgestellt hatte.
Viele kritisierten die zu positive Darstellung des Dorflebens, so auch der Blogger Tim Hartmann. Der 26-Jährige kommt aus Mittelrode, einem Dorf mit knapp über 300 Einwohnern, 20 Kilometer südlich von Hannover. Mittlerweile wohnt er in Heeren bei Münster, auch dieses Dorf ist nicht viel größer. Hartmann ist ein Dorfkind aus Überzeugung, schreibt auf seinem Blog „Dorf statt Stadt“ über das Leben auf dem Land. Und ihn stört die Kampagne des Bundeslandwirtschaftsministeriums.
„Kampagne besteht nur aus Floskeln“
„Die komplette Kampagne aber besteht nur aus Floskeln. Als ob jedes Dorf eine heile Welt sei“, sagte der Blogger zu jetzt.de. „Es stimmt einfach nicht, dass alles gut ist. Man kann uns nicht alleine lassen und sich nicht ums Dorf kümmern. Es gibt so viele Vereine, die am Kämpfen sind, die Leute suchen, die sonst nicht überleben.“
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Also startete Hartmann eine Gegenkampagne. Auf seinem Blog und in sozialen Medien. Eine Kampagne, die nicht nur alles gut- und schönredet. „#Dorfkinder müssen den Bach als Schwimmbad nutzen“ steht dann da zum Beispiel. Auf Instagram hatte der Beitrag von Hartmann nach wenigen Tagen fast fünfmal so viele Likes wie der von Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner.
Es brauche neue Konzepte, mehr Vernetzung, mehr Ehrlichkeit – und mehr finanzielle Unterstützung, findet er. Immerhin hat die Kampagne dem Thema Leben auf dem Land Aufmerksamkeit geschenkt. Doch den Weg dorthin hätte sich Tim Hartmann irgendwie anders, ehrlicher vorgestellt. (mit dpa)