Spuren im Boden und an Gebäuden: Neue Kalksteinroute gibt Einblicke in die Zeit, als das Bergische Land noch an einem tropischen Meer lag.
KalksteinrouteAuf den Spuren der Urzeit durch Bergisch Gladbach
Palmen am Rathaus, ein Sandstrand vor dem Bergischen Löwen und Wellen eines tropischen Meeres, die sich neben der Villa Zanders brechen. So ähnlich hätte es aussehen können, wenn Bergisch Gladbach vor rund 375 Millionen Jahren bereits existiert hätte. Damals nämlich, im Erdzeitalter des Devon, lag das Bergische Land in Äquatornähe, befand sich das Gebiet der heutigen rheinisch-bergischen Kreisstadt an einem warmen Flachmeer vor der Küsten eines riesigen Urkontinents.
Die Stein gewordenen Spuren dieser Zeit sind bis heute vielerorts im Stadtgebiet zu entdecken. Und eine neue Kalksteinroute, die der selbstständige Geologe Sven von Loga für die Stadt erstellt und in einem diese Woche präsentierten Faltblatt beschrieben hat (im Gelände nicht markiert!), leitet durch diese faszinierende Urzeit-Spurensuche. Die Redaktion ist den detaillierten geologischen Beschreibungen gefolgt.
1) Nicht vor, sondern auf der Rückseite des Rathauses Stadtmitte geht's los. Hier sind die „gebankten Kalke“ der Paffrather Kalkmulde, die beim Bau 1906 verwendet wurden, laut von Loga besonders gut zu erkennen.
Dann geht's ein Stück die Paffrather Straße hinauf, links durch die Passage in die Grüne Ladenstraße, dort rechts und auf dem Gehweg hinter dem früheren Marktkauf entlang zu den Kalköfen der Grube Cox.
Wo in Gladbach früher Kalk für die Bauwirtschaft gebrannt wurde
2) In ihnen wurde früher aus Kalkstein Löschkalk zur Herstellung von Putz, Mörtel, Kalksandstein, Kalkfarbe und Zementklinker gewonnen.
Vor den Kalköfen auf einem Pfad nach rechts hinauf zur Paffrather Straße, diese überqueren und schräg rechts Röntgenstraße hinauf zum Friedhof St. Laurentius. Dem Weg nach rechts folgen, am zweiten Abzweig links zum Rondell.
3) Links davon ist ein versteinerter Ammonit (Urzeittier Kopffüßler) in einen Grabstein eingearbeitet. Zurück zum Querweg, auf diesem links und die nächste links.
4) Nach einigen Metern ist linksein Grottensteingrab aus Kalkstein zu sehen.
Den Weg weiter bergauf und an der zweiten Möglichkeit rechts zum Friedhofsausgang, dann links und nächste rechts (Am Reiferbusch) bergab, dann auf Hornstraße rechts bergab zur Laurentiusstraße. Auf dieser rechts, dann links in „Am Broich“, über Odenthaler Straße, bis links der Karl-Schmidt-Weg (Treppe) abzweigt.
Mit Kalkstein wurde gebaut, verziert und Toten die letzte Ehre erwiesen
5) Die Stützmauern sind aus regionalen Kalksteinen erbaut.
6) Ebenso die Gartenmauern an der Straße „Am Mühlenberg“. Nächste Straße (An der Strunde) rechts abbiegen, zur Odenthaler Straße, dort rechts, dann links durch den Rosengarten.
7) Im Sockel des Hauses am Rosengarten 19 sind Fossilien zu sehen.
8) Im freigelegten Teil der Strunde im Buchmühlenpark liegen Grauwackeblöcke.
Wir biegen gleich die erste Möglichkeit links ab, gehen zurück zur Odenthaler Straße, an dieser rechts.
9) An der Rückseite des EVK-Mitarbeitendenparkplatzes gegenüber der Einmündung der Odenthaler auf die Hauptstraße ist eine Kalksteinfelswand zu sehen.
10) Der Hauptstraße nach rechts folgen, dann vor der Evangelischen Kirche links zum historischen Friedhof (hinter dem „Quirl's“). Der ist zwar verschlossen, die Grabsteine lassen sich aber auch vom Tor aus sehen.
Dann auf der anderen Seite der Gnadenkirche den Quirlsberg hinauf. Oben geradeaus auf den Evangelischen Friedhof.
Grabsteine, in denen Fossilien schlummern auf dem Quirlsberg
11) Direkt am Eingang besteht der zweite Grabstein links (Familie Höller) laut Sven von Loga aus Wirbelaukalk.
Zurück zur Straße, auf diese links, links am Rundbau auf dem Quirlsberg vorbei zum:
12) Alten Wasserturm auf dem Quirlsberg, der aus dichten Kalksteinen erbaut ist – allerdings ohne Fossilien.
Hinterm Turm geht's rechts bergab, auf dem Querweg links bis zur Bensberger Straße und an dieser rechts bergab.
13) Am neuen Bürgerwald ist am Hang ein mächtiger Felsen des anstehenden Kalks zu sehen.
Eine Felswand am Gasthaus und ein durch Gladbach wandernder Brunnen
14) Hinunter zur Straße Schnabelsmühle, diese am Turbokreisel überqueren und auf dem Fußweg zum Gasthaus Paas, hinter dem ein Felssporn zu sehen ist – aus Plattenkalken. Vor Ort informiert auch eine Tafel des Gladbacher Geopfads.
15) Wir drehen uns um 180 Grad und sehen den hellen Hildebrandschen Marktbrunnen, der im Volksmund auch „Wanderbrunnen“ genannt wird, weil er so oft versetzt wurde.
Der von Bildhauer Adolf von Hildebrand im Auftrag des Verschönerungsvereins nach einer Spende von Anna und Richard Zanders geschaffene Brunnen ist aus sehr fossilreichem Kalk erstellt.
16) Wer eine Ahnung vom Fossilienreichtum Bergisch Gladbachs erhalten möchte, kann einige Exemplare der städtischen Sammlung im Obergeschoss des Foyer des Bürgerhauses Bergischer Löwe sehen, allerdings sollte die Ausstellung vor Jahren überarbeitet werden und ist bis heute nur ausschnittsweise zu sehen.
17) Zurück auf dem Platz vor dem Bergischen Löwen wenden wir uns nach rechts und gehen zur katholischen Kirche St. Laurentius, die laut Geologe Sven von Loga aus den „typischen Plattenkalken“ Bergisch Gladbachs erbaut wurde. Das von ihm erstellte Faltblatt ist ein wertvoller Begleiter.
Eine kostenlose Führung über die Kalksteinroute bietet die Stadt am Donnerstag, 6. Juni, um 17 Uhr an. Treffpunkt: Rathaus Stadtmitte. Dabei werden der Geologe Sven von Loga sowie Gabriele Malek und Anna-Lena Rohde Hintergründe zur Route erklären und den Weg noch erlebbarer machen. Die Plätze sind begrenzt, um Anmeldung wird gebeten an a.rohde@stadt-gl.de.