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Bergwerk Grube SilberhardtHarald Patzke hat schon als Kind vom Stollen geträumt

Lesezeit 5 Minuten

Eine typische Lampe der Bergleute, den Frosch, zeigt Harald Patzke im Museum der Grube Silberhardt.

  1. Jahrzehntelang hat der 67-jährige Harald Patzke das alte Bergwerk Grube Silberhardt erforscht.
  2. Nun tritt der Ingenieur im Ruhestand zwar im Ehrenamt ein wenig kürzer, bleibt dem Berg aber dennoch erhalten.
  3. Schon als Kind hat Patzke oft von Stollen und Schächten geträumt.

Windeck – Harald Patzke mag es, wenn es dunkel ist und kalt. Er mag es, wenn der Sauerstoff in der Atemluft mit jedem Schritt weniger wird. Er mag unterirdische Stollen und Schächte, die kilometerweit in den Berg führen. Jahrzehntelang hat er das alte Bergwerk Grube Silberhardt erforscht, hat den Stollen freigelegt, beim Aufbau des dazugehörigen Museums geholfen und einen Förderverein gegründet. Jetzt tritt der Ingenieur im Ruhestand zwar ein wenig kürzer im Ehrenamt. Der Berg lässt ihn trotzdem nicht mehr los.

Der 67-Jährige mit weißem Schnurrbart und blauen Augen trägt für das Interview einen Arbeitsanzug aus dem Ruhrgebiet. Der ist ein bisschen zu groß, aber egal, schließlich war er ein Geschenk zum 55. Geburtstag. Patzke setzt sich einen weißen Helm mit Stirnlampe auf, dann ist er gerüstet für den Stollen.

Eine Holztür im Felsen

Der Zugang zur Grube Silberhardt: eine Holztür im Felsen, dahinter führt ein Tunnel rund zwei Kilometer in den Berg. Wer dort entlangläuft, kann links und rechts den Felsen berühren, große Menschen müssen sich bücken, um nicht mit dem Kopf gegen die Decke zu stoßen. Kein Grund für Patzke, ängstlich zu sein: „Ich habe mich unter der Erde noch nie unwohl gefühlt.“

Fotografien der Bergleute von damals.

Während es mit jedem Schritt kälter wird und immer mehr Wasser von der Decke tropft, blüht Patzke auf. Da, eine rote Verfärbung des Steins! Und da hinten, ein 200 Jahre altes Stück Holz! Patzke weiß, hinter welcher Felswand ein weiterer Stollen verläuft und wo verschüttete Schächte liegen.

Je tiefer er in den Berg vordringt, desto lebendiger wirkt er. Irgendwann geht es nicht mehr weiter, der Rest des Gangs ist verschüttet. Von dem zwei Kilometer langen Stollen sind nur rund 300 Meter zugänglich. „Hier stecken wir fest“, stellt Patzke fest. Aber selbst weitergraben geht nicht, zu gefährlich, sagt das Bergamt. Deshalb braucht das Museum Hilfe von einer Bergbaufirma, und dafür fehlt derzeit das Geld. Neugierig leuchtet Patzke mit seiner Stirnlampe in alle Winkel. Der Besucher sieht: eine Felswand. Aber Patzke weiß, dass es dahinter weitergeht. „Hier wird es richtig interessant“, sagt er. Das Unbekannte und das Entdecken reizen ihn besonders.

Die Träume wiesen den Weg

Woher die Faszination für den Bergbau kommt, weiß Patzke selbst nicht so genau. „Ich habe als Kind oft von Stollen und Schächten geträumt“, erinnert er sich. Seine Kindheit verbrachte er in Windeck. Damals gab es dort schon lange keinen Bergbau mehr. Dafür erzählten ihm seine Eltern Geschichten von Stollen und Loren. Mit seinen Freunden spielte er oft auf verlassenen Halden, den Plätzen, wo die Bergleute wertloses Erz abluden. Sie wetteiferten, wer zwischen Bergen aus Steinen und Schutt das schönste Stück Katzengold fand.

Eine Statue der heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute, kann im Museum besichtigt werden.

Nach der Schule wurde Patzke erst Maschinenbauschlosser, dann Ingenieur in einer Bergbaufirma. Dem Leben der Windecker Bergleute widmete er seine Freizeit. Das war gar nicht so einfach. „Es gab keine Informationen zum heimischen Bergbau“, sagt Patzke. Nur zu den Gruben im Kreis Altenkirchen, denn die waren größer. „Das hat mich geärgert.“

Also recherchierte er in den Archiven des Bergamts, im Internet und in der Natur, wo es immer noch unentdeckte Stollen gibt. Inzwischen besitzt er rund 60 Ordner mit Dokumenten, 200 alte Werkzeuge und 2000 Bücher über Bergbau.

Besuch nur mit einer Führung

Die Grube Silberhardt ist mindestens 700 Jahre alt. Der Betrieb wurde 1925 eingestellt, weil er nicht mehr rentabel war. Die Bergleute bauten hauptsächlich Blei ab, Silber, Zink und Kupfer kamen seltener vor. Silberhardt heißt die Grube vermutlich, weil Silber schöner klingt als Blei. Wer den Stollen besichtigt, sollte sich warm anziehen und rutschfeste Schuhe mitbringen. Außerdem gibt es einen Bergbauwanderweg. Der 1,7 Kilometer lange Rundgang beginnt und endet am Parkplatz des Museums. 14 Schautafeln erklären die Entwicklung des Bergbaus und der Metallgewinnung.

Nur mit einer Führung dürfen Besucher in die Grube. Öffentliche Führungen ohne Anmeldung gibt es bis zum 28. Februar montags bis freitags um 11.30 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen um 14 Uhr. Sonderführungen können vereinbart werden. Kontakt unter der Telefonnummer 02292/928887 oder per E-Mail.

Adresse: Grube Silberhardt, Eisenbergstraße 29, 51570 Windeck-Öttershagen

grube-silberhardt@t-online.de

Die Idee, die lange verschüttete Grube Silberhardt freizulegen, entstand auf einer öffentlichen Wanderung. Im Jahr 1997 standen Patzke und eine Gruppe Ehrenamtlicher mit Hammer, Schaufel und Meißel vor dem verschütteten Eingang. Die Gruppe wuchs, und irgendwann arbeiteten sie dreimal pro Woche in der Grube. Patzke war als Steiger verantwortlich für die Sicherheit seiner Helfer. Sie nannten sich „Kameradschaft der Bergleute“. Jeden Tag nach der Arbeit und bevor er nach Hause zu seiner Frau und seinen drei Kindern ging, kontrollierte er die Grube. Zwei Jahre später erkundeten die ersten Besucher die Grube Silberhardt. Heute kommen jährlich rund 5000 Besucher.

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Patzke und die Bergleute erschlossen den Stollen kontinuierlich weiter, bauten ein Museum auf und wiesen einen Lehrpfad aus. 2003 gründete Patzke einen Förderverein für das Museum und schrieb ein Buch über die Grube Silberhardt. „Am Anfang habe ich alles gemacht“, erzählt er. Inzwischen übernehmen andere seine Aufgaben. Schließlich sei der Bergbau nicht Sache nur eines Mannes, wie Patzke sagt. Ganz zurückziehen kann er sich aber nicht, dem Museum hilft er auch weiterhin.

In die Grube geht er immer noch gern, auch wenn es dort dunkel und kalt ist. „In den Berg“, sagt er, „habe ich ein Urvertrauen“.