Die Suche der Bergisch Gladbacher Verwaltung nach Ersatz für die maroden Stadthäuser am Konrad-Adenauer-Platz hat ein glückliches Ende genommen.
Einstimmiger BeschlussStadtverwaltung Bergisch Gladbach zieht ins ehemalige AOK-Gebäude
Politisch erlebt Bergisch Gladbach derzeit ziemliche Chaostage. Das mit viel Euphorie und Elan gestartete Ampel-Projekt – das Bündnis aus Grünen, SPD und FDP – ist Geschichte, stabile politische Mehrheiten im Gladbacher Rat sind nicht in Sicht. In dieser Situation wird die Anmietung des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der AOK an der Bensberger Straße einstimmig beschlossen. Die Suche nach einem Ersatz für die maroden Stadthäuser am Konrad-Adenauer-Platz findet letztlich ein glückliches Ende.
Im Hauptausschuss gibt es quer durch alle Fraktionen großes Lob für die gefundene Lösung. Michael Metten, CDU-Fraktionschef: „Es ist gut verhandelt worden und eine gute Lösung für die Stadt und für die städtischen Mitarbeiter gefunden worden.“
Das ist ein dickes Lob in Richtung Bürgermeister Frank Stein (SPD), der die Verhandlungen geleitet hat. Der wiederum lobt das gesamte Team. „Es war eine gute Arbeit von allen.“ In dieser Tonlage beurteilen alle Fraktionen die Arbeit des Bürgermeisters, die Arbeit des Teams. Logisch, dass die SPD besonders überschwänglich den Erfolg „ihres“ Bürgermeisters feiert. Klaus Waldschmidt gratuliert dem Bürgermeister zu einer „hervorragenden Arbeit“.
Friedrich Bacmeister von den Grünen war der Vorsitzende des Stadthaus-Ausschusses und ist sichtbar erleichtert: „Wir haben nach so langer Zeit endlich eine gute Lösung.“ Die Politik freut sich also geschlossen über einen Umzug von 185 Verwaltungsmitarbeiter bis zum Frühjahr 2025. Es soll überaus schnell gehen.
Was aus den beiden Anfang der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts gebauten Häusern wird, ist noch unklar. Der Verkauf der Immobilie wird in jedem Fall Geld in die Stadtkasse schwemmen, genau wie die wirtschaftliche Nutzung des Grundstücks am S-Bahnhof für die Stadt eine Geldeinnahme bedeutet.
Stadt Bergisch Gladbach zahlt 1,2 Millionen Euro Miete
1,2 Millionen Euro Miete wird die Stadt jährlich zahlen müssen. Künftige Mietpreiserhöhungen sind gedeckelt. Der Vertrag mit dem Eigentümer – einer Heidelberger Immobiliengesellschaft – geht erst einmal über 25 Jahre. Diese Miete, so heißt es im Ausschuss, sei „nachvollziehbar angemessen“. Die Stadt hat dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben.
Einen einzigen Wermutstropfen gibt es dann allerdings doch. Und den formuliert der CDU-Fraktionsvorsitzende Metten: Die Stadt wird als Mieter kein Vermögen schaffen, sondern konsumieren. Aber – und da sind sich dann wieder alle einig – in der Gegenüberstellung von Miete und Neubau ist die Miete in jedem Fall die sichere und nach Einschätzung von Politik und Verwaltung auch die wirtschaftlich bessere Lösung.
Chronik eines Happy-Ends
Als die Idee eines neuen Stadthauses im August 2016 zum ersten Mal auf die Tagesordnung kam, da war die Rede von 33 Millionen Euro. Wohlgemerkt für einen Neubau. Als Standort war das Gelände am S-Bahnhof ausgewählt. In den folgenden Jahren wurde klar, dass diese 33 Millionen nie und nimmer reichen würden.
Im April 2018 war von 43 Millionen Euro die Rede. Das Projekt sollte auf 45 Millionen Euro gedeckelt werden. Dann gab es einen Wettbewerb und der viel gelobte Siegerentwurf kostete 53 Millionen Euro. Daraus wurden im Handumdrehen 59 Millionen – und dann waren es auch schon 62 Millionen Euro. Mit jeder Ausschusssitzung wurde es teurer.
Anfang 2021 geisterte die Zahl von 100 Millionen Euro Baukosten durch die Gladbacher Politik und Verwaltung. Im März 2021 stoppte Bürgermeister Frank Stein das Projekt. Die Arbeit von über fünf Jahren wurde in den Papierkorb geworfen. Die Kreisstadt stand damit vor einem Scherbenhaufen und der Frage, wie es weitergehen soll. Im Gespräch war, dass auf dem Zanders-Gelände neu gebaut werden sollte. Dann kam die Idee auf, man könne auf die vorhandene Rhein-Berg-Passage das Stadthaus aufsatteln. Alle diese Ansätze waren aber letzlich Fehlschläge. Und dann kam schließlich mit dem leerstehenden Bau der Versicherung das Happy End. (nie)