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Wahlkampf in den USAHarris Botschaft ist geradezu aufreizend vage

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Kamala Harris auf dem Parteitag der Demokraten.

Kamala Harris auf dem Parteitag der Demokraten.

Kamala Harris, demokratische Anwärterin auf das US-Präsidentenamt, besticht auf dem Parteitag durch Optimismus und Witz, lässt jedoch konkrete Vorhaben vermissen.

Prognosen, heißt es ja, sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Ja, den Demokraten in den USA ist ein beeindruckender Parteitag gelungen, auf dem sie viel von dem zu zelebrieren verstanden, was die amerikanische Politik zuletzt so sehr vermisst hat: Optimismus, Spaß, Witz, Gelassenheit. Aber ob der aktuelle Hype um ihre Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris reichen wird bis zur Wahl am 5. November? Daran darf man nach ihrer großen Abschlussrede in Chicago zumindest große Zweifel haben.

Natürlich ist vieles von dem, was Harris sagt, Balsam auf die Seelen nicht nur vieler Amerikaner. Dass sie sich zur Nato bekennt, dass sie die Ukraine nicht im Stich lassen will, dass sie Israel zur Seite steht, das alles sind Signale, die man auch in Berlin oder Brüssel erleichtert aufnehmen wird.

Anhänger auf dem Parteitag der Demokraten:

Anhänger auf dem Parteitag der Demokraten: Balsam für die Amerikaner

Nur: Die eine große Angriffsfläche der Kamala Harris, ihre womöglich wahlentscheidende Schwäche, hat sie mit diesem Auftritt nicht vergessen machen können, ganz im Gegenteil. Die nämlich, dass sie um Himmels Willen erst gar keine Angriffsflächen bieten will.

Mehr Jobs für Amerika – klar, aber welche denn? Bessere Schulen – gut, aber wo fängt man da an? Schluss mit der Wohnungsnot – gerne, nur wie? Selbst für eine Wahlkampfrede war Harris Botschaft geradezu aufreizend vage. Der einzige konkrete Fokus, auf den sie immer wieder zurückkam, war Donald Trump, den man nicht wieder an die Macht lassen dürfe. Aber das Versprechen, den Gegenkandidaten zu verhindern, ist für einen Präsidentschaftskandidaten eine Null-Aussage – es wird ja zwangsläufig nur die eine oder der andere.

Als Rednerin ist Kamala Harris weder eine Michelle noch ein Barack Obama. Ihre Stimme klang bisweilen schrill, ihre Pointen wirkten konstruiert und gingen selbst an ihrem Fanpublikum bisweilen hörbar vorbei. Das „Momentum“, das in Chicago so oft beschworen wurde, mag gerade bei ihr liegen. Um die Wahl zu gewinnen, wird sich Kamala Harris aber noch gewaltig steigern müssen.