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Lauterbach sortiert Gesundheitsbehörden neuEin Schlag für den Medizin-Standort Köln

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04.10.2023, Berlin: Lars Schaade (l-r), RKI-Präsident, Johannes Nießen als Gründungsbeauftragter der neuen Präventionsbehörde und Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit-

Drei Männer und eine schlechte Nachricht für Köln:

Seit 1952 gibt es die Kölner Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, nun geht sie in einem neuen Berliner Bundesinstitut auf. Was will Gesundheitsminister Karl Lauterbach erreichen?

Was macht ein Gesundheitsminister, wenn seine Fachbehörden bei der Krisenbewältigung an ihre Grenzen stoßen? Richtig, er schafft neue Strukturen. Nach dem Skandal um HIV-verseuchte Blutpräparate zerschlug Horst Seehofer (CSU) 1994 das Bundesgesundheitsamt. Knapp 30 Jahre später geht es einem Nachfolger dieses Amtes an den Kragen: dem unter Seehofer verselbstständigten Robert Koch-Institut (RKI), das Kompetenzen abgeben muss. Und der Kölner Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die ihre Eigenständigkeit verliert.

Damit zieht Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Lehren aus der Corona-Pandemie. Beide Einrichtungen, Institut und BZgA, waren hier unter Druck geraten. Die Datenerhebung und -Lieferung durch das RKI war und ist unzureichend. Der BZgA warfen Kritiker Versäumnisse bei der Aufklärung und speziell bei der Werbung zum Start der Impfkampagne vor.

Aber was kann die Verkleinerung einer Behörde bewirken, wenn die alten Leute am Ruder bleiben? Beim RKI soll der bisherige Vize es besser machen, als er und sein früherer Chef es bisher konnten. Anders ist es bei der neuen Präventionsbehörde: Sie bekommt mit dem bisherigen Chef des Kölner Gesundheitsamtes, Johannes Nießen, einen kompetenten Gründungsbeauftragten, der von der Basis stammt. Dass der bisherige Kölner Amtsleiter vom Kölner Abgeordneten Lauterbach aber den Auftrag erhalten hat, eine Kölner Institution – die BZgA – zum Ableger einer neuen Berliner Behörde zu machen, ist aus rheinischer Sicht bedauerlich. Die Entscheidungen fallen künftig an der Spree. Wer etwas werden will, wird sich dorthin bewerben. Nach der Auflösung des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (die Nachfolgeeinrichtung sitzt in Bonn) ist das der nächste Schlag für Köln als Medizinstandort.

Nun wird man sich andernorts nicht für Kölner Befindlichkeiten interessieren, sondern hoffen, dass die neue Behörde und das geschrumpfte RKI effizient zusammenarbeiten, gerade wenn es um die Erfassung von epidemiologischen Daten geht. Und man wird fragen, warum Lauterbach bei der Gelegenheit nicht den Namen Robert Koch streicht. Wie lange soll eine unserer zentralen Gesundheitsbehörden noch nach einem Mann heißen, der – auf der Institutshomepage als „dunkelstes Kapitel seiner Laufbahn“ verharmlost – in schwere Kolonialverbrechen verwickelt war?