Es erstaunt sehr, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gerade jetzt seinen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in die Wüste schickt
Kommentar zum Ukraine-KriegRückt ein Frieden nun in weite Ferne?
Never change a winning team“, sagt der Volksmund – wechsele niemanden aus, wenn's für die Mannschaft gerade gut läuft. Umso erstaunlicher ist es, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gerade jetzt seinen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in die Wüste schickt, wo doch die Gegenoffensive mit einem Durchbruch der ersten russischen Verteidigungslinie angeblich endlich erfolgreich läuft.
Dass mit Rustem Umerow ausgerechnet der Chef des staatlichen Vermögensfonds die Nachfolge des geschassten Ministers antreten soll, ist bemerkenswert. Nicht militärisches Know-how ist offenbar zentraler Teil der Jobbeschreibung, sondern finanzielles Geschick. Auch werden ihm gute Verbindungen in die Türkei und die arabische Welt nachgesagt. Derlei klingt nicht danach, als käme man einem schnellen Sieg über die russischen Invasoren näher.
Tatsächlich dürfte es bald verstärkt darum gehen, die Versorgung der Armee mit Waffen, Munition und Versorgungsgütern mittelfristig sicherzustellen. Wenn im nächsten Jahr der Präsidentschaftswahlkampf in den USA beginnt, könnte es für die Ausstattung der ukrainischen Armee enger werden. Denn ob die Unterstützung Washingtons dann noch so generös ausfallen wird wie in diesen Tagen, ist nicht ausgemacht.
Als Angehöriger der muslimischen Volksgruppe der Krimtataren wird Umerow ein besonderes Interesse an der von Russland annektierten Halbinsel nachgesagt. Das passt ins Bild, weil auch Selenskyj angekündigt hat, die Krim zurückerobern zu wollen. Territoriale Zugeständnisse an Moskau, um den Krieg zu beenden, bleiben mithin in weiter Ferne.