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Kommentar zum TerrorBrüsseler erleben ein trauriges Déjà-vu

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17.10.2023, Belgien, Brüssel: Belgische Polizisten patrouillieren am auf dem Grand Place.

Brüssel: Belgische Polizisten patrouillieren am auf dem Grand Place. Nach den tödlichen Schüssen auf zwei Schweden in Brüssel haben die belgischen Behörden den Täter gefasst.

Wieder tötete ein Mann in ihrer Stadt auf offener Straße unschuldige Menschen mit einer Kriegswaffe; wieder gilt die höchste Terrorwarnstufe.

Der Anschlag vom Montagabend in der belgischen Hauptstadt reißt bei der Bevölkerung Wunden auf, die längst noch nicht verheilt waren. Zu tief sitzt das Trauma des Attentats islamistischer Terroristen vom 22. März 2016, als bei drei Bombenexplosionen 32 Menschen ums Leben kamen. Schon jetzt aber mischen sich in die Bestürzung schwierige Fragen an die Behörden. Hätte der jüngste Anschlag nicht verhindert werden können? Der Täter war ein tunesischer Staatsbürger, der 2019 in Belgien Asyl beantragt, den Schutzstatus aber nicht bekommen hatte. Eigentlich hätte er längst in seine Heimat abgeschoben werden müssen. Warum also hielt sich der Islamist noch illegal in Europa auf, noch dazu, wenn die Polizei bereits vor Jahren gewarnt wurde vor seinem „radikalen Profil“?

Schub für die Migrationsdebatte

Die ohnehin bitter geführte Migrationsdebatte dürfte in den nächsten Tagen noch befeuert werden, auch wenn ein Rundumschlag unangebracht scheint. Hier handelte es sich offenbar um einen islamistischen Einzeltäter, der sich als Krimineller durch das Raster manövrierte. Zu einer Zelle gehörte Abdesalem L. nach bisherigen Kenntnissen nicht.

Trost können solche Details im Moment der Trauer und Angst keinen spenden. Vielmehr ist die Tat ein schrecklicher Weckruf. Der Anschlag ist eine Erinnerung, dass der islamistische Terrorismus aus Europa nicht verschwunden ist. Im Gegenteil. Deshalb müssen die Behörden die Sicherheitslage neu in den Fokus nehmen.

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson forderte bereits, „wir in der EU müssen unsere Grenzen besser kontrollieren“. Die große Frage bleibt: wie? Zu den Lehren der vergangenen Krisenjahre zählt, dass irreguläre Migration kurzfristig nur über Kooperationen mit sicheren Herkunfts- und Drittstaaten eingedämmt werden kann. Zu ihnen gehört Tunesien, die Heimat des mutmaßlichen Attentäters. Im Sommer erst überwies die EU dem autokratischen Präsidenten Kais Saied Millionen, damit seine Regierung Migranten nicht nur davon abhält, nach Italien überzusetzen, sondern abgelehnte Asylbewerber auch wieder zurücknimmt. Bisher wird keines der Ziele erreicht. Will Europa aber Taten von illegal in Europa lebenden Menschen vermeiden, dürfen solche Deals nicht weiter wirkungslos bleiben.