Mevlut Sönmez pflegte seine 90-jährige Mutter in dem Haus. Wie es für beide nun weitergehen soll, weiß er nicht.
Nach BrandTroisdorfer verliert Haus durch Feuer und will im Garten schlafen – Stadt verbietet es
Mevlüt Sönmez steht im Innenhof seines Hauses in Troisdorf-Bergheim. Die aschebedeckten Metallgerippe zahlreicher Einrichtungsgegenstände liegen im Hof, hinter ihm steht die ausgebrannte Karosserie seines Autos immer noch unter dem Schuppendach.
Am frühen Morgen des 10. August war in dem alten Backsteinhaus an der Siegstraße ein Feuer unter dem Dach ausgebrochen. Der Feuerwehr gelang es nach Stunden, den Brand einzudämmen und zu löschen, doch das Haus ist seitdem unbewohnbar. Zwar habe die Kriminalpolizei es nun wieder freigegeben, sagt Sönmez, er konnte zumindest die unteren Etagen betreten, doch retten konnte er nichts: alles verbrannt, vom Löschwasser zerstört.
Bewohner Mevlut Sönmez trug seine Mutter in der Brandnacht auf die Straße
Um 4 Uhr morgens, daran erinnert er sich noch genau, habe es in der Dachgeschosswohnung der Mieterin einen Knall gegeben. Zunächst sei er auf die Straße gelaufen, erzählt der 50-Jährige, habe dann aber den Brandgeruch wahrgenommen. Mit einem Feuerlöscher sei er die Treppe hinaufgerannt. „Ich hatte auch erst das Gefühl, ich könnte das selber löschen“, erzählt er. „Doch dann war der Schaum alle, und das Feuer kam doppelt so stark zurück!“
Er habe für einen kurzen Moment noch überlegt, ob er mit Wasser und Decken die Flammen bekämpfen solle, „doch es breitete sich rasend schnell aus“. Er lief ins Erdgeschoss, wo seine 90-jährige Mutter Seker schlief. „Das einzige, was ich jetzt noch tun konnte, war, unser Leben zu retten“, sagt Mevlüt Sönmez. Er weckte seine Mutter, bat sie, aufzustehen, weil das Haus brenne. Dreimal habe er ihr das sagen müssen, weil sie es nicht glauben wollte, „dann habe ich sie gepackt und rausgetragen“. Mit der anderen Hand griff er noch einen Stuhl, damit die alte und kranke Frau auf der Straße etwas zu sitzen hatte.
„Es war grauenhaft für meine Mutter, das sehen zu müssen. Alles, wofür sie und mein Vater gearbeitet haben, ging in Flammen auf. Auch für mich natürlich, mein Auto, die Garage – alles, was ich besessen habe, ist hin.“ Im Obergeschoss des Hauses, wo das Feuer wütete, lag das ehemalige Zimmer seines verstorbenen Vaters, „das haben wir nie angerührt, da war alles noch so wie zu seinen Lebzeiten, als Andenken“. Die 90-jährige Diabetespatientin musste vom Rettungsdienst später in der Brandnacht ins Krankenhaus gebracht werden, weil ihr Blutzuckerspiegel gefährlich angestiegen war.
Im Siegburger Helios-Krankenhaus wurde die Patientin lange stationär versorgt, doch als sie entlassen wurde, wusste ihr Sohn keinen Rat. Er sei selbst nicht gesund, berichtet er, habe daher seinen Job aufgegeben und pflege seit anderthalb Jahren seine Mutter zu Hause. Finanziell gut aufgestellt seien sie nicht, es habe aber zum Leben gereicht.
Die Ermittlungen zur Brandursache sind noch nicht abgeschlossen
Nach dem Feuer, als die Kriminalpolizei das Haus wegen der Ermittlungen zur Brandursache versiegelte, brachte Sönmez seine Mutter in die Türkei, eine Lösung sei das auf Dauer aber nicht.„Sie bekommt dort nicht die Pflege, die sie braucht“, sagt er.
Die Ermittlungen zur Brandursache sind noch nicht abgeschlossen, einen Hinweis auf eine vorsätzliche Tat gebe es aber nicht, teilte Polizeisprecher Stefan Birk auf Anfrage mit. Versichert sei das Haus nicht, berichtet Sönmez, zu Lebzeiten seines Vaters sei der Versicherungsschutz ausgelaufen, er habe nach dem Tod des Vaters versäumt, das Haus neu zu versichern.
In den ersten Nächten konnte der 50-Jährige bei Freunden unterkommen, die Mieterin aus der Dachgeschosswohnung campierte im Zelt im Garten. Nun habe sie eine andere Unterkunft gefunden, sagt er, und er wolle in den Garten ziehen. Bei Manu Gardeweg vom Verein „Lohmar hilft“ holte sich Sönmez ein Zelt, einen Gaskocher und die nötige Ausstattung. Bei dem schönen Wetter gehe das ja gut, sagt auch Gardeweg.
Aber: Das Haus ist möglicherweise einsturzgefährdet, die Stadt versiegelte am Montagnachmittag das Grundstück. Und Sönmez weiß erneut nicht, wohin - in eine Obdachlosenunterkunft will er nicht. Wie es mit seinem Haus weitergeht, weiß er nicht: Die Mittel, es abzureißen und neu zu bauen, hat er nicht. Sönmez wünscht sich eine Wohnung für seine Mutter und sich, einen Wohnberechtigungsschein hat er bei der Stadt Troisdorf bereits beantragt.
Hilfe auch für Brandopfer
Innerhalb von drei Wochen hat Manu Gardeweg von „Lohmar hilft“ drei Opfer von Bränden mit dem Nötigsten zum Leben versorgen müssen: Hygieneartikel, Bekleidung. Neben Mevlut Sönmez unterstützt sie die Brüder Ayari undd Emid Riathi vom ausgebrannten Haus im Park in Neunkirchen-Seelscheid sowie eine Familie aus der Eifel, die selbst zum Helfen während der Flutkatastrophe an der Ahr im Einsatz war.
Ist eine Wohnung gefunden, bei deren Suche der Verein auch hilft, könnten Brandopfer diese mit gespendeten Möbeln nahezu komplett einrichten. Nur der Transport müsse organisiert werden