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Umstrittene WeichenstellungRot-Grün will mögliche zweite Gesamtschule in Brühl prüfen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Foto der Gesamtschule an der Brühler Otto-Wels-Straße.

Die Gesamtschule an der Brühler Otto-Wels-Straße musste immer wieder Kinder ablehnen.

Die Diskussionen über eine mögliche zweite Gesamtschule in Brühl brechen nicht ab. Welche Argumente laut Politik dafür und dagegen sprechen.

Die Ambition des rot-grünen Mehrheitsbündnisses im Rat, die Schaffung einer zweiten Gesamtschule zu prüfen, spiegelt sich nun in der Einrichtung einer Konzeptentwicklungsgruppe wider. Damit stehe die Gründung einer zweiten Gesamtschule nicht definitiv fest, teilte die Verwaltung um den SPD-Bürgermeister Dieter Freytag mit.

Kurzfristige Schließungen anderer Brühler Schulen sind ausgeschlossen

Zuvor müsse ein Konzept entworfen werden und danach eine Befragung der Erziehungsberechtigten erfolgen, „denn es wird keine Entscheidung gegen den Willen der Erziehungsberechtigten getroffen“. Vorerst soll in zwei Arbeitsgruppen gemeinsam an der Entwicklung der Sekundarstufen gearbeitet werden. Die Gründung einer zweiten Gesamtschule als Ergänzung der bestehenden an der Otto-Wels-Straße hätte laut Verwaltung „einen Auslaufbetrieb für die Erich-Kästner-Realschule und die Clemens-August-Hauptschule zur Folge“. Dies habe zuletzt zu Unsicherheiten geführt, so die Stadt weiter.

„Fest steht, dass Schülerinnen und Schüler, die sich für das kommende Schuljahr an der Erich-Kästner-Realschule oder der Clemens-August-Hauptschule anmelden, auch ihre Schullaufbahn an der gewählten Schule abschließen können“, heißt es. Kurzfristige Schließungen seien ausgeschlossen. Rückfragen zur Konzeptentwicklungsgruppe sind unter 02232/793941 möglich.

Brühler CDU stellt sich gegen eine zweite Gesamtschule

Die CDU um ihren Fraktionschef Holger Köllejan ist gegen eine weitere Gesamtschule. Bei Rot-Grün stehe Ideologie über Kinderwohl, erklärt er. Die CDU-Fraktion sei nicht gegen die Schulform Gesamtschule. Im Gegenteil. Die Verstärkung des dreigliedrigen Schulsystems durch die Gesamtschule führe zu einer gesunden Schullandschaft, in der kein Kind zurückgelassen werde, so Köllejan. Bei der Schulpolitik handele die Koalition jedoch gegen die Empfehlungen aller Brühler Schulleitungen, was Spannungen verursache.

Bei 39 abgelehnten Brühler Kindern kann der erforderliche Drittelmix kaum erreicht werden und begründet keine weitere Gesamtschule.
Holger Köllejan, CDU-Fraktionschef

Zwar sei es richtig, dass die Gesamtschule zuletzt 59 Kinder abgelehnt habe, 20 Kinder davon stammten jedoch aus anderen Kommunen, die eigene Gesamtschulen hätten. Kritik an Informationspolitik „Bei 39 abgelehnten Brühler Kindern kann der erforderliche Drittelmix kaum erreicht werden und begründet keine weitere Gesamtschule“, so Köllejan.

Und wenn von der Einrichtung einer Konzeptentwicklungsgruppe für eine „mögliche zweite Gesamtschule“ gesprochen werde, suggeriere man ein offenes Verfahren. Dabei werde der Elternwille durch die Informationspolitik der Koalition gesteuert, wenn nicht sogar böswillig manipuliert. Zu einer für das Frühjahr geplanten Informationsveranstaltung sei das Vorstandsmitglied der SPD-Köln-Rodenkirchen, Dagmar Naegele, eingeladen worden, damit diese als ehemalige Gesamtschuldirektorin einen Vortrag zu den Vorzügen der Gesamtschule halte – „ein schäbiger Marketingtrick“, findet Köllejan.

Man lehne die zweite Gesamtschule ab, weil das dreigliedrige System erprobt und in beide Richtungen durchlässig sei. „Die CDU wertschätzt die Arbeit der Brühler Hauptschule und hat sich klar für deren Erhalt ausgesprochen“, so Köllejan. Man wolle nicht eine Schule für jeden, sondern für jeden die richtige Schule. Auch FDP-Fraktionschef Jochem Pitz ist gegen eine zweite Gesamtschule. Er sagt, Rot-Grün kündige den Schulfrieden auf, der die Existenz aller vier Schulformen schütze.