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„Nicht 100. Aperol-Spritz bestellen“Kölner Bar Pier 124 setzt auf Cocktail-Qualität

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Sebastian Immer führt das Pier 124 am Friesenwall.

Köln – Als Ende Juni nach mehr als sechs Jahren Schluss war im „Chapmans“ am Friesenwall, war die Enttäuschung unter den Stammgästen groß. Der Vermieter wollte den Mietvertrag der Surf- und Beachbar nicht verlängern, dazu wollten sich Inhaber Daniel Schumacher und Barchef Sebastian Immer mit jeweils eigenen Konzepten verwirklichen. Statt das Ende des „Chapmans“ betrauern zu müssen, ergeben sich für die Kölnerinnen und Kölner künftig also gleich zwei neue Ausgeh-Optionen: Schumachers neues Chapmans, als Restaurant an der Lindenstraße – und weiterhin eine Bar am alten Standort am Friesenwall, Immers neues „Pier 124“.

Sebastian Immer konnte den Vermieter nach einigen Gesprächen doch noch davon überzeugen, weiterhin eine Bar am Standort zu ermöglichen. Jetzt will er den Laden auf ein neues Level heben.

Kölner Bartender: „Wenn ich an der Bar stehe, bin ich mit meinem Leben zufrieden“

Zum ehemaligen Chapmans kam Sebastian Immer über seine Arbeit im Qvest-Hotel im Gereonsquartier. Als das Hotel 2014 eröffnete, wurde Immer dort als erster Barchef eingestellt. Als Daniel Schumacher 2015 die damalige Ringbar am Friesenwall übernahm, suchte er nach jemandem, der ihm ein Barkonzept erstellte. Über das Hotel wurde er auf Immer aufmerksam. „Damals war hier noch nichts. Ich hatte eine weiße Leinwand, konnte mir von der Einrichtung bis hin zu den Getränken alles neu überlegen. Das war total geil“, sagt Immer heute. Zunächst sollte es mit der Konzeptionierung getan sein – doch schnell stieg Immer auch als Barchef und schließlich als Gesellschafter mit ins Chapmans ein.

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Immer will den Fokus auf kreative und handwerklich gute Cocktails legen.

Dass es ihn einmal vollständig in die Gastronomie verschlägt, entschied sich für den 35-Jährigen erst spät. Zunächst studierte er Theater- und Medienwissenschaften, dazu noch weitere Fächer aus Interesse. Bartender wurde er zum Geld verdienen nebenbei. Mit Ende 20 stand er dann vor der Entscheidung, einen akademischen Beruf zu ergreifen oder doch den Schritt in die Gastronomie zu wagen. „Mein Vater hat mir erstmal einen Vogel gezeigt und gefragt, warum ich nicht etwas 'Richtiges' mache. Ich habe auch mal ein Jahr in einer Unternehmensberatung gearbeitet. Aber das ist einfach nicht mein Ding“, sagt Immer und lacht. „Wenn ich an der Bar stehe, bin ich mit meinem Leben zufrieden.“

Beach-Bar-Optik soll in neuer Cocktail-Bar bleiben

Um sich als Bartender eine Existenz aufzubauen, sei der Start mit einem ganz eigenen Laden nun die logische Konsequenz. „Wenn du dafür brennst, machst du irgendwann selbst etwas auf. Sonst arbeitest du auf lange Sicht nur für andere“, sagt Immer. Sein Erspartes aus den letzten Jahren hat er in den Laden gesteckt. Als „Pier 124“ soll es nun weitergehen. Die Theke wurde aufwendig renoviert, im hinteren Bereich des Ladens hat Immer sich ein kleines „Cocktail Lab“ eingerichtet, in dem er an neuen Kreationen feilt. Die entspannte Atmosphäre und die Beach-Bar-Optik sollen allerdings weiter erhalten bleiben, daher auch der Name „Pier“. Die 124 steht für die Hausnummer am Friesenwall.

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Bis auf ein paar kleine Bar-Snacks soll es künftig keine Küche mehr in der Bar geben, dafür wird der Fokus auf die Cocktails noch weiter gestärkt. „Mit dem 'Little Link', dem 'Seiberts' und dem 'Woods' gibt es in der Umgebung gute Cocktailbars. Hier kann man die Energien bündeln“, sagt Immer. Unterscheiden von anderen gehobenen Cocktailbars soll sich das „Pier 124“ dadurch, dass es nicht elitär wirken will. „Jeder soll sich hier willkommen fühlen, gleichzeitig gibt es hier Qualität“, so der 35-Jährige. Ihm ist es wichtig, an den aktuellen Trends in der Cocktailszene dranzubleiben.

„Aktuell wird viel mit Aromatisierungen gearbeitet, einer neutralen Spirituose wird durch Blüten, Gewürze oder Früchte also ein anderer Geschmack gegeben. Eine Methode ist dabei der sogenannte 'Fat Wash': Dabei löst man das gewünschte Aroma in Fett auf und gibt es dann zum Alkohol. Anschließend wird das Gemisch kalt gestellt. Das Aroma geht in den Alkohol über, das Fett setzt sich aber oben ab und kann abgeschöpft werden. Damit könnte man theoretisch einen Bacon-Drink kreieren“, erklärt Immer und lacht.

Cocktail-Qualität ist im Fokus

Die wahre Qualität einer Cocktailbar erkenne man zwar an gut gemachten Klassikern. „Ein Daiquiri ist ein guter Gradmesser dafür, wie die Bar situiert ist. Es sind nur drei Zutaten, trotzdem kann man viel falsch machen“, sagt Immer. Trotzdem wünsche er sich, dass seine Gäste in der Bar auch mal neue Getränke ausprobieren. „Ich will dazu ermutigen, nicht den 100. Aperol Spritz zu bestellen, sondern vielleicht mal einen Aperol Sour oder einen neuen Cocktail. Im besten Fall geht man bereicherter aus dem Laden – bereicherter, nicht unbedingt betrunkener“, scherzt Immer.

Den Gästen könne er auch je nach Stimmung den passenden Cocktail mixen. „Am wichtigsten ist mir, dass die Leute mit ihrem Getränk zufrieden sind. Wenn ich zehn Euro für einen Drink bezahle, muss ich den feiern.“

Pier 124, Friesenwall 124, 50672 Köln. Die Eröffnung findet voraussichtlich Ende September statt. Aktuelle Informationen auf der Homepage oder auf Instagram.