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Rundschau-Debatte des TagesHat Heizen mit Holz noch eine Zukunft?

Lesezeit 4 Minuten
Eine Person legt ein Stück Holz in einen brennenden Kamin.

Bei der Verfeuerung von Holz zur Wärmeerzeugung fällt in Deutschland jedes Jahr doppelt so viel CO2 an wie bei der Zementherstellung.

Gegen die geplanten Auflagen und Verbote für Holz- und Pelletheizungen hagelt es Protest. Doch auch ohne die Wärmewende droht Nutzern solcher Techniken längst eine Kostenfalle.

Holz- und Pellet-Heizungen sollen nach dem Willen der Bundesregierung künftig nur unter strengen Auflagen erlaubt sein. Aus nahezu allen politischen Lagern und der Wirtschaft hagelt es Kritik. Aber ist es nicht absolut notwendig, das Verfeuern der Bäume zu stoppen, um den CO2-Ausstoß zu senken?

Kaum hatte das Kabinett vor anderthalb Wochen den Entwurf für das Heizungstausch-Gesetz verabschiedet, hagelte es Protest gegen die geplanten Auflagen und Verbote für Holz- und Pelletheizungen: Erst von den Waldbesitzern, dann von der CSU, dann von der FDP, dann von der SPD. Und würde der Einbau von Holz- und Pelletheizungen nicht auch ohne Gesetz zur Kostenfalle? Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Heizen mit Holz:

Will Robert Habeck ein Verbot von Holz- und Pelletheizungen?

Der Einbau von Biomasse-Heizungen auch in Neubauten soll „an sich nicht verboten“ werden, stellte das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium kürzlich klar. Aber: Mit Biomasse werde die Pflicht, mit 65 Prozent erneuerbarer Energie zu heizen, nicht erfüllt, dafür brauche es also zusätzlich zum Beispiel eine Wärmepumpe. In Bestandsgebäuden sollen nur dann neue Holz- oder Pelletheizungen eingebaut werden dürfen, wenn die alten Häuser schwer zu sanieren sind oder unter Denkmalschutz stehen. Zudem wird im Gesetzentwurf eine Staubfilterpflicht gegen die Feinstaubgefahr verlangt, das macht es teurer. Trotz der Auflagen will Habeck den Einbau von Holzheizungen aber sogar weiter fördern, die Einzelheiten dazu sind noch nicht ausgearbeitet.

Welche Kritik gibt es an den Auflagen?

Waldbesitzer, CSU und CDU verweisen darauf, dass Holz in der EU als erneuerbare Energiequelle eingestuft werde. Somit würden Holz- und Pelletheizungen sehr wohl die Pflicht erfüllen, mindestens 65 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen zu nutzen. Die FDP sieht es ähnlich und beharrt darauf, die Heizungswende müsse „technologieoffen“ erfolgen. In der SPD-Fraktion wollen sie ebenfalls Biomasse als erneuerbare Energiequelle akzeptieren. Die Forstwirtschaft ärgert sich auch über die Feinstaubfilterpflicht. „Gehen Sie mal durch den ländlichen Raum, wo hauptsächlich mit Holz geheizt wird: Gibt es dort ein Feinstaubproblem? Nein“, sagt Georg Schirmbeck, Präsident des Forstwirtschaftsrates, unserer Zeitung. Natürlich spräche trotzdem nichts gegen die Pflicht zum Filter, „wenn der Staat das bezahlt“. Das ist aber nicht vorgesehen.

Sind Holz- und Pelletheizungen tatsächlich CO2-Schleudern?

Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA), die unserer Redaktion vorliegen, wurden 2021 bei der Verfeuerung von Brenn-, Alt- und Restholz zur Wärmeerzeugung 47 Millionen Tonnen CO2 in die Luft geblasen: Das waren fast sieben Millionen Tonnen mehr als 2020 und mehr als doppelt so viel CO2, wie etwa bei der Zementherstellung jedes Jahr anfällt. Für 2022 liegen noch keine abschließenden Zahlen vor. Den Berechnungen zufolge gingen 2021 fast 112 Millionen Tonnen CO2-Emissionen auf die Nutzung von Biomasse zurück, knapp die Hälfte davon zur Wärmeerzeugung. Hinzu kommt, dass die Holzverbrennung auch andere klimarelevante Emissionen wie Methan freisetzt. Das Bundesumweltministerium fast zusammen: „Pro produzierte Wärmeeinheit sind die CO2-Emissionen bei Holz höher als bei fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas.“ Zwar entweicht das im Holz gebundene CO2 auch, wenn Bäume verrotten, statt verbrannt zu werden, allerdings um ein Vielfaches langsamer. Und wenn das Holz zum Bauen von Häusern oder Möbeln verwendet würde, bleibe das CO2 dauerhaft gespeichert.

Warum wird Holz in der EU als erneuerbare Energie eingestuft?

In der EU wird seit Jahren um die Novelle der Erneuerbare-Energien-Richtlinie gerungen. Dabei gibt es in der Fachwelt an der schlechten CO2-Bilanz beim Verfeuern von Holz praktisch keine Zweifel. Bei der Abstimmung des EU-Parlaments hat sich das Lager der Forstwirtschaft allerdings mit dem Lager der Atomstrom-Befürworter zusammengetan und eine Allianz für das Erneuerbaren-Label für Holz geschmiedet. Im Spätsommer kommt es in Brüssel zum Schwur: Dann müssen sich Parlament, Kommission und die Mitgliedsländer endgültig einigen, was als „erneuerbar“ gilt und was nicht.

Wie teuer wird das Heizen mit Holz?

Nachhaltig erzeugte Biomasse sei „nur begrenzt verfügbar“ und werde durch Nachfrage in verschiedenen Sektoren (etwa zum Bauen oder für Möbel) „voraussichtlich teurer“, erklärt Habecks Ministerium. Und so sieht es auch die Forstwirtschaft. Es gebe „einen gewissen Kampf um den Rohstoff Holz“, sagt ihr Präsident Schirmbeck gegenüber unserer Redaktion. Und wegen der zurzeit „guten Erlöse“ werde sogar „mancherorts wieder mehr minderwertiges Holz geerntet als erwünscht“. Von 14,50 Euro ging es binnen weniger Jahre auf 40 Euro pro Kubikmeter Kiefer-Industrieholz hoch, und das sei nicht das Ende. Bei Gasheizungen sei absehbar, dass deren Brennstoff teurer werde als Strom aus erneuerbaren Quellen für Wärmepumpen, sagt Schirmbeck. Und weiter: „Das Gleiche mag tendenziell für Holz gelten.“