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Rundschau-DialogWas unsere Leserinnen und Leser über das Gendern denken

Lesezeit 3 Minuten
Gendern Symbolbild Tafel

Welche Formulierung soll man wählen, um allen Geschlechtern gerecht zu werden?

Das Thema Gendern führt immer wieder zu emotionalen Auseinandersetzungen. Auch unsere Leser beschäftigt die Debatte um die Geschlechterformulierungen in öffentlichen Texten.

Ich bin überrascht, wie hoch die Zahl der Personen ist, die sich weder als „m“ oder „w“ sehen, sondern sich als „d“ outen. Ohne dies bewerten zu wollen, stellt sich mir, der im Berufsleben viele Anschreiben verfasste, die Frage: Wie lautet die korrekte Anrede in einem Anschreiben, wenn ich weiß, dass sich die betroffene Person weder dem bisherigen männlichen oder dem weiblichen Geschlecht zuordnen lässt, da „Sehr geehrter Herr“ genauso falsch ist wie „Sehr geehrte Frau“?

Vielleicht (er)findet man künftig eine geschlechter-neutrale Bezeichnung. Auch wenn es aktuell noch höchst undenkbar, aber doch möglich ist: Spätestens wenn eine Person, die sich als geschlechtsneutral sieht, das Oberbürgermeisteramt oder eine andere hohe Position bekleidet, hat dies Auswirkung auf die Öffentlichkeit! Auch hier gilt dann, dass die Bezeichnung „Die Oberbürgermeisterin“ oder „Der Oberbürgermeister“ nicht mehr korrekt wäre.

Werner Wurda, Köln


Rund dreiviertel der Menschen über 18 Jahre lehnen laut einer Civey-Umfrage vom Dezember 2023 die Gendersprache ab. Warum soll Sprache dann verändert werden? Oder brauchen wir Erziehung zum Gendern? Wenn von Radfahrern gesprochen wird, spricht man von Menschen, die radfahren. Dabei ist das Geschlecht unerheblich, denn eine Unterscheidung in Mensch und Menschinnen kennt man nicht. Spricht man allerdings von Radfahrer*Innen oder Radfahrer:Innen, wird durch das unnötige und schlecht lesbare Anhängsel im grammatikalischen Sinne die Frau erst recht als Anhängsel des Mannes betrachtet, was nicht gewollt ist, aber zwangsläufig wird.

Dann eher Radfahrer und Radfahrerinnen, wobei sich dann allerdings die Nonbinären-Personen diskriminiert fühlen dürften, da sie nicht aufgeführt wurden. Also exakt dann divers Radfahrende, Radfahrerinnen und Radfahrer! Oder: Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, sehr geehrte Transsexuelle der radelnden Gemeinschaft. Dies allerdings lässt nur noch das Geschlecht zur Priorität werden, ist sexistisch. Und dass die Geschlechter überhaupt radfahren, dürfte in dieser Lesart eher nebensächlich sein.

Es befinden sich viele Radfahrer auf den Straßen – bedeutet, dass viele Fahrräder mit Menschen drauf unterwegs sind. Dies ist die Priorität dieser Aussage und beinhaltet keinerlei Sexismus oder Diskriminierung, die man daraus ableiten könnte. „Wenn wir nur mit drei, vier Mann zum Radfahren antreten...“, verleitete kürzlich in einem Aufruf eines Radlerclubs zu folgendem: „Wenn wir nur mit drei, vier Männ:Innen zum Radfahren antreten...“. Um neuerdings „Teilnehmende“ im flüssigen Lesen zu verstehen, braucht man erstmal Zeit, was hinter diesem Substantiv, was eigentlich ein Partizip (also ein Mittelwort aus Verb und Adjektiv) ist, versteckt sein könnte. Vielleicht teilnehmende Kinder, teilnehmende Erwachsene, radfahrende Frauen und Männer? „Zwei Autofahrende kamen zur Tür herein“, was soll dieser Kauderwelsch-Satz? Wie sieht es bei Fußgängern aus, vielleicht „Fußgängernde“? Und „Redende“ für Redner? „Blasende“ für Bläser?

Johannes Schweinem, Rösrath