Die SPD sucht nach einer neuen Führung, da Spitzenkandidaten fehlen. Anke Rehlinger und Manuela Schwesig lehnen ab. Wie geht es denn nun weiter in der SPD?
Nachfolge um die SPD-ParteispitzeMachts Lars Klingbeil nun allein?

Lars Klingbeil kommt am 8. April zu Koalitionsgesprächen nach Berlin.
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Das gabs doch vor nicht allzu langer Zeit schon einmal: Als die SPD 2019 Andrea Nahles vom Hof gejagt hatte, wollte zunächst auch keiner ihren Job. Zu denen, die dann doch den Hut in den Ring warfen, gehörten übrigens Olaf Scholz und Boris Pistorius. Beide wurden von der Basis, die seinerzeit noch auf Kevin Kühnert hörte, allerdings verschmäht.
Auf die einsame Spitze Nahles' folgte sehr überraschend die Doppelspitze Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken. Walter-Borjans verschwand unterwegs unbemerkt und Lars Klingbeil musste übernehmen. Esken hat sich trotz SPD-typischer Mobbing-Attacken aus den eigenen Reihen bis heute gehalten. Aber auch das hat irgendwann seine Grenzen, und Lars Klingbeil hat ja den Generationenwechsel ausgerufen.
Tja, und jetzt? Wunschkandidatin Anke Rehlinger will nicht, weil sie lieber Ministerpräsidentin an der Saar bleiben möchte. Das ist nachvollziehbar, aber aus Sicht der Bundes-SPD schade. Manuela Schwesig will auch nicht, weil sie nach eigenen Worten Mecklenburg-Vorpommern gegen die AfD verteidigen muss. Angesichts ihrer Nord-Stream-II-Vergangenheit und ihrer Scheu vor der öffentlichen Auseinandersetzung wäre Schwesig auch nicht gerade eine Traumbesetzung gewesen. Wer im Berliner Haifischbecken oben bleiben will, muss viel einstecken und ertragen können.

Anke Rehlinger (SPD), Ministerpräsidentin des Saarland, kommt zur Fortsetzung der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD.
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Ex-Parlamentspräsidentin Bärbel Bas hat zumindest noch nicht nein gesagt. Ihr wäre der Job zuzutrauen, zumal mit Rückendeckung des großen Landesverbandes NRW. Berlins Ex-Bürgermeisterin Franziska Giffey würde sich den Job selbst zutrauen, wäre wegen ihres Fokus auf Wirtschaft und Sicherheit der Partei aber schwer zu vermitteln.
Tatsächlich ist die Personaldecke von Deutschlands ältester Partei oben herum erschreckend ausgedünnt, was gleichermaßen an der SPD selbst und an einer wachsenden Politik-Feindlichkeit im Land liegen dürfte. Wer tut sich sowas schon an?
Wenns für eine Doppelspitze gerade nicht reicht, wieso nicht zurück zur einsamen Spitze? Aufdrängen würden sich mit Klingbeil, Pistorius und Hubertus Heil ausgerechnet drei Niedersachsen. Ganz einfach wird die Entscheidung definitiv nicht. Ein Rat sei der Partei dennoch erteilt: Bitte zügig und möglichst verletzungsfrei einigen! Das Land hat größere Probleme als eine Vakanz in der SPD-Zentrale.