Ab sofort können auf dem Hackenberg in Bergneustadt die Bagger rollen.
„Leuchtturm“Bergneustadts Stadtrat gibt grünes Licht für Klimaschutzsiedlung Wiebusch
Das Baurecht ist geschaffen, die Bagger können kommen: Der Stadtrat hat den Bebauungsplan für die Klimaschutzsiedlung Wiebusch auf dem Hackenberg verabschiedet. Damit haben Politik und Verwaltung gerade einmal 14 Monate gebraucht, um die Leitplanung für das zweieinhalb Hektar große Neubaugebiet zu schaffen – gemessen am deutschen Baurecht mit seinen zahlreichen Offenlegungsfristen ein zügiges Tempo, das Bürgermeister Matthias Thul nach der Abstimmung auch besonders betonte: „Das war eine starke Leistung von Stadtrat und Verwaltung.“
Tatsächlich gab es in Bergneustadt zuletzt kaum ein politisches Gremium, in dem die künftige Siedlung mit ihren 36 Grundstücken nicht auf der Tagesordnung stand. In seiner jüngsten Sitzung setzte sich der Stadtrat abschließend mit Bedenken auseinander, die aus Reihen der Bürger – vor allem von direkten Anwohnern – und von Behörden gegen das Projekt geäußert worden waren. Einstimmig verworfen wurde der Einwand, den Menschen im benachbarten Wohngebiet Eichfeld drohe durch die neuen Nachbarn ein unzumutbares Verkehrsaufkommen – hierzu war ein Gutachten angefertigt worden, dass die Zusatzbelastung als „deutlich untergeordnet“ bewertete.
Politik diskutiert Schutz des Bergneustädter Leienbachs
Zumindest etwas kontroverser wurden die Abstände zum aktuell trockenen Leienbach diskutiert, der im Süden an die neue Siedlung grenzt. Hier hatte das Umweltamt des Oberbergischen Kreises einen Gewässerschutzstreifen von drei Metern an jedem Ufer gefordert, der Aggerverband gar fünf Meter. Die Bergneustädter Verwaltung hielt dagegen, dass die Streifen in den genannten Breiten zumindest nicht durchgängig umsetzbar seien, weil sie dann nämlich Grundstücke beträfen, die gar nicht im Eigentum der Stadt stehen – eine Argumentation, der die Politik bei zwei Gegenstimmen der Grünen folgte.
Ebenfalls keine Mehrheit fand die Kritik der Bergneustädter Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu), die auf den geplanten Ausgleich für den Verlust von Wald- und Grünlandfläche abzielte. Als Kompensation vorgesehen ist nämlich unter anderem eine Aufforstung in Wiehl – der Nabu hingegen regte einen Ausgleich auf Bergneustädter Boden an und schlug konkret eine Fläche in Wiedenest vor. Nur die Mitglieder der Grünen-Fraktion überzeugte das, die Mehrheit lehnte den Nabu-Plan ab.
Nachdem die Stadt nun ihre Hausaufgaben gemacht hat, soll die Vermarktung der Grundstücke durch die Sparkasse Gummersbach angekurbelt werden, auch überregional. Bürgermeister Thul betont indes, dass noch unklar sei, wann genau die Bagger auf den Hackenberg rollen werden. „Ich gehe davon aus, dass es vorangeht, wenn die erste Straße komplett verkauft ist“, so Thul im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Verwaltungschef räumt ein, dass die Stimmung unter den Bauwilligen zu Beginn der Wiebusch-Planungen deutlich besser gewesen sei – trotzdem werde das Bergneustädter Angebot als „echter Leuchtturm in der Region“ überzeugen. „Ich habe mir zuletzt viele Klimaschutzsiedlungen im Land angesehen, so konsequent wie wir setzt Nachhaltigkeit niemand um“, betont Thul.
Bauherren in Bergneustadt sollen Fördergelder bekommen
Bereits am morgigen Mittwoch stellt er die Siedlung der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz in Düsseldorf vor. Von ihr verspricht sich Thul eine schnelle Zertifizierung, denn die wiederum würde künftigen Bauherren die Tür zu Fördergeldern öffnen. Eine kleine Überraschung hat der Bürgermeister außerdem noch in Sachen Tiny Houses im Gepäck. Ursprüngliche war eine komplette Siedlung aus Mini-Häusern südlich des Leienbachs vorgesehen, das scheiterte aber an den Eigentumsverhältnissen der dortigen Flächen. Nun plane man, einige Grundstücke der Wiebusch-Siedlung zu teilen und zumindest hier und dort einige Tiny Houses in die Bebauung einzustreuen. Ob diese Idee von Bauinteressenten angenommen wird, entscheide natürlich der Markt, so Thul.