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FlüchtlingsheimSportpolitiker in Bergisch Gladbach sitzen in der Zwickmühle

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem brach liegenden Aschenplatz stehen Pfützen.

Auf dem Aschenplatz neben der Belkaw-Arena in Bergisch Gladbach will die Stadt eine große Unterkunft zur Unterbringung von Geflüchteten bauen.

Die Entscheidung im Fachausschuss für Sport, auf dem Aschenplatz an der Belkaw-Arena eine dauerhafte Unterkunft zu bauen, fällt denkbar knapp aus.

Man könnte denken, dass die Politik keine andere Wahl hat bei der Frage, ob auf einem als Parkplatz genutzten Aschenplatz an der Paffrather Straße eine dringend benötige Flüchtlingsunterkunft gebaut wird. Aber das stimmt natürlich nicht. Man kann auch darüber streiten. In der intensiven Debatte im Ausschuss für Sport und Kultur geht es aber nur vordergründig darum, wer im Recht ist: die Stadt, die hier Geflüchtete unterbringen will, oder der Stadtsportverband, der sagt: Hier nicht. Hier müssen die Fans parken können. Die Entscheidung ist am Ende denkbar knapp ausgefallen.

In der ausgiebigen Diskussion am Dienstagabend geht es viel mehr um die Grundsatzfrage: Wie viel ist der Stadt Bergisch Gladbach der Sport überhaupt wert? Das Thema, was jetzt aus dem mit Dioxin verseuchten Aschenplatz werden soll, ist dafür der Auslöser. Die Sprecher aller Fraktionen im Fachausschuss betonen unisono: „Mein Herz schlägt für den Sport.“

Wir sitzen hier zwischen Stühlen, wo wir nicht sitzen sollten
Willy Bartz, fraktionslos

Doch trotz ihres Plädoyers für den Sport befinden sie sich in einer Zwickmühle: „Wir sitzen hier zwischen Stühlen, wo wir nicht sitzen sollten“, beschreibt Willy Bartz, bis vor kurzem noch FDP, jetzt fraktionslos, die Qual der Entscheidung. Einerseits ist die Stadt verpflichtet, für die Unterbringung der Geflüchteten zu sorgen. Andererseits ist es die Aufgabe dieses Fachausschusses, die Interessen des Sports zu wahren. Ein Dilemma, um das auch Dettlef Rockenberg als ehemaliger Fachbereichsleiter für Schule und Sport weiß.

Aber jetzt ist er Vorsitzender des Stadtsportverbandes. „Ja, es geht um die Umwidmung für einen wichtigen kommunalen Zweck“, sagt er und wird trotzdem richtig wütend: „Mich stört der Reflex: Da steht ein Tor, der Platz kann weg.“ Als Beispiel nennt er den Sportplatz in Katterbach. 2015 diente er als Zeltlager für Flüchtlinge, aktuell als Dauernutzung für die Schulerweiterung. Seit 2015 sind insgesamt 46.500 Quadratmeter Sportflächen umgewidmet worden, hat Rockenberg ausgerechnet: „Es kann nicht sein, dass immer der Sport hinten runterfällt.“

Stadtsportverband fordert Mitbestimmungsrecht

Der Stadtsportverband werde in Entscheidungen nicht einbezogen, kritisiert er: Nicht bei der Entwicklung des Zanders-Geländes, nicht bei der Entscheidung über den Sportplatz an der Paffrather Straße. Rockenberg fordert: „Der Sport ist bei allem mitzudenken.“ Eigentlich müsste dies eine Selbstverständlichkeit sein. Denn im „Pakt für den Sport“ aus dem Jahr 2015 erklären Stadt und Stadtsportverband, dass sie „den Sport in Bergisch Gladbach gemeinschaftlich weiterentwickeln und umfassend fördern möchten.“

Niemand im Ausschuss will die beiden Themen „Flüchtlinge“ und „Sport“ gegeneinander ausspielen. Alle stellen sich an die Seite des Stadtsportverbandes. Keiner macht sich die Entscheidung am Ende leicht. „Wir sind hier, um Verantwortung zu übernehmen und vertrauen deshalb dem Verwaltungsvorschlag, dass keine alternative Fläche zur Verfügung steht“, sagt Dominik Klaas (SPD). Gleichzeitig müsse aber an anderen Stellen der Stadt, Platz für Bewegung geschaffen werden. Rainer Dettmar (Grüne) sieht das auch so: „Wir müssen diese Entscheidung zum Anlass nehmen, mehr Raum für Bewegung zu schaffen.“

Die CDU will mit ihrer Ablehnung zum Ausdruck bringen, dass sie in diesem Ausschuss den Schwerpunkt auf den Sport-Aspekt lege: „Das Stadion ist die zentrale Sportstätte in der Stadt. Wir müssen alles tun, um sie zu sichern“, sagt Robert Martin Kraus.

Mit der knappen Mehrheit von 9 Stimmen (Grüne, SPD und Willi Bartz, fraktionslos) wird beschlossen, dass die dauerhafte Flüchtlingsunterkunft auf dem alten, brach liegenden Aschenplatz gebaut werden soll. Die Kosten für den Modulbau werden auf 14 Millionen Euro geschätzt. Damit einher geht die Sanierung des Platzes, Kostenpunkt: 1,5 Millionen Euro. Das letzte Wort hat aber noch der Stadtrat.