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Seltener Besuch an der FrontPutin sendet in Tarnkleidung Signal – Termin am Donnerstag mit Spannung erwartet

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Auf mehreren vom Pressedienst des russischen Präsidenten veröffentlichten Screenshots aus einem Video. Es soll Präsident Wladimir Putin (r), hier in Begleitung des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow (2.v.l), im Militähauptquartier in der Region Kursk zeigen.

Auf mehreren vom Pressedienst des russischen Präsidenten veröffentlichten Screenshots aus einem Video soll Präsident Wladimir Putin (r.), hier in Begleitung des russischen Generalstabschefs Waleri Gerassimow (2.v.l), in Kursk zu sehen sein.

Die USA schlagen eine Feuerpause in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine vor. Kremlchef Wladimir Putin zeigt sich demonstrativ beim Militär.

Der ukrainische Vorstoß auf das Gebiet des Angreifers Russland bei Kursk steht nach sieben Monaten vor dem Ende. Nach der Rückeroberung der Kreisstadt Sudscha durch russische Truppen besuchte Kremlchef Wladimir Putin offenbar erstmals eine Stabsstelle an diesem Teil der Front.

Mehrere vom russischen Pressedienst veröffentlichten Bilder zeigen ihn gekleidet in Tarnuniform, er ordnete den Staatsagenturen zufolge an, die letzten ukrainischen Truppen so schnell wie möglich aus dem Grenzgebiet Kursk zu vertreiben. Zu dem Vorschlag der USA und der Ukraine für eine 30-tägige Waffenruhe äußerte sich Putin bei dem demonstrativen Auftritt mit seiner Militärführung nicht. Übernommen hatten das zuvor andere Kreml-Vertreter.

„Die Positionsbildung der Russischen Föderation findet nicht aufgrund irgendwelcher Vereinbarungen oder Bemühungen einiger Parteien im Ausland statt“, stellte das russische Außenministerium klar. Auch die Worte von Außenminister Sergej Lawrow und mehrerer Duma-Abgeordneter deuten am Mittwoch in eine klare Richtung: Eine friedliche Lösung gäbe es nur zu russischen Bedingungen.

Wann sich Putin erstmals selbst zur vorgeschlagenen Feuerpause äußert, bleibt abzuwarten. Laut der russischen Staatsagentur Tass könnte dies am Donnerstag (13.3.) geschehen – allerdings nur, wenn die Reporter danach fragen würden.

Der russische Präsident könnte auf einer für Donnerstag anberaumten Pressekonferenz über die Ukraine sprechen, zitiert die Nachrichtenagentur Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Der russische Präsident werde sich gemeinsam mit seinem weißrussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko den Fragen der Journalisten stellen. „Alles wird davon abhängen, was die Reporter fragen werden“, sagte Peskow laut Tass auf die Frage, ob sich Putin zum Vorschlag der USA äußern werde. Angesichts der Tatsache, dass die zugelassene Presse bei Veranstaltungen wie dieser nicht unabhängig ist, hängt es an Putin selbst, ob und in welcher Form er sich zur Sache äußern wird.

Wann reisen US-Unterhändler nach Moskau?

Die Ukraine hatte sich am Dienstag unter Druck der USA dem Vorschlag einer Feuerpause angeschlossen – vorausgesetzt, dass Russland mitziehe. Unklar ist, wie schnell US-Unterhändler die Initiative in Russland ansprechen können. US-Präsident Donald Trump teilte im Weißen Haus mit, dass bereits eine Delegation unterwegs sei. „Wir wissen, dass in diesem Moment Leute nach Russland reisen“, sagte Trump bei einem Empfang für den irischen Premier Micheál Martin. Später hieß es aus dem Weißen Haus, der Sondergesandte Steve Witkoff werde Russland in einigen Tagen besuchen.

Wladimir Putin soll Informationen des russischen Pressedienstes zufolge an die Front gereist sein.

Wladimir Putin soll Informationen des russischen Pressedienstes zufolge an die Front gereist sein.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, die Verbündeten seines Landes müssten in dieser Lage den Druck auf Moskau aufrechterhalten. „Das Wichtigste ist die Fähigkeit unserer Partner dafür zu sorgen, dass Russland bereit ist, nicht zu täuschen, sondern den Krieg tatsächlich zu beenden“, sagte er in einem Video. 

Russischer Generalstab: Letzte ukrainische Truppen eingekreist

Mit dem Vordringen auf russisches Staatsgebiet Anfang August 2024 hatte die Ukraine den Krieg erstmals auf das Terrain des Gegners getragen. In den ersten Tagen der Offensive wurden etwa 1.300 Quadratkilometer erobert. Der Kreml und die russische Armee reagierten zunächst langsam. Putin befahl mehrmals die Rückeroberung, lange aber ohne Ergebnis.

Nun aber hat sich die Situation geändert. Die letzten ukrainischen Truppen im Gebiet Kursk seien eingekreist, sagte der russische Generalstabs Waleri Gerassimow bei der Beratung mit Putin. Die Kiewer Führung habe das Gebiet als Tauschobjekt für mögliche Verhandlungen mit Russland besetzt. Außerdem habe der Vorstoß russische Kräfte binden sollen. „Doch diese Absichten des Gegners sind vollständig gescheitert.“ Experten gehen davon aus, dass gerade die aktuellen militärischen Erfolge auf russischer Seite die Chancen auf eine zeitnahe Feuerpause nicht unbedingt erhöhen. 

Putin sprach bei seinem Frontbesuch davon, dass an der Grenze zwischen Kursk und dem ukrainischen Gebiet Sumy eine Sicherheitszone eingerichtet werden sollte – er drohte also mit einem weiteren Vorrücken auf Gebiet der Ukraine.

Gerassimow berichtete, dass bei den Gefechten 430 ukrainische Soldaten gefangengenommen worden seien. Gefangene sollten human behandelt werden, sagte Putin. Ausländische Söldner fielen aber nicht unter das Kriegsvölkerrecht. Weiter sagte er, dass auch ukrainische Soldaten in Kursk nach russischem Recht als Terroristen gelten. (mit dpa)