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Umzug mit HindernissenDas neue Capricorne ist im Brühler Max-Ernst-Museum angekommen

Lesezeit 3 Minuten
Eine Frau steht strahlend zwischen zwei gleichen Skulpturen.

Museumsdirektorin Madeleine Frey freute sich, über Nacht zwei Exemplare von Capricorne im Haus zu haben.

Ein neues Exemplar von Max Ernsts Kunstwerk Capricorne steht jetzt im Brühler Max-Ernst-Museum. Der Einzug war schwierig.

Am Ende kam der historische Moment doch noch zustande: Zwei Capricornes, oder, besser gesagt, zwei Exemplare von Max Ernsts berühmter Skulptur, standen einander gegenüber. Dass sie einander noch einmal begegnen werden, ist mehr als unwahrscheinlich.

Das Kunstwerk, das bis jetzt als Leihgabe der Deutschen Bank im Max-Ernst-Museum des Landschaftsverbandes Rheinland gestanden hatte, war schon vom Podest heruntergewuchtet worden, um Platz für seinen Nachfolger zu machen. Die Neue Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin hat einen anderen Guss von Capricorne nach Brühl geschickt, um die Leerstelle zu füllen.

Viele Männer sind dabei, die schwere Skulptur die Treppe hoch zu wuchten.

Das schiere Gewicht machte den Handwerkern bei den Treppen zu schaffen.

Fast möchte man sagen, dass alte Weggefährten des Kunstwerks gekommen waren, um den Wechsel mitzuerleben: Professor Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Stiftung Max Ernst, war ebenso vor Ort wie der frühere Museumsleiter Dr. Achim Sommer und der ehemalige Wissenschaftliche Leiter Dr. Jürgen Pech. Doch der Umzug erwies sich als herausfordernd.

Denn die Skulptur ist nicht nur groß und wertvoll – von mehr als 20 Millionen Euro war zuletzt die Rede –, sondern vor allem schwer. Gut 900 Kilogramm wiegt die Bronze, mit der Kiste, in der das Kunstwerk im Lastwagen transportiert worden war, brachte es 1249 Kilo auf die Waage. Damit war die Skulptur schwerer als gedacht. Und sie musste als erstes eine Treppe hoch.

Wie Capricorne 2004 ins Museum gekommen ist, wusste keiner mehr so genau. Jürgen Pech meinte sich zu erinnern, dass man damals eine Rampe gebaut hatte. Diesmal musste es ohne gehen. Zwar half von unten ein Gabelstapler, aber entscheidend war die Muskelkraft der Männer, die von oben und von den Seiten hoben, zogen und schoben.

Die Plastik Capricorne wird auf ihren Podest geschoben.

Die letzten Meter bis zum Bestimmungsort meisterten die Fachleute mit gemeinsamen Kräften.

Die Mannschaft der Spedition Schenker leistete an diesem Nachmittag Schwerstarbeit. Und Millimeterarbeit. An der Treppe war es knapp mit der Höhe, da hätte das Zepter, das eine der Figuren hält, um Haaresbreite die Decke gestreift. So richtig eng wurde es dann an der Tür zum Treppenhaus. Natürlich war im Vorfeld der Aktion alles vermessen worden, elektronisch sogar.

Doch man kann sich eben auch mal vermessen: Es passte schlicht und einfach nicht. Jetzt wurde wieder vermessen, diskutiert, nach einer Lösung gesucht. Capricorne allein ging so grade durch, aber auf keinen Fall die Palette, auf der das Kunstwerk stand. Man müsse wenigstens einen der beiden Türflügel aushängen, schlugen die Mitarbeiter der Spedition vor.

Doch das ging nicht: Die Türen sind alarmgesicherte Brandschutztüren, die hängt man nicht einfach aus. Blieb nur die Möglichkeit, den überstehenden Rand der Palette abzusägen. Mit größter Vorsicht. Nicht auszudenken, wenn die Säge abgerutscht wäre und die Bronze Schaden genommen hätte.

Begegnung mit dem Vorgänger

Museumsleiterin Madeleine Frey hatte mehr als einmal Sorgenfalten auf der Stirn. Und dann kam der große Moment, als das neue Kunstwerk auf einem kleinen Hubwagen in den Tanzsaal geschoben wurde. Ein kurzes Tête-à-Tête mit dem Vorgänger, dann ging es weiter. Denn Capricorne musste ja auch noch aufs Podest. Auch das erledigten die Männer mit beeindruckender Kraft und Präzision.

Da steht er nun, der neue Steinbock, wie der Titel des Werks übersetzt heißt. Der Unterschied zum alten dürfte nur wenigen auffallen. Tatsächlich ist die Leihgabe aus Berlin deutlich dunkler als das bisherige Ausstellungsstück. Das ist nämlich mit einer Wachsschicht überzogen, weil es jahrelang im Freien gestanden hatte.

Das Herzstück ist wieder da

Das Max-Ernst-Museum hat also sein Herzstück wieder. „Capricorne ist nicht nur wegen seiner Größe und der künstlerischen Genialität ein Schlüsselwerk Max Ernsts, sondern auch wegen der biografischen Bedeutung“, sagte Jürgen Wilhelm.

Eine Nacht werden die beiden Exemplare gemeinsam verbringen. Am Dienstag wird dann die Leihgabe der Deutschen Bank verladen. Der Auszug dürfte ein bisschen schneller gehen als der Einzug. Die Männer kennen jetzt die Klippen. Und die Skulptur ist ein bisschen leichter als ihre Doppelgängerin.