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GeorgsrittAuch Bischof Helmut Dieser nahm an der 70. Reiterprozession in Kallmuth teil

Lesezeit 4 Minuten
Zwei junge Teilnehmer reiten am Aachener Bischof in seinem roten Ornat vorbei. Eines der Pferde wird von einem Helfer geführt.

Mit Respekt begegnete Diözesanbischof Dr. Helmut Dieser den Pferden, hier vor Beginn der Prozession zum Georgspütz in Kallmuth.

Seit 70 Jahren gibt es für Ross und Reiter beim Georgsritt in Kallmuth den kirchlichen Segen. Aber auch Hundebesitzer nutzen gerne die Gelegenheit.

Mehr als 80 Pferde und zwei Dutzend Hunde wurden beim 70. Kallmuther Georgsritt von Diözesanbischof Dr. Helmut Dieser nach dem Open-Air-Gottesdienst auf dem Georgspütz zwischen Kallmuth und Vollem gesegnet.

„Die bringen Glück!“ Jacqueline Schott und vier Kindergartenkinder aus Kallmuth schnappen sich jeder ein Hufeisen und zeigen es zusammen mit Ortsbürgermeister Robert Ohlerth – Mitorganisator des Kallmuther Georgsritts im entsprechenden Sachausschuss des Vereinskartells – dem neugierigen Publikum.

Zwei wuchtige Irish Tinker ziehen den „Sakramentswagen“ in Kallmuth

Hier, auf der Georgswiese am Ortsrand, hatten am Vortag die Kallmuther Junggesellen die Bierzeltgarnituren aufgebaut, bevor ein Team aus an die 30 fleißigen Helfern und Helferinnen der Pfarreiengemeinschaft Kallmuth-Kalenberg-Lorbach-Bergheim sich ans Kochen und Eindecken der Tische machte: Erbsensuppe mit Würstchen, Kaffee und Kuchen wartete nach der Open-Air-Messe auf die Rückkehrer nach Kallmuth.

Unterdessen lenken Kai Simonis aus Nettersheim und Dietmar Evertz aus Kallmuth – er schon im 30. Jahr – die beiden wuchtigen Irish Tinker, die den „Sakramentswagen“ ziehen. Blumenschmuck für rund 400 Euro wurde an den Seiten des nur für diesen Zweck einmal im Jahr aus der Garage geholten, rund 50 Jahre alten Anhängers angebracht. Und das Geld muss natürlich durch Kaffee und Kuchen sowie den Hufeisenverkauf wieder eingenommen werden, hoffen die Organisatoren.

Judith Daniels reitet auf einem weißen Pferd durch das mit Wimpeln geschmückte Kallmuth, hinter ihr die ersten Teilnehmer der Prozession. Am Straßenrand schauen Leute zu.

Der Prozession voran reitet Judith Daniels als Standartenreiterin.

Im Jubiläumsjahr des Kallmuther Georgsritts wird Bischof Dr. Helmut Dieser mit Vertretern der GdG Mechernich um Pfarrer Erik Pühringer und den drei Kallmuther Kommunionkindern auf dem Wagen Platz nehmen.

Vorneweg reitet Judith Daniels mit der Georgs-Standarte, dann folgen an die 80 Pferde. Vom Zwergpony bis zum Irish Tinker ist alles zu finden, auch Mischlings- und Rassehunde. Es waren aber auch schon Ziegen dabei. Gefolgt vom Musikverein Kallmuth unter Leitung von Thomas Stoffels, schließlich Gespannkutschen, der „Sakramentswagen“ und die Fußgänger. Es könnten einige hundert sein, die mit dabei sind auf dem knapp 45-minütigen Georgsritt zum Georgspütz.

Zwei starke, braun-weiße Irish Tinker ziehen den Wagen. Auf dem Kutschbock halten die beiden Männer die Zügel.

Kai Simonis (l.) und Dietmar Evertz saßen auf dem Bock des „Sakramentswagens“.

„Wir spielen Märsche auf dem Hinweg, geistliche Musik auf dem Rückweg, und dann das Platzkonzert auf der Wiese“, so Thomas Stoffels zum Tagesrepertoire, wobei die Märsche einen tieferen Sinn haben: „Damit das vorangeht zum Pütz“, so Stoffels.

Kurz bevor es am späten Vormittag losgeht, hat Bischof Dieser bei seiner Georgsritt-Premiere die Chance genutzt und einige der Reiter und Reiterinnen beim Gang von der Pfarrkirche zum „Sakramentswagen“ begrüßt. Was er denn predigen werde an diesem wichtigen Tag?

Aachener Bischof hält die Predigt beim Gottesdienst am Georgspütz

Der Bischof denkt kurz nach: Er empfinde eine Verbundenheit zwischen dem Erwachen der frühlingshaften Natur und den Menschen, die ihren Platz in der Schöpfung haben. Auch der Georgsritt gehöre dazu, der von dieser Verbundenheit zeuge. Zudem: „Der heilige Georg tötet den Drachen, er packt das Übel an der Wurzel.“ Das gebe Hoffnung. Offensichtlich genießt er wenig später die Fahrt auf dem Wagen durch die mit Fahnen und Wimpeln geschmückten Gassen von Kallmuth zum ebenfalls festlich geschmückten Feldaltar am Georgspütz.

Die beiden jungen Teilnehmerinnen führen Ponys am Zügel, die kaum größer sind als ein großer Hund.

Auch Leonie und Sarah (v.l.) waren mit ihren Zwergponys Honey und Hanni dabei.

„Ich habe hier schon bis zu 400 Pferde gesehen, heute sind es deutlich weniger“, merkt Karin Dahmen aus Lorbach kurze Zeit zuvor beim Vorbeizug des 70. Georgsritts noch in Kallmuth an. Sie sei seit 70 Jahren, von Anfang an, dabei gewesen. Achteinhalb Jahre alt war sie bei der Premiere, im Jahr drauf durfte sie als Kommunionkind mit auf den Festwagen der Geistlichkeit.

Natürlich freut es sie, dass die Tradition weiterlebt, genauso wie ihre Freundinnen aus dem Singkreis. Und auch Aktive der Ortsgruppe Kuchenheim des Eifelvereins haben den für die „Zoch“-Beobachtung strategisch günstigen Punkt am Straßenrand mit Bergaufblick in Richtung Prozession entdeckt.

Blau ist der Maihimmel dann über dem Georgspütz, wo sich Rösser, Reiter und Fußgänger vor dem Feldaltar versammeln. Am Rand steht auch „Harry“, ein „Mix aus Apfel und Schimmel“, so seine Besitzerin Sophie Dederichs aus Dahlem. Warum sie hier ist? „Harry hat heute Geburtstag, er wird 19. Da soll er den Segen vom Bischof bekommen.“

Für sie ist das Grund genug, beim 70. Georgsritt mitzumachen. Anderen geht es aber auch ums Beisammensein bei leckerer Erbsensuppe, die zum Abschluss des Kallmuther Feiertages lockt. Die, das weiß Karin Dahmen aus eigener Erfahrung, habe es früher nicht gegeben. „Da war nach der Rückkehr nach Kallmuth einfach Schluss.“